Bad Düben: Die neue Ausstellung steht im Regal
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Franziska Heßler-Husung an einem Regal im Depot des Museums. Hier ist die neue Dauerausstellung gewissermaßen schon „aufgebaut“. Auf Zetteln an Regalfächern ist vermerkt, welche Ausstellungsstücke in welchen Raum kommen.
© Quelle: Wolfgang Sens
Bad Düben. „Raum 09/EG Landschaft Visitenkarte Geologie“ ist ein Regal im Depot des Landschaftsmuseums Dübener Heide beschriftet. Auf den einzelnen Ablagen stehen Kisten mit verpackten Objekten. „Das ist gewissermaßen die neue Dauerausstellung“, sagt Franziska Heßler-Husung und zeigt in die Weite des Raumes. Ein paar Reihen weiter säubert Manuela Bergel einen Kupferstich von Hermann Schiebel. Auch dieser findet in einem der Regale seinen vorläufigen Platz.
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Manuela Bergel legt einen Kupferstich um 1945 von Hermann Schiebel in ein Regal im Depot des Landschaftsmuseums Dübener Heide in Bad Düben.
© Quelle: Wolfgang Sens
Sichten, messen, fotografieren, erfassen
Bis zur neuen Dauerausstellung im Bad Dübener Museum ist es noch ein gutes Stück Weg. Hunderte Kisten sind nach der erfolgten Sanierung aus den Lagerräumen nun zurück im Amtshaus. Die Mitarbeiterinnen und Leiterin Yvette Steuer müssen sie auspacken, sichten, ordnen und den Inhalt, falls noch nicht erfolgt, fotografieren, vermessen und systematisch erfassen. Mitten drin in diesem Prozess ist Thomas Ebersbach vom Leipziger Büro Exposition Ebersbach, Museografie & Ausstellungsgestaltung – der die Objekte auch aus der Sicht des Gestalters mit Blick auf Größe von Vitrinen und Räumen betrachtet und bewertet.
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Eine Wandvase in Herzform (um 1950) mit dem Motiv der 1000-jährigen Burg.
© Quelle: Wolfgang Sens
Hunderte Kisten müssen ausgepackt werden
Das alles ist Kleinarbeit, Segen wie Fluch zugleich. Vieles von dem, was seit Jahrzehnten im Fundus lagerte und im bisherigen Museumsbetrieb keine Verwendung fand, ist noch nicht erfasst. „Deshalb ist es wichtig, dass wir wirklich jede Kiste in die Hand nehmen, uns jedes einzelne Objekt anschauen“, sagt Yvette Steuer. Das kostet viel Zeit, bietet anderseits aber die Chance, dabei so manches „Schätzchen“ zu entdecken, das vielleicht in die aktuelle Schau eingearbeitet werden oder für die eine oder andere Sonderausstellung gedanklich abgespeichert werden kann. Sorgsam muss zudem Stück für Stück handschriftlich ins Inventarbuch eingetragen werden. Am Ende werden es mehrere Bände sein, die Auskunft über jedes Objekt geben, soweit die Daten und Fakten überhaupt noch recherchiert werden können.
Drehbuch für neue Ausstellung umfasst rund 1500 Seiten
Was in den Räumen wie gezeigt und welche Geschichte erzählt wird, ist im 1500 Seiten umfassenden Drehbuch, das der Stadtrat bestätigt hat, festgezurrt. Jetzt geht es an die Feinabstimmung. Yvette Steuer hat das Konzept gemeinsam mit Thomas Ebersbach erarbeitet. Nun wird es auch gemeinsam umgesetzt. Ein spannender Prozess, wie Yvette Steuer stets betont. Die Dauerausstellung, gewissermaßen das Aushängeschild eines Museums, neu zu gestalten, Stadtgeschichte anders als bisher und innovativ zu erzählen, dabei multimediale Darstellungsformen zu integrieren, ist nicht vielen ihrer Kolleginnen und Kollegen vergönnt.
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Eine Eieruhr. Das ist eines der Objekte, das jetzt für den Fundus des Landschaftsmuseums Dübener Heide archiviert wurde.
