Aktionstag für ein weltoffenes und solidarisches Taucha
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/ZJBT7TJ6RIHIJRCCP6NG7U6G6M.jpg)
Dani Pörtzel und Klaus D. von der Initiative „Solidarische Alternativen für Taucha“ laden am Sonnabend zum 1. Aktionstag bauf den Tauchaer Markt ein.
© Quelle: Olaf Barth
Taucha. Eine neue Tauchaer Initiative veranstaltet am Sonnabend, 25. Mai, von 14 bis 19 Uhr den „1. Aktionstag für ein buntes solidarisches Taucha“ auf dem Markt der Parthestadt. An dem Tag wollen die Organisatoren gemeinsam mit den Tauchaern bei Live-Musik, Kinderprogramm und Informationsaustausch Stellung beziehen gegen „menschenverachtende Schmierereien, Einschüchterungsversuche und jugendliche Neonazis“.
Für Dani Pörtzel gibt es viele Gründe, dass sich Menschen jetzt parteiübergreifend und aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen zusammenschließen und gegen zunehmend rechte Sprüche und Symboliken Flagge zeigen. Die 41-jährige Lehrerin unterstützt die Gruppe „Solidarische Alternativen für Taucha“ (SAfT) aber auch aus ganz persönlichen Motiven: „Ich möchte, dass meine drei Kinder in einer Stadt aufwachsen, in der Toleranz gelebt wird und in der die Menschen miteinander reden und nicht gegenseitig hetzen. Ich stehe auch zu den Zielen der SAfT-Gruppe.“ Zum Beispiel sollen Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft wie Schulen und Vereine dafür sensibilisiert werden, dass es einige Personen in Taucha gibt, die eine rechte Alltagskultur etablieren wollen und Menschen mit einem anderen Weltbild einschüchtern. Dem müsse mit Zivilcourage entgegengetreten werden, sonst bestehe die Gefahr, dass sich in Taucha ein gesellschaftliches Klima entwickle, in dem Nazis den Ton angegeben, heißt in einer SAfT-Mitteilung. Es gelte am Sonnabend, sich klar gegen Rassismus, Nationalsozialismus, Antisemitismus und Homophobie zu bekennen.
Initiativen stellen sich vor
Mitstreiter Klaus D. will seinen ganzen Namen nicht nennen, da er bereits von jungen Rechten in Taucha verbale Gewalt und Pöbeleien erfahren hat und bei „denen“ schon vom Sehen her bekannt sei. „Mir geht es darum, in Taucha einen zentralen Punkt zu haben, an dem man sich frei von Ängsten treffen kann. Ich denke da an den Aktionstag, aber auch an eine Art soziokulturelles Zentrum für alle, egal welchen Alters“, sagt der 35-Jährige Landschaftspfleger. Auf dem Markt werden sich auch das Dokumentationsprojekt „ChronikLE“, die Bürgerinitiative „Kleinzschocher wird Bunt“, das Grimmaer Jugend- und Kulturprojekt „Dorf der Jugend“ sowie die bundesweite Initiative „#unteilbar“ vorstellen. Daneben gebe es Live-Musik, Hüpfburg und viele Mitmachangebote.
„Ganz klar, wir sind unabhängig, es ist keine Partei da und wir machen auch keine Wahlwerbung für jemanden. Wir sind offen für alle. Uns geht es darum, dass wir gemeinsam in einem offenen, toleranten Taucha leben wollen“, versichert Mit-Organisator Michael Götze. Dieses Anliegen sei unabhängig von Wahlen ein ständig aktuelles Thema. Das sieht auch Bürgermeister Tobias Meier (FDP) so. „Es geht um ein überparteiliches Bündnis. Es ist gut, dass sich angesichts des zugenommenen Vandalismus und der meist rechten Schmierereien Tauchaer auf verschiedenen Ebenen gesellschaftlich engagieren. Als Stadt haben wir schon Gespräche mit den Akteuren dazu geführt. Und mit Jugendparlament, Jugendclub, Schulsozialarbeitern und Streetworker sind wir auch ganz gut aufgestellt.“ Die Stadt helfe, den Aktionstag organisatorisch abzusichern. Wichtig sei ihm, sagt Meier, dass das Engagement aus der Mitte der Tauchaer Gesellschaft kommt und die Aktivitäten und der Aktionstag nicht als Plattform für Ränkespiele von Politik-Touristen genutzt werden.
Taucha im Verfassungsschutzbericht
Auslöser für die Gründung der SAfT-Gruppe war der erste große Putztag, um rechte Schmierereien und Aufkleber in Taucha zu entfernen. Einige der Aktivitäten von den Rechten in Taucha werden auch im aktuellen Verfassungsschutzbericht Sachsen 2018 aufgeführt. So heißt es dort unter anderem: „Auch kam es mehrfach zu Schmierereien mit rechtsextremistischen Bezügen: Zum Jahreswechsel 2017/2018 wurde in Taucha der Schriftzug ,NS-Area’ gesprüht. Am 17. Juli und 19. September wurden Schmierereien festgestellt wie ,Nazi-Kiez’ bzw. ,NS-Zone’, aber auch ,Anti-Antifa’ und ,Zecken jagen’“. Und für den gesamten Kreis Nordsachsen stellen die Verfassungsschützer fest: „Es gibt eine unstrukturierte subkulturell geprägte rechtsextremistische Szene.“
Von Olaf Barth