Asylantrag abgelehnt

Freistaat schickt kranke und behinderte Albanerin in ihre Heimat zurück

Nachts kamen die Beamten und brachten die kranke Albanerin zur Abschiebung zum Flughafen.

Nachts kamen die Beamten und brachten die kranke Albanerin zur Abschiebung zum Flughafen.

Taucha. Unverständnis, Wut und Enttäuschung herrschen laut Diakonie-Flüchtlingssozialarbeiter Andreas Irmscher derzeit in der Tauchaer Hilfsinitiative „Zeittauschbörse“. Der Grund dafür ist die Abschiebung einer von ihr mit betreuten Albanerin. Fllanxa Murra sei „trotz bedenklichen Gesundheitszustandes“ letzten Donnerstag von der Polizei nachts aus ihrer Wohnung geholt und zur Abschiebung zum Airport Leipzig/Halle gebracht worden. Die Tauchaer Hilfsinitiative „Zeittauschbörse“, der Leipziger Rechtsanwalt Frank Schinkel, Tauchas Bürgermeister Tobias Meier (FDP) und die Leipziger Organisationen „Queer Refugees Network“ vom Verein Rosalinde sowie „Romano Zumal – Verein für Roma-Kulturvermittlung“ hatten sich dafür eingesetzt, die 29-Jährige nicht abzuschieben.

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Gewalt und Diskriminierung

Sie hatte in ihrer Heimat durch eine Landmine beide Beine verloren und nach Angaben der Organisationen in ihrem Leben schon reichlich Gewalt erfahren müssen. Die Behinderung, ihre Diskriminierungserfahrungen als lesbische Romni sowie eine psychische Erkrankung würden eine Härtefallregelung und die Aussetzung der Ausreiseaufforderung rechtfertigen, hieß es. Ein Antrag auf Duldung aus humanitären Gründen bei der Ausländerbehörde Nordsachsen blieb ohne Erfolg. Die LVZ-Anfrage zu den Hintergründen für diese Entscheidung wird noch bearbeitet.

Derweil bezeichnet Petra Zais, asylpolitische Sprecherin der Landtags-Fraktion Bündnis 90/Die Grünen die Abschiebung als „absolut unmenschlich“. Atteste hätten bestätigt, dass die traumatisierte Frau nicht reisefähig gewesen sei. Laut Informationen des Leipziger Queer Refugees Network, auf die sich Zais bezieht, hätte die Frau ohne ihre Prothesen zwei Stunden gefesselt und geknebelt am Flughafen auf dem Boden liegen müssen.

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Bundespolizei weist Vorwürfe zurück

Die Bundespolizei dementiert. „Ich habe die Prothesen selbst durch den Scanner geschoben. Die Frau ist von Mitarbeitern und einer Ärztin betreut worden. Sie saß in ihrem Rollstuhl und war zu keiner Zeit gefesselt“, erklärt Pressesprecher Torsten Henkel. Dessen Schilderung bestätigt Flughafen-Seelsorgerin Ines Schmidt. Die Pfarrerein meint aber auch: „Eine Entscheidung, diese Frau abzuschieben, stimmt sehr nachdenklich und geht an niemandem spurlos vorbei.“

Ergänzung: Wie das Queer Refugees Network am Montagabend weiterhin mitteilte, soll die Polizei zuvor die Tür ihrer Wohnung aufgebrochen haben, nachdem die Betroffene - vermutlich aufgrund von Hörproblemen - nicht auf Klingeln reagierte. Sie habe kaum eine Möglichkeit gehabt, persönliche Gegenstände wie Portemonnaie oder Medikamente mitzunehmen. Statt einer neuen Prothese seien nur zwei zehn Jahre alte mitgenommen worden, die "schlecht angepasst" seien und "starke Schmerzen" verursachten. Zwei Stellungnahmen zu ihrer Reiseunfähigkeit habe sie nicht vorzeigen können. "Die Frau gibt an, große Angst zu haben, nicht zu wissen wo sie nach dem Aufenthalt in der Psychiatrie [in Albanien, Anm. d. Red.] unterkommen könne und wie sie ich finanzieren könne. Auch in der Psychiatrie fühle sie sich sehr unwohl, da sie eingesperrt sei", so das Netzwerk nach einem Gespräch mit der Abgeschobenen.

Von Olaf Barth/CN

LVZ

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