Dienstags, donnerstags und samstags ist Wochenmarkt in Eilenburg
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Auf geordnete und gut gefüllte Händlerreihen kann Matthias Röhrborn blicken, wenn er ausnahmsweise den Rathausbalkon betritt.
© Quelle: Wolfgang Sens
Eilenburg. Immer dienstags und donnerstags ist in Eilenburg Wochenmarkt angesagt. Sonnabends ist der Frischemarkt dran. Nachdem zum Jahresanfang die Händler-Plätze eher dünn besetzt waren, ist es um diese Jahreszeit wieder voll auf dem Platz um und neben dem Heinzel-Männchen-Brunnen. „Dass am Jahresanfang weniger da sind, ist klar. Gerade wenn Stände nicht so viel Schutz bieten haben, können die Händler bei schlechtem Wetter schwer empfindlichere Waren präsentieren“, stellt Matthias Röhrborn fest. Er ist einer der Ansprechpartner bei der Eilenburger Wohnungsbau- und -verwaltungsgesellschaft (EWV), die als Marktbetreiberin fungiert.
Um sieben wird aufgebaut
„Jeweils ab 7 Uhr können die Händler auf den Platz“, erklärt Matthias Röhrborn zu den Abläufen. Er ist normalerweise ist er dienstags dran, donnerstags sein Kollege Christian Heinze. Sie schrauben dann jeweils die Elektranten, die im Marktpflaster eingelassenen Schaltkästen für die Elektroanschlüsse, hoch und schauen nach dem Rechten. Es gibt einen festen Plan, wo die Stände aufgebaut werden können. Die meisten Händler wissen schon selbst Bescheid, wo sie aufbauen. Sie gehören zum Stamm. Die Verträge werden jeweils für ein Jahr unterschrieben. Dabei wird der Platz auch festgelegt. Wenn der Vertrag neu geschlossen wird, wählt sich der ein oder andere einen Platz, der ihm günstiger erscheint. „Wenn ein Händler mal nicht kann, wird normalerweise eine Woche vorher Bescheid gegeben“, erzählt Röhrborn. Dienstags sind mehr Textilhändler da, donnerstags mehr Frischewaren. „Dann stehen hier allein fünf Stände mit Fleischwaren. Trotz der Konkurrenz gibt es da aber keine Probleme. Wenn tatsächlich noch einer mehr aus der Branche melden würde, müsste das schon mit den anderen abgewogen werden.“ Aber gewünscht sind eher andere Anbieter: „Dienstags hätten wir noch etwas Kapazität. Es wäre gut, wenn wir noch einen Bäcker gewinnen könnten.“ Auch ein Stand mit Kindersachen wäre noch gut. Ebenso fehlt derzeit ein Anbieter mit Käse- und Molkereiwaren. Das Landgut Nehmt hatte eine zeitlang einen Stand geschickt. Das war aber zeitlich begrenzt, weil überlegt wurde, einen festen Laden in Eilenburg zu eröffnen, und getestet werden sollte, wie das Angebot angenommen wird. Auf dem Markt finden sich aber auch Händler für die „1000 kleinen Dinge“ oder Waren aus Polen. Es gibt sogar Schuhe. „Gewisse Erfahrungen haben wir auch aus anderen gewerblichen Bereichen. Wir verwalten in der EWV ja nicht allein Wohnungen, sondern auch Gewerbeflächen“, stellt Röhrborn fest, der ausnahmsweise auch an einem Donnerstag Dienst tut, weil sein Kollege erkrankt ist. Auch unter den Händlern gibt es an diesem Tag Lücken. „Wir versuchen aber, den Markt so voll wie möglich zu halten“, erklärt der 30-Jährige. Wenn zum Beispiel ein CD-Händler absagt, dann gibt es jemanden, der unkompliziert gern einspringt. Aber nicht immer lässt sich so schnell Ersatz besorgen.
Immer dienstags und donnerstags
Und wie sehen die Passanten die Markttage? Bei Maria Bär, die gerade mit zwei Bekannten plauscht, die sie hier getroffen hat, ist die Begeisterung nicht so groß: „Das ist immer dasselbe. Ich laufe nur drüber“, so die 72-jährige Eilenburgerin. Ganz anderer Meinung ist dagegen ihre Altersgenossin Helga Hollunder, die gerade mit ihrem Ehemann Günter unterwegs ist: „Wir kaufen hier immer dienstags und donnerstags ein: Brot, Fleisch, Gemüse. Heute steht sogar der Bratwurst-Mann auf dem Markt und am Stand als Wöllmen gibt es Äpfel und Kartoffeln“, zeigen sie in die Runde. „Das holen wir eigentlich immer alles hier. Wir wohnen auch in der Nähe. Das ist alles viel besser als vom Supermarkt oder vom Discounter. Der Fleischer dort vorn kommt vom Dorf, der macht alles selbst.“ Regelrecht voll des Lobes ist sogar Olaf Blaszellner, der mit seiner Feldküche für Gulasch und Suppen sorgt: „Kundenfreundlichkeit, Frequenz – hier ist alles optimal. Ich fahre überall in Sachsen und Sachsen-Anhalt herum, egal ob Jüterbog, Wittenberg oder Delitzsch. Hier ist es am besten“, erklärt der fliegende Gastronom und beteuert, dass er dieses Urteil für andere Städte nicht in gleicher Form ausstellt, wenn er gerade dort ist. „Aus Taucha werde ich mich zum Beispiel zurückziehen. Da ist keine Bewegung und die Standgebühren sind überzogen. Die Eilenburger sind wirklich ein nettes Völkchen.“ Er verschwindet mit seinem Mobil meist nach der Mittagszeit vom Platz. Bei den anderen wird jeweils ab 16 Uhr abgebaut. Bis 17 Uhr soll der Platz geräumt sein, werden die Elektranten wieder im Pflaster versenkt.
Von Heike Liesaus
LVZ