© Quelle: Wolfgang Sens
Landschaftsmuseum ist seit August 2017 geschlossen
Seit August 2017 ist das Museum samt Dauerausstellung geschlossen. Im Herbst startete die aufwendige Sanierung des vom Hochwasser 2013 geschädigten, instabilen Burgberges. Seit 2019 wurde im Amtshaus gebaut. Ein komplizierter baulicher Prozess, der erst vor einigen Wochen abgeschlossen wurde. Nach und nach können die barrierefrei erreichbaren Räume nun mit Inhalten gefüllt werden. Das Konzept steht, so Yvette Steuer. Der Stadtrat begleitet den Prozess. Jetzt war der Ausschuss für Technik und Kurortentwicklung vor Ort, um sich über den Stand der Dinge zu informieren.
In den nächsten Jahren werden weitere Objekte restauriert
Noch sind die künftigen Ausstellungsräume in den beiden Etagen leer, einzig in einem lagern Regale und Ablagen der Drogerie Schultze, die nach erfolgter Reparatur in einer Landsberger Fachwerkstatt seit Anfang März zurück in Bad Düben sind. In diesem Jahr stehen noch 20 000 Euro zur Verfügung, um auch den anderen Teil der historischen Verkaufsstätte zu restaurieren. In den nächsten Jahren werden zudem im Haushalt Mittel für die Restaurierung weiterer Objekte bereitgestellt.
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Das ist eines der Objekte, das jetzt für den Fundus des Landschaftsmuseums Dübener Heide archiviert wurde.
© Quelle: Wolfgang Sens
Wo und wie werden rund 80 000 Objekte sachgemäß gelagert?
Doch es geht nicht allein um die inhaltliche Gestaltung, auch organisatorisch sind viele Fragen zu klären, beispielsweise zur Funktionalität der Räume, zu Lagermöglichkeiten von Inventar und Technik. Seit 1. März unterstützt der Hausmeister des Rathauses die Mitarbeiter vor Ort, hilft unter anderem bei Lager- und Transportarbeiten. Und es gibt noch einen Aspekt. Viele der Objekte sind Leihgaben oder Geschenke. „Die Menschen haben uns diese anvertraut. Selbst, wenn sie nur einen ideellen Wert haben mögen, erzählen sie dennoch Stadtgeschichte“, so Bürgermeisterin Astrid Münster (FWG). Deshalb geht es nicht nur darum, dies alles zu erfassen sondern auch professionell zu lagern. Wie, darüber macht sich auch der Stadtrat Gedanken. Für rund 80 000 Objekte müssen die idealen Lager-Bedingungen geschaffen werden, macht Münster deutlich. „Es geht vor allem um die, die in der Dauerausstellung vorerst keinen Platz finden.“ Mit Depots im Museum und in der Ritterstraße sowie einer Halle im Körbitzweg gibt es Möglichkeiten – ob sie ausreichen und passen, wird nun ebenfalls zu bewerten sein.
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Ein Tischroller zum Säubern von Tischoberflächen. Das ist eines der Objekte, das jetzt für den Fundus des Landschaftsmuseums Dübener Heide archiviert wurde.
© Quelle: Wolfgang Sens
Gesamtkosten belaufen sich auf rund eine halbe Million Euro
Rund eine halbe Million Euro kostet die Gestaltung von neuer Ausstellung inklusive Arbeitsräumen, Depot und Burgwächterhäuschen. 45 Prozent übernimmt die Stadt, 55 Prozent werden über Mittel des SMWK und des Leipziger Kulturraumes finanziert. Gern würden Museum und Stadt auch den Bad Dübenern zeigen, welche gravierenden Veränderungen sich in den letzten Monaten in dem historischen Gebäude auf dem Burgberg vollzogen haben. Ob ein Tag der offenen Baustelle, die ja nun keine mehr ist, nochmal möglich ist, wird sich zeigen. All das hängt von der aktuellen Corona-Lage ab. Fest steht aber: Bis Ende November soll die neue Dauerausstellung im Großen und Ganzen stehen.
Von Kathrin Kabelitz
LVZ