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Rekordzahl bei Prime Video

25 Millionen Zuschauer zum Start: „Die Ringe der Macht“ ist Amazons größter Erfolg

So prachtvoll ist es in Mittelerde: Eine Szene aus der Serie „Der Herr der Ringe – Die Ringe der Macht“, die beim Streamingdienst Prime Video einen Rekordstart hinlegte.

So prachtvoll ist es in Mittelerde: Eine Szene aus der Serie „Der Herr der Ringe – Die Ringe der Macht“, die beim Streamingdienst Prime Video einen Rekordstart hinlegte.

Galadriel hat ein Papierboot gebaut. Mit sehr viel Liebe hat die kleine Elbin es geschaffen – und nun entfaltet es sich auf dem Bächlein auch zu einem schönen Schwan. Ein Elbenjunge indes hat nichts Besseres zu tun, als das filigrane Kunstwerk umgehend mit einem Stein zu versenken. „Ich hab’s dir gesagt, dass es nicht schwimmt“, ätzt der spitzohrige Fiesling alsdann zum Gelächter seiner Gang (wir wussten gar nicht, dass Elben derart niederträchtig sein können). Mit diesen Bildern vom eigentlich edelsten in Mittelerde lebenden Volk beginnt die Serie „Die Ringe der Macht“. Lang erwartet wurde sie, gefürchtet zugleich, weil Fans Angst hatten, sie könnte ein Desaster werden und den „Herrn der Ringe“, die neben „Game of Thrones“ wohl kostbarste Marke des Genres, nachhaltig beschädigen.

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Erfolgreichster Amazon-Start – 25 Millionen sehen Auftakt von „Die Ringe der Macht“

Aber die Serie „schwimmt“ im Gegensatz zu Galadriels Bötchen, und sie ist von ähnlicher Anmut wie das Schwanenschiff. Sobald Galadriels Eingangssatz „Nichts ist böse – am Anfang“ erklungen ist, hat man sich als Zuschauerin oder Zuschauer wieder eingerichtet in jenen schönen, bedrohten Märchenlanden, die J. R. R. Tolkien ersann und die Peter Jackson zu Beginn des neuen Millenniums in eine monumentale, erhabene, actionreiche und erzählerisch bedächtige Filmtrilogie goss.

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Die Arbeit hat sich für die Heerscharen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern um die Showrunner Patrick McKay und JD Payne auch ausgezahlt. 25 Millionen Menschen weltweit haben die ersten beiden zur Verfügung gestellten Episoden bereits am ersten Tag gestreamt. Das vermeldete Amazon spät am Samstagabend.

Die Fans rätseln über die Identität des Meteormannes

25 Millionen sahen, wie Galadriel mit einer Schar elbischer Krieger über (zeitgeraffte) Jahrhunderte die Spur des Hexenmeisters Sauron und seiner Orks verfolgte. 25 Millionen erlebten, wie der muskelbepackte Zwergenprinz Durin IV. einen Steinblock-Spaltwettstreit mit dem eher zartbesaiteten Elbenprinz Elrond bestritt. Und 25 Millionen wurden Zeugin oder Zeuge, wie der verbotenerweise in die Menschenfrau Bronwyn verliebte Elb Arondir unter den Kellern eines brennenden und verlassenes Dorfes ein untrügliches Zeichen für die Ankunft des Bösen in den Südlanden entdeckte.

Und ebenso viele waren dabei, als das Hobbitmädchen Nori vom Stamm der Harfüße am Einschlagsort eines Meteors einen kindlich verwirrten Riesen fand, über den inzwischen ein wildes Rätselraten der Fans entbrannt ist, über dessen Identität – pst! – beim Schreiber dieser Zeilen allerdings kein Zweifel besteht. Man sah Schneetrolle und Seeungeheuer, brennende Drachen, die in kämpfende Heerscharen stürzen und sogar das leuchtende Gewölk von Valinor, der weltentrückten Heimat der Elbengötter. Alles in brokatenen Farben, die an Hollywoods Kolossalfilme aus den 50er-Jahren erinnerten (und an Jacksons beide Filmtrilogien). Für den Streamingdienst Prime Video sind die 25 Millionen ein Rekord, die erfolgreichste Premiere bisher.

Ein „stolzer Moment“, eine Serie „too big to fail“

Im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), hatte Tobias M. Eckrich, Vorsitzender der Deutschen Tolkien Gesellschaft bereits am Donnerstag einen Erfolg vermutet, diese Serie sei „einfach ‚too big to fail‘“. Die 465 Millionen Dollar allein für die erste, vornehmlich in Neuseeland gedrehte Staffel, sieht man dem Fantasyepos denn auch Bild für Bild an.

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So äußerte sich Amazon-Studios-Chefin Jennifer Salke hocherfreut, nannte den Ersterfolg einem „stolzen Moment“ und sprach dem Tolkien Estate und den Serienschöpferinnen und ‑schöpfern, den Darstelllern und der Crew Dank aus „für ihre unermüdliche Zusammenarbeit und grenzenlose kreative Energie“. In 240 Ländern und Regionen weltweit sei die Serie angelaufen. Bis zum 14. Oktober wird nun wöchentlich eine Episode auf Prime Video hochgeladen. Fünf Staffeln soll es von der teuersten TV-Show aller (bisherigen) Zeiten insgesamt geben.

