Suppenküche in Torgau fühlt sich oft vergessen
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Gabriele Holtorff gründete vor 21 Jahren den Verein Stube, um sozial Schwachen in Torgau mit Lebensmitteln und einem offenen Ohr zu helfen.
© Quelle: Laura Krugenberg
Torgau. Neben den Lebensmittelausgabestellen der Tafel gibt es zahlreiche Vereine in der Region, die sich um sozial Schwache kümmern. Einer davon ist der selbstständige Torgauer Unterstützungs- und Beratungsverein für Erwerbslose, kurz Stube genannt. Seit nun 21 Jahren bekommen Bedürftige hier nicht nur Lebensmittelkisten und täglich eine warme Mahlzeit, sondern auch ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Probleme. Doch trotz der langjährigen Tätigkeit, fühlt sich der wohltätige Verein oft übersehen: „Im Vordergrund steht, den Menschen zu helfen, die Hilfe benötigen. In Torgau gibt es mehrere Vereine und Initiativen, die das seit langem tun. Leider werden diese aber oft vergessen. Das ist ein deutschlandweites Problem. Bei Lebensmittelausgaben denken die meisten nun mal sofort an die Tafel“, weiß Gabriele Holtorff, Gründerin und Geschäftsführerin.
Erste Suppenküche der Stadt
Besonders während der Corona-Pandemie habe der Verein an Öffentlichkeit verloren, erklärt die 71-Jährige. Auf eine große Feier zum 20. Jubiläum musste im vergangenem Jahr verzichtet werden. Die Idee, die zur Vereinsgründung geführt hat, entstand 2000. „In Berlin habe ich damals gesehen, wie Lebensmittel an sozial Schwache aus einer Garage heraus verteilt wurden. Da dachte ich sofort: Sowas brauchen wir in Torgau auch. Denn damals gab es weder Suppenküche noch Ausgabestelle.“
Ein Jahr später gründete sich die Stube. In kurzer Zeit bauten Holtorff und ihre Mitstreitenden ein Netzwerk auf und bekamen so viele Lebensmittelspenden, dass sie zusätzlich zur Lebensmittelausgabe eine Suppenküche eröffneten. Gekocht wird im Torgauer Stadtteil Nordwest, im Lerchenweg, dort befindet sich auch die Lebensmittelausgabe. Die warmen Mahlzeiten werden seit Juni wieder im Cafe Stübchen in der Leipziger Straße angeboten. Aber nicht nur ein günstiges Mittagessen bietet der Verein, auch zum Frühstücken kommen die Leute regelmäßig.
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Wunsch nach mehr Anerkennung und Aufmerksamkeit
Gabriele Holtorff ist froh, dass es in der Stadt so viele soziale Angebote von diversen Vereinen gibt, trotzdem wünscht sie sich für all die Ehrenamtlichen mehr Anerkennung: „In Torgau muss zum Glück niemand hungern, dank dem großen Engagement. Ich wünsche mir nur, dass wir nicht übersehen werden, denn wir haben zahlreiche Stammkunden, die seit vielen Jahren zu uns kommen. Besonders in der Weihnachtszeit sollten wir uns alle auf die Grundwerte dieses Festes besinnen – Nächstenliebe, Solidarität und Dankbarkeit.“ Derzeit sucht der Verein nach einem neuen Auto, eine zusätzliche Belastung neben den gestiegenen Kosten.
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Kostenloses Weihnachtsessen
Zur Weihnachtszeit ist im Stübchen ein Weihnachtsessen, mit Braten und allem was dazu gehört. Das ist für die Kunden und Kundinnen jedes Jahr kostenfrei. Daneben organisiert der Verein auch Spiele und Kulturabende, denn viele sozial Schwache leiden auch unter Einsamkeit. „Zu uns kommen auch viele Alleinstehende. Bei einigen ist die Schamgrenze hoch, aber ich sage immer: Man muss sich nicht schämen, wenn man Hilfe in Anspruch nimmt. Dafür gibt es uns ja. Wir haben immer ein offenes Ohr und haben in den 21 Jahren auch noch niemanden weggeschickt.“
Von Laura Krugenberg