TV-Richterin Barbara Salesch kehrt zurück: „Ich war ewig nicht mehr in einem Gericht“
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Barbara Salesch hat sich die letzten zehn Jahre viel ihrer Kunst gewidmet – nun kehrt sie ins Fernsehen zurück. (Archivbild)
© Quelle: Friso Gentsch/dpa
Nach 2147 Folgen „Richterin Barbara Salesch“ bei Sat.1 war 2012 Schluss. Von da an hieß es für Barbara Salesch: Kunst, Haus und Hund. Die Juristerei hatte sie hinter sich gelassen, sowohl im Fernsehen als auch im echten Leben. Doch jetzt feiert sie ihr Comeback: Ab dem 5. September ist sie montags bis freitags um 11 Uhr bei RTL in „Barbara Salesch – Das Strafgericht“ zu sehen. Was die heute 72-Jährige überzeugt hat, warum sie keine Unterlagen mehr von früheren Fällen hat und wie ihr der Wiedereinstig auf die Richterinnenbank gelungen ist. Ein Interview mit Deutschlands wohl bekanntester TV-Richterin.
Frau Salesch, was ist neu in Ihrer Show?
Es geht los mit einem sehr modernen und schönen Gerichtssaal. Wir haben jetzt Screens an der Wand und ganz andere Beweismittel als früher. Die Technik ist sehr schnell und weit fortgeschritten. Ich habe plötzlich Videos, Whatsapp-Chats, Social-Media-Profile und was noch alles. Jeder hält mit dem Smartphone auf alles drauf und damit habe ich natürlich unendlich gute Möglichkeiten. Es geht viel um Nachstellung, wie wir Juristen sagen, also Stalking auf Neudeutsch, aber auch um alle anderen klassischen strafrechtlichen Fälle.
Machen die neuen Beweismöglichkeiten es den echten Gerichten Ihrer Meinung nach leichter oder schwerer?
Ich denke, es ist in mancher Hinsicht einfacher geworden. Ich habe mich gewundert, in welcher Großzügigkeit man Dinge verwerten kann, die eigentlich illegal hergestellt worden sind. Denn wenn man Gespräche heimlich aufnimmt, ist es eine Straftat. Später kann ich so etwas als Richterin aber beschlagnahmen und auswerten, und dann fällt mir ein Beweis nach dem anderen entgegen.
Was hat Sie überzeugt, nach zehn Jahren mit einer Gerichtsshow ins Fernsehen zurückzukehren?
Mich hat auch ein bisschen die Beharrlichkeit von RTL und meiner Produzentin Filmpool beeindruckt. Dann dachte ich mir: Ich schaue es mir mal an – und jetzt haben wir schon die ersten 40 Folgen gedreht.
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Damals: In der nach ihr benannten Sendung verhandelte Fernsehrichterin Barbara Salesch tausende fiktive Fälle. Nun kehrt sie mit einer Sendung zurück - diesmal bei RTL statt Sat.1.
© Quelle: picture alliance / dpa
Wann waren Sie das letzte Mal in einem echten Gerichtsprozess?
Ich war ewig nicht mehr in einem Gericht, auch nicht als Zeugin. Ich war in nichts verwickelt. Meine Kollegen von früher, bei denen ich mich jederzeit dazusetzen könnte, sind auch alle schon in Rente. Und die Neuen sollen schön ihren eigenen Job machen. Da braucht man keine alte Richterin, die sich mit in den Saal setzt. Ich habe immer gesagt: Wenn ich in Pension bin, betrete ich keinen Gerichtssaal mehr. Ich fand es früher lästig, wenn ich gearbeitet habe und dann kam ein Rentner vorbei und hielt mich von der Arbeit ab.
Wie sind Sie die letzten zehn Jahre juristisch trotzdem auf Stand geblieben?
