Flut und Schlagerstars: Fährhaus Gruna schaut auf 25 Jahre voller Höhen und Tiefen zurück
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Antje Bieligk und Lebensgefährte Helmut Reiche führen seit 25 Jahren erfolgreich das Grunaer Fährhaus und betreiben die kleine Muldefähre zwischen Hohenprießnitz und Gruna.
© Quelle: Steffen Brost
Gruna. Silberhochzeit im Fährhaus. Auch wenn Wirtin Antje Bieligk und Lebensgefährte Helmut Reiche keine 25 Jahre Ehe auf dem Buckel haben, gibt es in ihrem Fährhaus in diesem Jahr ein ganz besonderes Jubiläum zu feiern. Denn vor 25 Jahren kaufte die heute 60-jährige Wirtin das Fährhaus Gruna von der Gemeinde. „Ich hatte nach der Wende ein Grill- und Imbissgeschäft und übernahm für Veranstaltungen oft das Catering. 1997 schrieb Laußig das Fährhaus zum Kauf aus. Ich bewarb mich, stellte mein Konzept den Gemeinderäten vor und bekam den Zuschlag“, erinnert sie sich.
Fährrecht und Fährverpflichtung erworben
Doch zusammen mit dem Wirtshaus hatte Antje Bieligk auch noch etwas anderes erworben. Und zwar Fährrecht und Fährverpflichtung für die kleine Fähre, die auf der Mulde zwischen Gruna und dem Schlosspark Hohenprießnitz auf der anderen Seite des Flusses pendelt. „Das Fährhaus war ziemlich heruntergekommen. Wir mussten viel Geld reinstecken, bis wir am 1. Mai 1998 die große Eröffnungsparty feiern konnten“, so die Gastronomin. Damals trat auch Helmut Reiche in ihr Leben. Beide kannten sich schon länger, weil Helmut, der Bruder des Grunaer Biobauern, damals das Fährhaus mit Produkten versorgte. „Seitdem sind wir zusammen, ich übernahm als Fährmann die Fähren und bringe die Menschen von einer Muldeseite zur anderen“, sagte der 67-Jährige.
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Die Wirtin könnte viel erzählen. Sie erinnert sich an viele schöne Fährfeste mit Krönung der Muldekönigin, an sächsische Ministerpräsidenten, die hier zu Mittag aßen und Schlagerstar Florian Silbereisen, der hier schon auftrat. Zu den positiven Erlebnissen gehört zudem der Bau der drei Ferienappartements im Jahre 2016. Doch es gab auch Tiefen in diesen 25 Jahren. Dazu zählen zweifellos die beiden Hochwasser 2002 und 2013. Beide Male erwischte die Flut das Fährhaus mit voller Wucht.
Fähre war 2002 verschwunden
„Einen halben Meter hoch stand das Wasser. Vieles war kaputt gegangen. Es hat viel Kraft und Zeit gekostet, alles wieder aufzubauen. Dank großer Unterstützung haben wir das geschafft. Jetzt hoffen wir, dass der millionenschwere Hochwasserschutz in der Region hilft, wenn die Mulde mal wieder aus ihrem Bett tritt“, hofft Bieligk.
Aus der Historie des Fährhauses
Seit 1806 sind die Orte Gruna und Hohenprießnitz mit einer Fähre verbunden, früher noch eine sogenannte Wagenfähre, mit der auch Autos übergesetzt werden konnten. Des Weiteren existierte ein Holzkahn, der mittels Paddel oder Stakstange angetrieben wurde. Vor 1806 gab es bis ins Mittelalter eine Brücke. 1832 wurde das heutige Lokal Fährhaus vom Grafen von Hohenthal erbaut. Im 20. Jahrhundert wurde die Fähre größtenteils von der berufstätigen Bevölkerung genutzt. Heute dient sie überwiegend Wanderern und Fahrradfahrern, um den Fluss zu überqueren. Sie verbindet den Muldental-Radwanderweg und ist die Anbindung an die Dübener Heide. Bis zu 12 Personen mit oder ohne Fahrrad können gleichzeitig auf das andere Ufer gebracht werden.
Auch wenn die nicht so guten Erinnerungen an die Flut überwiegen, sorgt eine Episode immer wieder für ein Schmunzeln. Beim Hochwasser 2002 war plötzlich die Fähre verschwunden. Sie hatte sich losgerissen und war in Richtung Bad Düben verschwunden. „Wir haben wie verrückt gesucht. Auch zwei Hubschrauber haben von oben nach der Fähre Ausschau gehalten. Doch sie fanden nichts. Bis Antje mir plötzlich sagte, sie habe sie gesehen, als sie aus einem Fenster schaute. Und tatsächlich, keine 600 Meter weg lag sie am Ufer. Leicht beschädigt, aber sonst in Ordnung. Mit viel Mühe haben wir sie wieder zurück an ihre alte Stelle gezogen“, erzählte Helmut Reiche.
Seitdem bringt sie jeden Tag zwischen 10 und 18 Uhr wieder Radfahrer und Wanderer sicher über die Mulde. Auch bei der bevorstehenden Pfingstparty wollen Antje Bieligk und Helmut Reiche an 25 Jahre Fährhaus erinnern. „Wir haben ein tolles Programm auf die Beine gestellt. So gibt es am Sonntag ab 10 Uhr im Biergarten mit Schlagersängerin Ramona Schneider und einen Tag später Livemusik mit der Generation B und der Dixielandband Old Fair City Stompers.
LVZ