Vom Innersten auf die Leinwand
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Heiko Günther hat vor rund vier Jahren in der Therapie zurück zur Malerei gefunden. In Waldheim stellt er seine Werke nun zum ersten Mal aus.
© Quelle: Sven Bartsch
Waldheim. Geteiltes Leid ist halbes Leid und geteiltes Glück ist doppeltes Glück – so sieht es jedenfalls Heiko Günther. Und am Sonnabend bringt der in Rochlitz lebende Agraringenieur diese Philosophie in die Waldheimer Schlossstraße. In der dort ansässigen Galerie der Francois Maher Presley Stiftung für Kunst und Kultur eröffnet Günther um 17 Uhr seine erste Ausstellung mit eigener Malerei. Der Titel: „Von innen nach außen – abstrakt und konkret“.
Siedepunkt vor vier Jahren
Wie seine Berufsbezeichnung schon verraten mag, ist Günther kein studierter Künstler. Er selbst bezeichnet sich als Autodidakt, hat schon im Kindesalter gerne gezeichnet. Zu sehen gibt es ab Sonnabend und noch bis Ende August jedoch insgesamt 19 Werke, die alle in den letzten Jahren entstanden sind. „Vorher war ich lange aufs Arbeitsleben konzentriert. Da war das Abschalten einfach schwierig“, so Günther. Vor etwa vier Jahren war schließlich der Siedepunkt erreicht. „Es ist ziemlich viel kaputt gegangen. Deshalb habe ich mich dann in therapeutische Hilfe begeben, um an mir und der Beziehung zu meiner Familie zu arbeiten“, sagt Günther rückblickend.
Therapie durch Malerei
„Zur Malerei bin ich in der Therapie zurückgekommen und habe so gelernt, Gefühle in Bildform auszudrücken, die ich nicht in konkrete Worte fassen konnte.“ Der Prozess ist dabei nicht immer der gleiche. Mal tobt sich Günther in 50 Minuten mit Tempera-Farben auf einem mehr als drei Quadratmeter großen Zeichenkarton aus, mal pinselt er stundenlang Acrylfarben auf Leinwand. Das hilft Günther, in sich hinein zu schauen und gewissermaßen das zeichnende Kind von damals wieder herauszulassen, das er so lange in sich weggesperrt hatte. Doch seine Kunst dient nicht nur dem reinen Selbstzweck, wie Günther zu verstehen gibt: „Ich hoffe, dass andere meine Bilder auf sich wirken lassen, sie für sich interpretieren, anfangen Fragen zu stellen und mit anderen darüber ins Gespräch kommen.“ Der Autodidakt versucht mit seiner Kunst nicht nur sich, sondern auch anderen neue Blickwinkel zu eröffnen.
Überwindung ist notwendig
Sein Innerstes auf diese Weise nach außen zu tragen, war keine leichte Entscheidung für den Rochlitzer. „Dazu gehört viel Überwindung und es ist ja auch kein leichter Stoff. Sollte Kritik kommen, muss ich damit leben, aber kann sie auch annehmen und darüber nachdenken“, so Günther zuversichtlich.
Ausstellung bis Ende August
Wer selber einmal die hektische Welt kurz hinter sich lassen, für einen kurzen Moment einen Schritt zurücktreten und schauen möchte, welche Wirkung Heiko Günthers Gemälde haben können, kann entweder am Sonnabend zur Eröffnung kommen oder einen Termin vereinbaren. Denn reguläre Öffnungszeiten gibt es nicht. Ansprechpartner ist Ingo Ließke, der die Galerie für die Francois Maher Presley Stiftung für Kunst und Kultur ehrenamtlich betreut und telefonisch unter 0176/43802589 erreichbar ist.
Von André Pitz
LVZ