Birgit Schrowanges TV-Comeback: „Als ich 1982 anfing, war das eine reine Männerwelt“
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Die Moderatorin Birgit Schrowange kehrt ins Fernsehen zurück.
© Quelle: Henning Kaiser/dpa
Frau Schrowange, nach drei Jahren Fernsehpause und dem Abschied von RTL kehren Sie jetzt bei Sat.1 zurück. War Ihnen etwa langweilig?
Ich habe damals meine Sendung „Extra“ aufgegeben, weil der Drops für mich nach 25 Jahren einfach gelutscht war. Ich habe aber nie gesagt: Ich gehe jetzt in TV-Rente. Ich wollte dann eigentlich mein neues Buch promoten, aber wegen Corona mussten alle Termine abgesagt werden. Deshalb hatte ich eine längere Pause, und das hat mir sehr gutgetan, weil ich im ganzen Leben noch nie eine wirkliche Pause hatte.
Wie haben Sie diese Phase genutzt?
Die Zeit habe ich mit meinem Verlobten in der Schweiz verbracht, unter anderem habe ich auch kochen gelernt, womit ich mich früher nie beschäftigt habe. Und auf einmal kamen Angebote von diversen Sendern, darunter Formate, die mit Prominenten und so weiter zu tun haben, aber das wollte ich nicht mehr. Ich möchte nur noch etwas machen, was in die Tiefe geht und Relevanz hat. Ich möchte rausgehen und Geschichten erzählen, die mich interessieren. Der Chef von Sat.1, der früher übrigens mal Praktikant bei mir in der Sendung „Life! Die Lust zu leben“ war, kam zu uns nach Mallorca, wo wir ein Ferienapartment haben. Er hat mir drei sehr schöne Angebote präsentiert, und da habe ich wieder Lust bekommen.
Birgit Schrowange: Von der Rechtsanwaltsgehilfin zur Moderatorin
Birgit Schrowange kam 1958 im nordrhein-westfälischen Brilon zur Welt und machte eine Ausbildung zur Rechtsanwaltsgehilfin, doch sie wollte unbedingt zum Fernsehen. Sie ging zum WDR – erst als Assistentin, dann als Moderatorin. Später arbeitete sie als Ansagerin beim ZDF, von 1994 bis 2019 moderierte sie bei RTL „Extra“ und andere Lifestylesendungen. Jetzt feiert sie ihr TV-Comeback bei Sat.1 mit der Reportagereihe „Birgits starke Frauen“ (Montag, 30. Mai, 20.15 Uhr).
Es geht los mit „Birgits starke Frauen“.
Die Reportagereihe dreht sich um inspirierende Frauen, die es verdient haben, mal in den Mittelpunkt gerückt zu werden, keine Prominenten. Zum Beispiel eine 82-jährige Pilotin, die immer noch aktiv fliegt und enorm viel Lebendigkeit und Jugend ausstrahlt. Es sind Frauen, die Dinge bewegen und die Zuschauerinnen hoffentlich ermutigen, das zu tun, was sie erfüllt, sei es nun noch mal zu studieren oder singen zu lernen. Die Welt steht einem offen, in jedem Alter.
Wie schwer hatten Sie es zu Beginn Ihrer Karriere als Frau in der damals von Männern geprägten Fernsehwelt?
Als ich 1982 anfing, war das eine reine Männerwelt. Die Chefs waren Männer, die Nachrichten moderierten Männer, es gab kaum toughe Journalistinnen wie heute Sandra Maischberger oder Anne Will. Und der Umgangston war ein anderer. Heute sind wir weiter, aber doch noch ein Stück von völliger Gleichberechtigung entfernt. Welcher Mann wird schon gefragt, wie er Beruf und Kinder unter einen Hut bringt? Oder die Sache mit meinen grauen Haaren.
Ihr Verzicht aufs Haarefärben vor fünf Jahren löste ein starkes Echo aus.
Ich hatte das überhaupt nicht erwartet. Ich war ja schon ziemlich früh grau, hatte schon mit 36 Jahren graue Strähnen in meinen dunklen Haaren, das habe ich von meinem Vater geerbt. Ich habe lange Zeit gefärbt, und als ich das nicht mehr wollte, haben sich meine Chefs bei RTL erst dagegen gesperrt, aber irgendwann habe ich mich durchgesetzt. Ich finde graue Haare schön. Ich verstehe nicht, warum Männer angeblich toll aussehen mit grauen Haaren und Frauen nur alt. Das haben sich doch Männer ausgedacht!
Brauchen Sie das Rampenlicht?
Nein, die Öffentlichkeit brauche ich gar nicht mehr. Ich lebe ein zurückgezogenes Leben, ich gehe kaum auf rote Teppiche, das habe ich früher genossen, jetzt ist mir das nicht mehr wichtig. Mich haben die Formate überzeugt, gerade auch die „starken Frauen“.
Sie sind verlobt. Steht denn irgendwann auch eine Hochzeit an?
Ach, mein ganzes Leben lang werde ich gefragt, ob ich heirate. Ich werde schon noch heiraten, aber ich habe immer gesagt: Ich heirate niemals vor meinem 65. Geburtstag, und ich bin ja noch keine 65.
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