S-Bahn-Linie S4

49-Euro-Ticket in der Region Eilenburg: Warum das Fahrrad nicht immer mit kann

Mit Fahrrad und Zug zur Arbeit: LVZ-Reporterin Laura Krugenberg musste zwischendurch aussteigen, weil es keinen Platz für ihr Fahrrad gabt.

Mit Fahrrad und Zug zur Arbeit: LVZ-Reporterin Laura Krugenberg musste zwischendurch aussteigen, weil es keinen Platz für ihr Fahrrad gabt.

Delitzsch/ Eilenburg. Mit dem Zug und Fahrrad unterwegs – für viele Menschen aus Nordsachsen und Leipzig eine umweltbewusste und nun auch günstige Alternative zum Auto. Doch nicht immer kommen Pendler und Pendlerinnen auch an ihr Ziel. Für LVZ-Reporterin Laura Krugenberg endete die Fahrt von Leipzig nach Torgau neulich mit der S4 bereits in Taucha – weil keine Fahrradstellplätze mehr frei waren, musste sie aussteigen. Eine Ausnahme?

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Nein, sagt Pendlerin Ulrike Schwiegel. Auch sie fährt regelmäßig mit der S4 von Leipzig nach Eilenburg und wieder zurück. Gerade am Nachmittag zwischen 16.30 Uhr und 18 Uhr seien die vorgegebenen Fahrradstellflächen oft voll, erzählt sie. „Meistens drücken die Zugbegleiter da ja ein Auge zu. Oder sagen gleich, in welchen Zugteil man noch einsteigen kann und wo nicht“, sagt die 43-Jährige. Trotzdem sei auch sie samt Fahrrad schon zum Aussteigen verdonnert worden.

„Eingestiegen ist eine Familie mit Kinderanhänger. Die hatten dann Priorität, da machste nichts“, so Schwiegel, die trotzdem nicht aufs Rad verzichten möchte. Etwas Angst hat sie vor dem Sommer und dem guten Wetter. „Wenn viele Leute Ausflüge machen, wird es eben richtig eng. Letztes Jahr musste da öfter mal einer draußen bleiben“, sagt sie. Das sei aber auch zu Zeiten des 9-Euro-Tickets gewesen. Sie hoffe nun, sagt Schwiegel, dass es mit dem 49-Euro-Ticket – das sie im Übrigen auch selbst nutze – keine Wiederholung gibt.

Nicht immer ist genug Stellfläche für alle Fahrräder vorhanden.

Nicht immer ist genug Stellfläche für alle Fahrräder vorhanden.

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Für den Mitteldeutschen Verkehrsbund (MDV) ist das am 1. Mai gestartete 49-Euro-Ticket bereits jetzt ein voller Erfolg. Über 90.000 Kunden und Kundinnen nutzen bereits seit Anfang Mai das Deutschlandticket. Das sei nach ersten Abschätzungen ein Zuwachs von mehr als 15 Prozent, so der MDV. Besonders Berufspendler profitieren: Für viele sind die monatlichen Kosten dadurch erheblich gesunken. Zwar sperrt das Deutschlandticket im Gegensatz zum niedrigpreisigen 9-Euro-Ticket im Sommer 2022 auch die finanziell Schwächsten aus, bleibt aber ein wichtiger Impuls der Bundesregierung, den öffentlichen Nahverkehr günstiger zu machen.

Bedenken an Nordsachsens Bahnhöfen: Pendler hoffen auf zusätzliche Stellfläche

Dennoch sind die Pendler in Nordsachsen skeptisch. „Gerade am Nachmittag konnte ich schon oft nicht in die S-Bahn einsteigen, weil alle Stellplätze belegt waren“, sagt die 35-jährige Fabienne, die in Torgau auf den Zug wartet. Sie hofft, dass mit den steigenden Fahrgastzahlen auch die Kapazitäten in den Zügen erweitert werden. Leroy aus Delitzsch nimmt seinen Roller nur selten mit in die S2. „Einmal hat mich einer angekackt, dass der im Weg steht. Aber eigentlich passt das sonst immer“, sagt der 19-Jährige.

Ganz andere Erfahrungen hat kürzlich Sabine Schleel gemacht. Die Eilenburgerin ist viel mit dem Zug unterwegs, auf ihr Fahrrad kann sie nicht verzichten, sagt sie. „Ich fahre jeden Tag und bin in ganz Nordsachsen unterwegs. In Oschatz stand ich vor Kurzem erst knapp drei Stunden am Bahnhof, weil alle Züge voll waren.“ Bereits vor dem Start des Deutschlandtickets habe sie solche Situationen erlebt, nicht selten führe das auch zu Diskussionen mit dem Zugpersonal.

Deutsche Bahn: Druck auf Zugbeleiter ist gestiegen

Ist der Zug voll, steht auch das Zugpersonal unter Druck, erklärt die Deutsche Bahn auf Nachfrage. „Das (aggressive) Verhalten einiger weniger Fahrgäste stellt unsere Kolleginnen und Kollegen vor Herausforderungen.“ Oft sei es so, dass Fahrgäste mit Unverständnis auf die beschränkte Fahrradmitnahme reagieren und aus der kostenfreien Fahrradmitnahme einen Anspruch im MDV-Gebiet ableiten. „Das führt oftmals zu ausufernden Diskussionen.“

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Die Bahn verweist darauf, dass die Vorschriften der Sicherheit aller Fahrgäste dienen. In den Zügen sei die maximale Anzahl an mitzunehmenden Fahrrädern gekennzeichnet. „Wird diese überschritten, darf der Kundenbetreuer den Zustieg mit dem Fahrrad verweigern. Nicht immer ist es möglich, dass unsere Kundenbetreuer alle Türen überblicken.“ So kann es eben passieren, dass Fahrgäste weiter mit dem Fahrrad einsteigen, obwohl die maximale Anzahl an Rädern bereits erreicht ist. „Letztendlich ist unser Kundenbetreuer in der Verantwortung, dass Fluchtwege nicht zugestellt werden, und muss dies auch durchsetzen.“

Deutschlandticket im Test: Fahrrad kann nicht immer mit

Im Test zeigt sich, dass besonders zu den Stoßzeiten morgens (zwischen 7 und 9 Uhr) und nachmittags (zwischen 15 und 17.30 Uhr) die Züge voll sind, wenn viele Berufspendler und Schülerinnen unterwegs sind. Jedoch nicht erheblich häufiger als vor dem 49-Euro-Ticket– von der Auslastung im vergangenen Sommer während der Gültigkeit des 9-Euro-Tickets ist man noch weit entfernt. Wie sich die Fahrgastzahlen in der Ferienzeit entwickeln werden, lässt sich aktuell noch nicht abschätzen. Letztendlich müssen sich Pendler und Ausflügler aber darauf einstellen, dass das Rad nicht immer mitkann.

LVZ

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