Torgauer Tafel freut sich über Großspende – dafür ist das Geld gedacht
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Freuen sich über die Spende von der Aktion „Licht im Advent“: Anja Friedrich, Natalia Pavlov und Helga Woy (von links).
© Quelle: Nico Fliegner
Torgau. Die Tafel in Torgau kann sich bei der Spendenaktion „Ein Licht im Advent“ über 27 000 Euro freuen. Mehr als 310 000 Euro sind insgesamt im Rahmen der LVZ-Aktion für die Tafeln in und um Leipzig von den Leserinnen und Lesern sowie Unternehmen gespendet worden. Ein großer Erfolg. Was die Torgauer Tafel jetzt mit dem Geld machen will und welche Pläne die Einrichtung für das neue Jahr hat – darüber sprachen wir mit Tafel-Chefin Helga Woy.
Frau Woy, 27 000 Euro ist viel Geld. Haben Sie mit einer Spende in dieser Höhe gerechnet?
Das ist mehr als gedacht, im Moment bin ich echt sprachlos. Wir hatten mit maximal 20 000 Euro gerechnet. Wir freuen uns und sind unendlich dankbar für diese großartige Unterstützung.
Wofür werden Sie das Geld verwenden?
Wir brauchen dringend eine neue Kühlzelle. Wir haben zwei. Und die eine ist schon seit 2007 in Betrieb. Zwar hat die schon ein zweites Aggregat, aber die Isolierung ist nicht mehr ganz so gut. Und wenn wir von unserem Vermieter noch Platz bekommen, dann wollen wir auch eine Tiefkühltruhe anschaffen. Wir bekommen derzeit so viele Lebensmittel, die wir irgendwo unterkriegen müssen. Wir haben zwar ein Kühllager, aber es wäre besser, wenn wir etwas hier im Haus hätten, wo wir schnell zugreifen können.
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Helga Woy, Chefin der Tafel in Torgau, vor der in die Jahre gekommenen Kühlzelle. Dank der Spendenaktion „Ein Licht im Advent“ kann nun eine neue Kühlzelle angeschafft werden.
© Quelle: Nico Fliegner
Was kostet denn so eine Kühlzelle?
Eine normale Kühlzelle kostet, wenn das noch so ist, um die 5000 bis 6000 Euro. Die Tiefkühlzelle kostet um die 9000 Euro. Aber ich denke, diese Preise sind auch deutlich gestiegen. Am Ende würden wir aber hinkommen mit dem Geld.
Ohne Kühlzellen geht es nicht, oder?
Nein, wir erhalten sehr viele Ware, die wir zwar versuchen sofort frisch weiterzugeben. Aber wir haben auch Verbindung zu einer großen Tiefkühlkette, die Backwaren herstellt. Wenn wir von dort etwas bekommen, dann sind mit einmal 32 Paletten mit Tiefkühlware da – und die muss dann richtig gelagert werden.
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Wie viele Lebensmittel kommen bei der Tafel in Torgau an?
In diesem Jahr sind bis jetzt 227 Tonnen Lebensmittel angekommen. In zwei Wochen sind das 5,13 Tonnen und am Tag sind es rund 365 Kilogramm. Die Lebensmittel erhalten wir von den Discountern und Supermärkten aus der Region. Wir fahren zum Beispiel nach Belgern zu Lidl oder nach Dahlen zu Rewe. Und von da holen wir jeden Tag die Waren ab.
Wie kommen die Lebensmittel an die Tafel-Kunden?
Dienstag und Donnerstag hat unsere Ausgabestelle in Torgau geöffnet und von Montag bis Samstag, außer Dienstag, fahren wir in die umliegenden Dörfer und Städte und liefern die Lebensmittel bei den Bedürftigen aus. Wir sind unter anderem auch in Bad Schmiedeberg und Pretzsch. In Torgau sind wir auch unterwegs, aber nur bei den Leuten, die wirklich nicht zu Fuß zur Tafel kommen können. In der Regel gilt: Wer in Torgau wohnt, kann die paar Schritte zu uns machen. Das sollte kein Problem sein.