Die Kritik ist überwiegend positiv – nur einer ist für die Orks

Auch die Kritiken für „Die Ringe der Macht“ sind überwiegend positiv. Der „Independent“ sieht eine „spektakuläre Rückkehr zu einem liebevoll gestalteten Mittelerde“. Die „New York Times“ spricht von einer „atemberaubenden Reproduktion, die ein paar neue Filigrane hinzufügt“ und die „sofort den visuellen Zauber der Filme heraufbeschwört“. Und lobt die differenzierte Galadriel-Darstellung von Morfydd Clark. Bei Galadriel „grenzt die Entschlossenheit an Fanatismus, die Rechtschaffenheit geht in Rücksichtslosigkeit über.“

Die Website „Buzzfeednews“ hebt „Die Ringe der Macht“ über das „Mittelmaß“ von Peter Jacksons „Hobbit“-Trilogie aus den Zehnerjahren, rühmt die beeindruckende Neuerschaffung Mittelerdes, auch, dass alles echt wirkt und nicht nach „green screen“ aussieht, ist zudem zutiefst angetan von der Kameraarbeit (Aaron Morton, Alex Disenhof, Oscar Faura) und der „fantastischen Filmmusik von Bear McCreary“, wartet aber noch auf „eine richtige Story“.

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Negativ äußerte sich dagegen das Branchenblatt „Entertainment Weekly“ zum Serienblockbuster. Deren Rezensent, Darren Franich, empfand das Gesehene als „langweilig“. Er hofft, dass sich die kommenden Episoden weniger nach „Mittelerde-Karaoke“ anfühlen und drückt einstweilen den Orks des Hexenmeisters Sauron den Daumen.

Man weiß schon heute, wer den Kampf überleben wird

Die Serie über das Schmieden der 20 magischen Ringe der Macht (drei für die Elben, sieben für die Zwergenherrscher, neun für die Menschenkönige und den einen Ring), mit denen der teuflische Sauron die Herrscher der Völker von Mittelerde auf seine Seite zu ziehen trachtet , basiert auf den Anhängen Tolkiens zu der Romantrilogie „Der Herr der Ringe“. Tolkien schrieb, dass es „über die Ereignisse in Mittelerde nur wenige und knappe Aufzeichnungen gibt, die Daten oft unsicher“ seien. Herrscherstammbäume und erfundene Alphabete existieren – ob der Skizzenhaftigkeit bleibt viel Raum für kreative Freiheit.

Der Plot ist simpel: Gut gegen Böse. Er wird sich entfalten, verzweigen, dessen darf man sich nach Ansicht der ersten beiden reichhaltigen Episoden sicher sein. Und er wird über die geplante Länge von fünf Staffeln seine Kraft entfalten, bis am Ende – bei Prequels weiß man halt oft einiges vorweg – Galadriel und Elrond überleben (schließlich kennt man beide aus Peter Jacksons Filmerzählungen über das dritte Zeitalter).

Außer freilich Payne und McKay lassen sich am Ende von Hollywood korrumpieren wie es die „Game of Thrones“-Macher taten, die mit einer überhasteten, sich oft falsch anfühlenden letzten Staffel einen in Teilen enttäuschenden Schlusspunkt für die bis dato liebevoll und weitgehend plausibel gestaltete TV-Fantasysaga setzten. In Wirklichkeit sind eben auch die größten Geschichten in Gefahr zu scheitern, wenn niemand sich ihnen mehr wirklich verbunden fühlt. Auch Autor George R. R. Martin, Autor der Buchvorlagen „Das Lied von Eis und Feuer“ ließ – mit dem Ausbleib der zwei letzten Romane (die Fans warten immer noch) – „Game of Thrones“ (GoT) schmählich im Stich.

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Die HBO-Konkurrenz „House of the Dragon“ gibt’s kostenfrei auf Youtube

Das kurz vor „Die Ringe der Macht“ gestartete „GoT“-Serienprequel „House of the Dragon“ kam etwas mühseliger in Gang, hatte am Starttag 10 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer, was sich bei der zweiten Episode steigerte. Inzwischen hat die Auftaktfolge auch über 25 Millionen Zuschauende. Um noch mehr Fans zu requirieren, hat HBO die erste Folge jetzt (in der englischen Originalversion) auf Youtube kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Optisch lässt natürlich auch die HBO-Fantasykonkurrenz keine Wünsche offen, auch hier ist man „too big to fail“. Die Drachen der Targaryens etwa sehen genauso furchterregend lebendig aus wie einst das Feuerspeiertrio der Khaleesi in „Game of Thrones“. Aber es ist nicht leicht für den Cast, sich mit dem unvergesslichen Ensemble der Mutterserie zu messen. Indes gilt es abzuwarten: Nach nur zwei Episoden hatte sich der Intrigenreigen von „GoT“ auch längst noch nicht voll entfaltet.

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„Die Ringe der Macht“ geht sofort in die Vollen

Bei „Die Ringe der Macht“ geht das mit der Dynamik in jedem Fall deutlich schneller. „Es war ein gutes Schiff, Schwester“, tröstet Bruder Finrod gerade noch die am Boden zerstörte Galadriel, nachdem er ihr nasses Papierwrack aus dem Bach gefischt hat. Und nur zehn Minuten später sehen wir die erwachsene Elbenkommandantin „am Ende der Welt“ – an einem Ort, „so böse, dass sogar unsere Fackeln kalt bleiben“. Nicht viel später haben wir die Protagonistinnen und Protagonisten der Serie und ihre jeweilige Heimat kennengelernt.

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Und wissen auch, dass Elronds mit hübsch rollendem Schotten-„r“ vorgetragenes „Du hast lange genug gekämpft, Galad“r“iel!“ nur ein frommer Gedanke ist. Dass vielmehr Galad“r“iel recht hat – was für alle Zeitalter Mittelalters ebenso gilt wie für die Welt des „Die Ringe der Macht“-Publikums: „Im Moment unserer Selbstzufriedenheit erwacht das Böse“, sagt sie. Der Kampf hat gerade erst begonnen.

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