Feuerwehr Döbeln gibt Ordnungsamtsleiter einen Korb
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Beim Lagerfeuer in seinem Ruhestand soll Jürgen Müller immer an die Döbelner Feuerwehr denken. Die schenkte ihm zum Abschied einen Feuerkorb.
© Quelle: Thomas Sparrer
Döbeln. Das neue Jahr ist kaum drei Monate alt, da hat die Feuerwehr Döbeln schon wieder 54 Einsätze absolviert. Und das bis Freitag, als die Kameraden der Gemeindefeuerwehr Döbeln mit allen ihren Ortswehren ihre Jahreshauptversammlung im Volkshaus abhielten. 95 der insgesamt 153 aktiven Kameradinnen und Kameraden waren gekommen, um Bilanz zu ziehen und auch wegen einem Abschiede und einem Neubeginn.
Allein 86 Unfälle auf Autobahndauerbaustelle
286 mal war Döbelns Feuerwehr im vergangenen Jahr ausgerückt. „Das ist eine enorme Zahl für eine Freiwillige Feuerwehr. Und wenn ich nach aktuell schon wieder 54 Einsätzen in diesem Jahr an Trockenheit und Wasserknappheit im nächsten Sommer denke, dann graut mir jetzt schon“, sagt Döbelns Gemeindewehrleiter Steffen Janasek. Und noch etwas sorgt den Wehrleiter: „Wenn die Autobahn GmbH die nächsten Gelder bekommt und die andere Fahrbahnseite der A14 zwischen Leisnig und Döbeln baut, dann können wir uns wieder frisch machen.“ An mehrmonatigen Baustelle der A14 zwischen Döbeln und Leisnig gab es in dem einspurigen Baustellenbereich im vergangenen Jahr 86 Unfälle. 18 Mal musste die Feuerwehren anrücken. An vieles hätten die Planer beim Bauen gedacht, aber nicht an eine Ausrückeordnung für die Feuerwehren. Das sei erst auf gemeinsames Drängen der Wehren und des Kreisbrandmeisters gemeinsam mit der Rettungsleitstelle geschehen. „Das muss es beim nächsten Bauabschnitt von Anfang an geben“, so der Gemeindewehrleiter.
Lob gibt es von ihm für die Kameradinnen und Kameraden. „Ich war mehrfach mit als Gruppenführer bei Einsätzen dabei. Es war toll zu sehen, wie professionell und routiniert unsere Mannschaft arbeitet.“ Auch die Stadt Döbeln bekommt Lob für die gute Ausstattung der Wehr. Gerade das neue akkubetriebene Spreiz- und Schneidwerkzeug leistete bei den Autobahneinsätze gute Dienste. Ruckzuck konnten die Kameraden damit eingeklemmte Fahrzeugführer freischneiden und dem Rettungsdienst übergeben.
Auch künftig steht die Stadt Döbeln zu ihren Ortswehren, versicherte Oberbürgermeister Sven Liebhauser. „Unsere Wehr ist eine der größten und leistungsstärksten im Landkreis“, so Liebhauser. Das spiegelt sich auch im gerade beschlossenen Doppelhaushalt 2023/24 wieder. Im April wird der Stadtrat den Auftrag für den Kauf eines neuen Hilfeleistungslöschfahrzeuges für 653.000 Euro vergeben. Die Kosten dafür seien extrem explodiert. Dennoch werde das Fahrzeug angeschafft. Geliefert werden kann es aber voraussichtlich erst Ende 2024/Anfang 2025. Auch ein neue Gerätewagen für 355.000 Euro, neue Atemschutzgeräte für 49.000 Euro, Einsatzkleidung für 25.000 Euro und neue Technik für die Einsatzzentrale (33.000 Euro) stehen auf dem Einkaufszettel der Stadt. Und dazu die Planung des neuen Gerätehauses in Lüttewitz.
Manchmal würde auch ein Eimer Wasser reichen
Neben vielen dramatischen Einsätzen gehören auch Türnotöffnungen in Größenordnungen zum täglichen Brot der Wehr. Und auch unnütze Einsätze, etwa wegen fehlerhaften Brandmeldeanlagen. Viele Firmen lassen diese aber jetzt besser warten, weil die Stadt ihre Gebühren für solche Einsätze der Wehr deutlich angehoben hat. Manchmal wünschte sich Gemeindewehrleiter Steffen Janasek aber auch von den Bürgern etwas mehr Umsicht. Das sei zuletzt in der Silvesternacht deutlich geworden. „Auf unseren Dörfern holt ein Anwohner einen Eimer Wasser, wenn die Pappreste einer Feuerwerksbatterie auf dem Gehweg vor sich hin brennen. In der Stadt wird vom Fenster aus die Feuerwehr gerufen und dann der Minieinsatz mit dem Handy gefilmt“, ärgert sich der Gemeindewehrleiter. Besonders die Döbelner Feuerwehr, die die Hauptlast der Einsätze und besonders die Tageseinsatzbereitschaft schultert, will der Gemeindewehrleiter mit einer neuen Ausrückeordnung etwas entlasten.
Feuerkorb zum Abschied
Verabschiedet hat sich die Döbelner Gemeindefeuerwehr auf ihrer Jahreshauptversammlung vom Döbelner Ordnungsamtsleiter Jürgen Müller. Der 66-Jährige geht Ende April in den Ruhestand. Die letzten 32 Jahre hatte er als Schnittstelle zu Stadt, Stadtrat und Feuerwehrverein die positive Entwicklung der Feuerwehr im Gemeindegebiet geprägt. Mit einem extra angefertigten Feuerkorb bedankten sich die Feuerwehrleute bei ihm. „Du sollst künftig bei jedem keinen Lagerfeuer in deinem Garten an uns denken“, so Wehrleiter Janasek. Jürgen Müller blickte noch einmal auf die letzten 41 Jahre mit der Feuerwehr zurück. Denn als 24-jähriger Bürgermeister von Ebersbach begann seine Verantwortung für die Brandschützer. Er erinnerte an die Brandstiftungen in der Wendezeit, die fast wöchentlichen Bombendrohungen in den 1990-er Jahren, an den Wahnsinn des Hochwassers 2002, der alle nahezu unvorbereitet traf und daran, wie es beim Hochwasser 2013 deutlich besser lief.
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Im selben Atemzug stellte sich am Freitagabend Jürgen Müllers Nachfolger Frank Bennemann (41) vor. Ab April startet er als Ordnungsamtsleiter, zunächst einen Monat lang gemeinsam mit Jürgen Müller und ab 1. Mai dann allein.
LVZ