Spendenaktion „Ein Licht im Advent“
Bei der LVZ-Spendenaktion „Ein Licht im Advent“ standen diesmal die Tafeln im Fokus: Wir sammelten Spenden für die Arbeit der Tafeln in Leipzig, Delitzsch, Grimma, Döbeln, Oschatz, Torgau und Altenburg sowie für die Tafel-Ausgabestelle in Borna. Sie alle kämpfen angesichts zunehmender Probleme täglich darum, das Angebot für Bedürftige aufrecht erhalten zu können.Die LVZ-Spendenaktion „Ein Licht im Advent“ gibt es bereits seit 2016. Insgesamt kamen bis jetzt fast eine Million Euro an Spenden zusammen. Über 30 000 Leser haben sich in den letzten sechs Jahren an der Aktion beteiligt und mit ihren kleinen und großen Geldbeträgen dafür gesorgt, dass Menschen in Not in unserer Region geholfen werden konnte.
Wenn Sie auf das Jahr zurückblicken, hat die Zahl der Tafel-Kunden zugenommen?
Ja, und nicht nur durch die Flüchtlinge aus der Ukraine. Wir haben circa 200 bis 300 ukrainische Bedarfsgemeinschaften. Und dann haben wir sehr viele Alleinstehende mit Kindern und Rentner. Wir haben jetzt einen Stand von etwa 2500 Bedürftigen, die regelmäßig zu uns kommen oder die wir beliefern.
Sie sprechen mit den Menschen, was sind die Gründe, dass immer mehr Leute auf die Tafel angewiesen sind?
Das sind die allgemeinen Teuerungen in allen Bereichen und die Unsicherheit, weil viele nicht wissen, welche Kosten auf sie im nächsten Jahr zukommen.
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Helferinnen und Helfer bei der Tafel in Torgau.
© Quelle: Thomas Manthey
Zur Tafel kann nicht jeder kommen. Was sind die Kriterien?
Die Menschen müssen einen Nachweis erbringen, zum Beispiel einen Alg2-Bescheid oder einen Rentennachweis. Gerade hier im Osten haben viele keine Rente über 1000 Euro. Da ist das Geld schon knapp, wenn man noch Miete und viele andere Dinge bezahlen muss.
Beim Blick auf die Tafel – welche Sorgen haben Sie zurzeit, Frau Woy?
Unsere Räume hier, wir haben Platzprobleme. Ich habe gesagt, wenn ich mal im Lotto gewinne, dann baue ich der Tafel ein neues Haus.
Zur Person
Helga Woy ist 75 Jahre alt und hat die Tafel in Torgau 2007 gegründet. Damals war sie noch beim Deutschen Roten Kreuz Torgau-Oschatz engagiert, arbeitete im Präsidium mit. In Oschatz gab es schon eine Tafel, so kam die Idee auf, auch in Torgau ein solches Angebot zu schaffen.Beim Tafelverein in Torgau sind 22 Frauen und Männer Mitglied, rund 35 Helferinnen und Helfer sind nahezu täglich am Start, nehmen die Lebensmittel in Empfang, sortieren sie und packen sie für die Tafel-Kunden ab. Weitere zwei Leute sind über das Jobcenter in Vollzeit beschäftigt. 2500 Menschen nutzen die Torgauer Tafel.
Jetzt gibt es ja Pläne in Bad Düben, wo eine Tafel eröffnet werden soll. Sie und ihre Tafel-Kollegen in Delitzsch sehen das kritisch, warum?
Wir liefern auch nach Pressel, das Dorf liegt nur wenige Kilometer von Bad Düben entfernt. Es gibt einen Gebietsschutz. In unserer Satzung steht drin, dass im Umkreis von 30 Kilometern keine zweite Tafel zu entstehen hat, weil dann der Kampf um die Lebensmittel losgeht. Und das wollen wir umgehen – mit Recht. Außerdem ist der Name „Tafel“ geschützt; er wird über den Bundesverband verliehen.
Was wird 2023 für die Torgauer Tafel wichtig?
Wir müssen im Ausgaberaum neuen Fußboden verlegen, im Januar starten wir ein neues Projekt, bei dem wir mit Kindern kochen werden. Der Probelauf war gut. Und wir wollen das Frühstücksangebot an den Schulen in unserer Region erweitern. Sie sehen, uns wird nicht langweilig.