Tafel Torgau denkt trotz steigendem Bedarf nicht an Aufnahmestopp
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Sandra Spiegler (Mitte, v.l.) Sandra Jahn und Helga Woy vom Torgauer Tafelvorstand halten auch in krisenreichen Zeiten durch, um den von Armut betroffenen Menschen der Region, zusammen mit dem Tafel-Team, zu helfen. Auch wenn es für die Tafel immer schwerer wird, die Kosten zu decken.
© Quelle: Laura Krugenberg
Torgau. Sie sind für die Menschen da, die trotz finanzieller Notlage von der Gesellschaft oft übersehen werden. Fast 3000 von Armut Betroffene aus der Region Torgau wenden sich regelmäßig an die Tafel in der August-Bebel-Straße, um hier für eine kleine Abgabe Lebensmittel zu kaufen.
Immer mehr Menschen müssen sich an Tafel wenden
Doch nicht nur für die Kunden und Kundinnen der Tafel war dieses Jahr mit großen Herausforderungen verbunden. Infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine musste das Team „von heute auf morgen“ rund 300 geflüchtete Menschen mehr versorgen. Eine Mammutaufgabe, wie Helga Woy, Vorstandsmitglied und Schatzmeisterin, weiß: „Bevor auch Menschen aus der Ukraine zu uns gekommen sind, hatten wir schon alle Hände voll zu tun. Hinzu kam auch die große Sprachbarriere. Aber gemeinsam konnten wir diese Zeit gut meistern.“
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Auch wenn nicht mehr so viele Geflüchtete wie noch Anfang des Jahres von der Torgauer Tafel versorgt werden, steigt die Zahl der Bedürftigen weiter. Die Energiekrise und die steigenden Lebenskosten führen immer mehr junge Familien aber auch Rentner in die August-Bebel-Straße. Diese abzuweisen, kommt aber für die Vorsitzende Sandra Spiegler nicht in Frage, da ist sich der gesamte Vorstand einig: „Gerade in solch schwierigen Zeiten brauchen die Bedürftigen unsere Hilfe. Auch wenn wir selbst unter den steigenden Kosten leiden: Einen Aufnahmestopp wird es bei uns nicht geben.“ Das war in diesem Jahr nicht bei allen Tafeln der Fall. Als beispielsweise die Tafel Leipzig Neukunden abwies, kamen viele von denen nach Torgau, erzählt Woy. Und auch während der Lockdowns in der Pandemie gehörte das Torgauer Team zu den wenigen Tafeln, die trotzdem Non-Stop für ihre Kunden da waren.
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Die LVZ-Spendenaktion für ein Licht im Advent für die Tafel unterstützt in diesem Jahr die Tafeln in Nordsachsen und Leipzig.
© Quelle: Stella Weiß
Tafel braucht personelle Unterstützung
Seit 2007 gibt es eine Tafel in Torgau, damals noch unter dem Namen Tafel Torgau-Oschatz. Seit 2010 ist man als selbstständiger Tafel-Verein vor Ort aktiv. Jeden Dienstag und Donnerstag sorgen zahlreiche ehrenamtliche Helfer und Mitarbeiterinnen dafür, dass die Ausgabe trotz großer Nachfrage offen steht und niemand mit leeren Händen nach Hause geschickt werden muss. Erst in diesem Jahr feierte man das 15-jährige Bestehen bei der langen Tafel auf Schloss Hartenfels – ein Zeichen, dass man auch in Krisenzeiten weiterhin für viele der Fels in der Brandung ist.
Neben den 33 Ehrenamtlichen unterstützen die Tafel derzeit noch drei Bundesfreiwilligendienstleistende sowie zwei Mitarbeitende, vermittelt vom Jobcenter, das Team. „Ohne die ginge es nicht. Derzeit suchen wir noch Fahrer, die die zwölf Ausgabestellen rund um Torgau beliefern, sowie die Kunden, die aus gesundheitlichen Gründen nicht zu uns kommen können“, so Sandra Jahn, stellvertretende Vorsitzende. Zudem versorgt die Tafel sechs Schulen regelmäßig mit einem gesunden Frühstück. „Das Projekt ist entstanden, weil wir leider wissen, dass immer weniger Kinder Essen mit in die Schule bekommen“, erzählt Woy.
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Steigende Kosten ist größtes Problem
Um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden braucht die Tafel dringend eine neue Kühlzelle. Die alte ist nun seit 15 Jahren in Betrieb und hat ausgedient, bringt die Leistung kaum noch und frisst vor allem viel Energie. Auch der Fußboden im Ausgaberaum muss zeitnah erneuert werden, wünscht sich der Vorstand. „Neben Kühlzelle und Fußboden, müssen wir zudem die gestiegenen Sprit- und Energiekosten bezahlen“, sorgt sich Spiegler. Denn der Vermieter habe eine Steigerung der Nebenkosten von 300 Prozent im kommenden Jahr angekündigt. „Wir hoffen, dass es nicht so kommt, aber das könnte uns das Genick brechen.“
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Denn die Preise für die Kunden und Kundinnen der Tafel zu erhöhen, kommt für Spiegler und ihre Mitstreiterinnen nicht in Frage. „Wir hoffen, dass wir diese Kosten durch Geldspenden abfangen können. Bis wir wissen, was auf uns zukommt, versuchen wir, positiv zu bleiben und für die Menschen aus der Region da zu sein.“
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Von Laura Krugenberg