Ilka Pohl war nicht nur die erste Kandidatin, die sich bei der Nominierung für die OBM-Wahl aus der Deckung wagte. Sie ist auch die einzige Frau, die zur Wahl steht. Ein Porträt.
Oschatz. "Die Gegend hier kenne ich wie meine Hosentasche", sagt Ilka Pohl und schaut aus dem Fenster ihres kleinen Lotto-Shops in der Altoschatzer Straße. Von Zeit zu Zeit grüßt sie winkend Leute durch das Schaufenster ihres Ladens. Die 49-Jährige lebt in Strehla und hat ihr ganzes Leben in der Region zwischen Oschatz und Riesa verbracht. "Ich bin gern hier. Ich mag die Menschen und die Leute kennen mich", schmunzelt sie und erinnert eine Geschichte, die sich vor wenigen Wochen zugetragen hat. Als Einzelbewerberin für das Amt der Oberbürgermeisterin musste sie 80 Unterstützerunterschriften sammeln. "Gar nicht so einfach", meint sie. "Ich hatte dann einen Zettel in den Laden gelegt, mit dem ich einige Stammkunden des Lotto-Ladens gebeten habe, im Rathaus ihre Unterstützerunterschrift für Ilka Pohl abzugeben. Einige haben mich dann gefragt, wer denn die Frau Pohl ist. Dann kam .... ach du Ilka."
Seit 2015 arbeitet sie als Selbstständige, im Oschatzer City-Shop und im Oschatzer Lotto-Shop. In ihrem Lebenslauf finden sich weder Abitur noch Studium. "Ich bin eine typische Frau von hier und meine Biografie ist eine typische Biografie von Frauen in meinem Alter in unserer Region", sagt Ilka Pohl selbstbewusst. Mit der politischen Wende in der DDR beendet sie ihre Oberschulzeit in Strehla. Dann kam die Berufsausbildung als Zündwarenwerkerin in Riesa und 1992 die Ausbildung und der Abschluss als Kauffrau für Bürokommunikation. Als Anfang und Mitte der 90er Jahre die DDR-Betriebe schlossen, schlug sich Ilka Pohl mit verschiedenen Jobs durch: als Sekretärin, Jugendbetreuerin, Servicekraft in der Gastronomie, Gruppenbetreuerin bei der Landesgartenschau in Oschatz oder als Angestellte im Restaurierungszentrum für historische Dokumente auf Schloss Hubertusburg in Wermsdorf. Der Schritt in die Selbstständigkeit mit dem Lotto-Laden bezeichnet sie als guten Schritt. "Ich kann gut mit den Menschen. Ich treffe viele Leute hier im Laden und bin manchmal auch der Kummerkasten", sagt sie. Aus diesem Grund weiß sie auch, was die Menschen auf der Straße bewegt.