Kann Eilenburg eine autofreie Stadt werden? Diskutieren Sie mit der LVZ
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So könnte Eilenburgs Innenstadt ohne Autos aussehen.
© Quelle: Hanna Gerwig/ Patrick Moye
Eilenburg. Eilenburg in zehn Jahren. Ein Sommertag, einige Passanten bummeln durch die Fußgängerzone und betrachten die vielfältigen Auslagen der Händler. Auf dem Marktplatz sitzen Menschen unter bunten Schirmen vor dem Ratskeller. Bei einem kühlen Glas Radler tröpfeln die Gespräche ruhig dahin, im Hintergrund hört man Gläserklirren und das Plätschern des Brunnens. Seit die Autos fort sind, gibt es keinen Grund mehr, die Stimme zu erheben.
Eilenburg in zehn Jahren – anderes Szenario. Am Ratskeller wischt ein Kellner gedankenverloren das dritte Mal über den selben Tisch und wartet auf Gäste. Sein Blick schweift durch die Fußgängerzone, nichts ist los, seitdem Autos nicht mehr in die Innenstadt dürfen. Viele Händler haben in den letzten Jahren das Handtuch geworfen, die Reisebüros und der Buchladen sind längst verschwunden, nur die Apotheke an der Ecke hält sich noch. Nicht mehr lange, schätzt er.
Verkehrsberuhigte Innenstadt: Was sagen Eilenburgs Händler?
Die Frage nach einer verkehrsberuhigten oder gar autofreien Innenstadt polarisiert. Während die einen von der Belebung des Handels durch Laufkundschaft träumen, befürchten die anderen nichts anderes als den Tod des Geschäftslebens. Ein Konflikt, der Eilenburg schon seit Jahrzehnten beschäftigt und regelmäßig Eingang ins Stadtgespräch findet. So konstatierte etwa Anfang Mai eine Einwohnerin während einer Versammlung im Bürgerhaus: „Die Innenstadt kann kaum als Innenstadt bezeichnet werden. Man kann sich da nicht aufhalten, es ist viel zu laut.“
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LVZ Stammtisch.
© Quelle: Sudowoodo
LVZ-Leser-Stammtisch in Eilenburg: Reden Sie mit
Wir wollen von Ihnen wissen: Wie sehen Sie die aktuelle Situation in der Eilenburger Innenstadt, liebe Leserinnen und Leser? Was halten Sie für die beste Lösung für den Verkehr in der Stadt? Was wünschen Sie sich? Wie kann Eilenburg noch attraktiver werden? Über all das und gerne mehr wollen die Redakteurinnen und Redakteure der Leipziger Volkszeitung mit Ihnen in lockerer Runde reden – beim Stammtisch der Lokalredaktion Delitzsch-Eilenburg am Mittwoch, dem 7. Dezember, ab 18 Uhr bis circa 21 Uhr im Strandhotel 2.0 direkt am Markt. Wir möchten mit Ihnen ganz nachbarschaftlich plauschen – und hoffen natürlich auch, dass Händler mit dabei sind. Ihre Heimatzeitung lädt Sie dabei zum Bier oder zum Getränk Ihrer Wahl ein sowie zu leckeren Snacks. Auch der Eilenburger Oberbürgermeister Ralf Scheler (parteilos) hat seine Teilnahme am LVZ-Stammtisch fest zugesagt und freut sich auf den Austausch mit Ihnen. Kommen Sie einfach rum. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. LVZ-Stammtisch: Wann? Am 7. Dezember, 18 bis 21 Uhr (Einlass ab 17.30 Uhr); Wo? In Eilenburg im Strandhotel 2.0 (Rinckartstraße 7, 04838 Eilenburg).
Oberbürgermeister Ralf Scheler (parteilos) verwies daraufhin auf den Handel, der einer Verkehrsberuhigung schon vor Jahren eine Absage erteilte: „Es hieß: Um Gottes Willen! Wenn die Leute nicht direkt vors Geschäft fahren können, dann kommt gar keiner mehr.“
Ist diese Einstellung verbreitet? Kurzer Besuch bei den Händlern der Stadt. „Ich glaube, es wäre nicht förderlich für das Geschäft, wenn die Leute hier nicht mehr direkt parken könnten“, sagt etwa Jan Lehmann von „Fahrrad Hammer“ in der Leipziger Straße 26. Persönlich schätze er verkehrsarme Innenstädte aber durchaus. Anja Winkler von Lufts Tabakshop könnte sich eine Fußgängerzone schon vorstellen. Wäre da nicht ein Problem: „Zum Flanieren braucht es auch Geschäfte“, sagt sie. Und ohne die lohne sich das Gedankenspiel kaum.
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Kristin Hennig, Inhaberin der Eilenburger Buchhandlung, findet die Idee einer verkehrsberuhigten Innenstadt eigentlich nicht schlecht. „Hier rammelt schon alles durch und wenn ich die Tür offen habe, versteht man kaum ein Wort“, sagt sie. Auf der anderen Seite lebe ihr Geschäft aber auch von Kunden von außerhalb, die auf ihrem Weg durch die Stadt spontan anhalten.
Straßensperrung, Tempo 30: Szenarien für Verkehrsberuhigung in Eilenburg
Das Thema ist komplex. Dieser Meinung sind auch Holger Millemann und Sven Lehmann vom Tourismus- und Gewerbeverein (TGV), die sich immer wieder mit einer positiven Gestaltung der Innenstadt auseinandersetzen. Beide glauben nicht, dass eine Fußgängerzone für Eilenburg ein realistisches Szenario ist. Milleman kann sich persönlich eine Fahrbahnverengung vorstellen, unter Umständen auch eine 30er Zone, um die Abkürzung durch die Stadt für LKW unattraktiv zu machen.
TGV-Kollege Lehmann ist dafür, solche Szenarien temporär – und mit Ankündigung – auszuprobieren. „Um zu sehen, wie das Gefühl der Leute dazu ist, wie sich das Geschäft der Händler und auch die Verkehrsströme entwickeln.“ Es gehe nicht darum, Verkehrsteilnehmer zu verteufeln, betont Lehmann. „Sondern darum, ein funktionierendes Miteinander zu finden.“
Dieser Text ist bereits im Mai 2022 erschienen und wurde für diese Ausgabe deutlich gekürzt. Alle Gespräche wurden ebenfalls im Mai geführt. In voller Länge zu lesen auf lvz.de