Überhaupt nicht. Dafür hatte ich keine Zeit. Ich dachte, ich habe nichts mehr mit Gerichten zu tun. Ich habe alle Unterlagen vom Fernsehen und vom Gericht weggeschmissen und mich ausschließlich um meine Kunst gekümmert, mein Haus saniert und meinen Hund erzogen. Aber nachdem ich zugesagt habe, bin ich sofort in die nächste Buchhandlung gegangen und habe mich in kurzer Zeit wieder eingelesen. Ich bin Profi. Meine 40‑jährige berufliche Erfahrung habe ich ja nicht mitentsorgt.
Fahren Sie die Kunst nun wieder zurück?
Ja, die Kunst fahre ich momentan zwangsweise etwas zurück, weil es einfach zu viel ist. Ich kann mein altes Leben, was sehr erfüllt war, nicht mit der gleichen Schlagzahl weiterführen. Sonst habe ich einen 24‑Stunden‑Job. Ich habe jetzt aber ein deutlich besseres Zeitmanagement. Wenn ich früher auf einer Feier die Erste und Letzte war, bin ich jetzt die vorletzte, die kommt, und die erste, die geht. Das funktioniert auch.
Ist das nicht stressig?
Manchmal schon. Aber es gibt positiven Stress und negativen Stress. Positiver Stress ist wunderbar und erfrischend. Da werde ich wieder lebendig. Negativen Stress brauche ich in meinem Leben nicht mehr.
Sie sind mittlerweile 72. Wollen Sie nicht irgendwann aufhören zu arbeiten?
Als Jurist oder Künstler hört man nicht auf, zu arbeiten. Man ist immer in einer gewissen juristischen Denke, die bleibt einem erhalten, und als Künstler ist es genauso. Ich renne nicht mehr so viel herum und sitze überwiegend. Aber im Sitzen kann ich noch verdammt viel. Ich habe keine Pläne, mich zur Ruhe zu setzen.
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In der neuen Show sollen auch Geschichten erzählt werden, die auf wahren Begebenheiten basieren.
Ja, aber es werden keine Fälle eins zu eins nachgespielt. Wir haben mal eine Episode aus Fall A und verbinden die dann mit Elementen aus Fall B. Wenn ich in der Redaktion vorbeigehe, denke ich manchmal: Das ist ja entspannt hier, die lesen alle Zeitung oder Artikel auf dem Computer. Aber die schauen nach, was interessant ist, was die Menschen gerade bewegt, und daraus bauen sie dann einen Fall.
Werden auch bekannte, prominente Fälle als Inspiration genommen?
Nein, prominente Fälle haben einen zu hohen Wiedererkennungswert. Das will ich nicht. Es wird auch anderweitig genügend umgebracht, geraubt, gestohlen. Leider ist die Menschheit nicht wirklich besser geworden. Es gibt immer einen gewissen Teil, der mit Kriminalität sein Leben bestreitet. Und dann gibt es noch die ganzen Affekttaten, etwa aus enttäuschter Liebe oder Eifersucht. Das sind oft Menschen, die sich nicht anders zu wehren wissen. Motive wie Neid oder Habgier mag keiner, aber es gibt auch solche, bei denen ich denke: Da stolpert man rein, das könnten Sie oder ich sein.
Würden Sie denn sagen, dass sich die Straftaten in den letzten zehn Jahren verändert haben? Stichwort: Internetkriminalität.
Ja, das sind natürlich ganz neue Sachen. Im Internet gibt es aber auch viel Altes wie Betrug. Ob sie den übers Internet begehen oder auf der Straße – es bleibt Betrug. Da tauchen immer wieder die klassischen Straftaten auf.
Es sind also nur die Methoden, die neu sind?
Im Wesentlichen ja. Kriminelle sind immer auf dem neuesten Stand. Das muss ich meinen Straftätern lassen. In der Technik waren sie mir immer voraus. Ich habe sie dann trotzdem eingeholt, aber ich muss mich dafür beeilen und gut vorbereiten.
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