AfD-Politiker verbreitet Gerücht über tödlichen Unfall bei Eilenburg – Polizei spricht von Falschmeldung
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Am Donnerstag vor einer Woche hat sich auf der B 87 bei Eilenburg ein schwerer Unfall ereignet.
© Quelle: Steffen Brost
Eilenburg/Leipzig. Dem schweren Unfall mit mehreren Toten auf der Bundesstraße 87 am vergangenen Donnerstag soll ein Rennen mit der Polizei vorausgegangen sein. Diese Darstellung verbreitet derzeit ein AfD-Politiker. Die Polizei weist diese Aussage aber energisch zurück.
Der mutmaßliche Unfallverursacher, ein 18-jähriger Syrer, soll vor dem Unfall auf der B 87 auf einem Kaufland-Parkplatz in Leipzig mehrere Fahrzeuge gestreift haben. Anschließend soll er sich, so die Behauptung eines Parteimitglieds, eine Verfolgungsjagd mit der Polizei über Taucha bis nach Eilenburg geliefert haben.
Polizei Leipzig: „Diese Erzählung ist eine Falschmeldung“
Dieses Narrativ der Verfolgungsjagd hatte unter anderem der AfD-Stadt- und Kreisrat Ferdinand Wiedeburg in sozialen Medien und während seiner Rede auf einer Kundgebung am Mittwoch auf dem Eilenburger Markt vor rund 250 Menschen verbreitet. Er habe diese Nachricht aus informierten Kreisen, so Wiedeburg.
Die Polizeidirektion Leipzig, deren Beamte demnach den jungen Mann verfolgten, widerspricht der Darstellung auf LVZ-Anfrage: „Diese Erzählung ist eine Falschmeldung, die ich hiermit energisch zurückweise!“, sagt Polizeisprecher Olaf Hoppe. „Der Unfallverlauf wurde von der Polizeidirektion Leipzig der Öffentlichkeit bekannt gegeben und entsprechend der Fortschreitung der Ermittlungen aktualisiert“, erklärt Hoppe. „Vor dem Hintergrund des strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens sind wir dafür sogar – nach unser eigenen Einschätzung – in eine nicht ganz übliche Detailtiefe gegangen, um möglichen Spekulationen auch vorzubeugen“, so der Sprecher.
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Sollten weitere Fragen im Zusammenhang mit den teilweise sehr abstrusen Meldungen in den sozialen Netzwerken entstehen, bittet die Polizei um Information, um diesen objektiv begegnen zu können. Er befürchte, so Olaf Hoppe, mit Blick auf Inhalte der Meldungen, „dass einige Kommentatoren für das Faktische nicht mehr erreichbar sind.“
Im Vorfeld des Mittwochabend hatte auch die rechtsextreme Kleinstpartei „Freie Sachsen“ über den Messenger-Dienst Telegram für die Demo geworben, wofür sie den schweren Unfall mit vier Todesopfern auf der B 87 ebenfalls instrumentalisierte. Die „Freien Sachsen“ machen die „Asylflut“ und die Politik der Bundes- und Landesregierung verantwortlich.
Nach bisherigem Ermittlungsstand hatte der Mercedes-Fahrer am Donnerstag vor einer Woche aufgrund zu hoher Geschwindigkeit die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren, was eine Kettenreaktion auslöste. Letztlich waren vier Pkw und ein Lkw an dem Unfall beteiligt – vier Menschen starben, drei wurden schwer verletzt. Der 18-Jährige war zudem ohne Fahrerlaubnis unterwegs. Gegen ihn wird aktuell unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und des Verdachts des Fahrens ohne Fahrerlaubnis ermittelt.
Update am 23.3.23, 18:44 Uhr:
Die AfD erklärt inzwischen, dass es sich bei der Kundgebung nicht um eine Veranstaltung der Partei gehandelt hat.
LVZ