Glotze statt Partys: Deutschland zappt sich durch die Corona-Pandemie

Ein Mann hält eine Fernbedienung vor einen Fernseher, auf dem die Tagesschau läuft (Symbolbild).

Ein Mann hält eine Fernbedienung vor einen Fernseher, auf dem die Tagesschau läuft (Symbolbild).

Berlin. Kein Kino. Kein Urlaub. Keine Feier im Freundeskreis. Die Deutschen mussten sich in der Corona-Pandemie irgendwie einrichten. Medienhäuser registrierten seit dem Ausbruch schon im Corona-Frühjahr 2020 die Effekte: Der Hunger nach Informationen über das Virus war kaum zu stillen. TV-Nachrichtensendungen wurden deutlich häufiger angesehen. Verlage verzeichneten steigende Zugriffszahlen auf ihre Zeitungs- und Zeitschriftenwebseiten. Das klassische fortlaufende Fernsehprogramm hat wie auch Streaming profitiert. Was wird nach der Krise davon übrig bleiben?

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Die AGF Videoforschung hat einen guten Überblick. In den ersten drei Monaten diesen Jahres lag der Anteil der Menschen ab 14 Jahren, die in dieser Zeit mindestens einmal am Tag TV konsumierten, bei 76,4 Prozent. 2020 lag der Wert für das erste Quartal bei 75,2, und 2019 bei 73,5 Prozent. Auch die Sehdauer ging auf durchschnittlich 264 Minuten pro Tag hoch (erste Quartale 2020: 254 Minuten, 2019: 249 Minuten).

Die Effekte der Corona-Pandemie

Die AGF Videoforschung misst seit Jahrzehnten die täglichen Nutzungsdaten der TV-Sender in Deutschland, darunter sind die öffentlich-rechtlichen Sender von ARD und ZDF sowie die privaten Senderfamilien der Mediengruppe RTL Deutschland und ProSiebenSat.1. Auch Streaming wird betrachtet. In der Corona-Pandemie, so legt es ein jetzt vorgelegter Report der Institution dar, gab es mehrere Effekte.

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Mehr und länger sehen: In den ersten drei Monaten 2021 lag der Anteil der Menschen ab 14 Jahren, die in dieser Zeit mindestens einmal am Tag TV konsumierten, bei 76,4 Prozent. 2020 lag der Wert für das erste Quartal bei 75,2, und 2019 bei 73,5 Prozent. Die Sehdauer ging in dieser Altersgruppe auf durchschnittlich 264 Minuten pro Tag hoch (erste Quartale 2020: 254 Minuten, 2019: 249 Minuten). Auch mit Blick auf das Gesamtpublikum ab drei Jahren stiegen die Zahlen. Die AGF Videoforschung registrierte beim Gesamtpublikum vor allem an Wochentagen eine höhere TV-Nutzung als sie in ihren Trendberechnungen prognostiziert hatte.

Die Vorsitzende der Geschäftsführung, Kerstin Niederauer-Kopf, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Durch die Kontaktbeschränkungen und Einschnitte in den Freizeitmöglichkeiten ist der Mensch momentan wesentlich stärker im eigenen Zuhause. Es gibt offensichtlich eine Konzentration auf die Medien, die zentral im Haushalt vorhanden sind – allen voran ein TV-Gerät als Ablenker und Informationsbringer.“

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Die Jüngeren: Doch nicht in jeder Zielgruppe sieht es gleich aus. Während das ältere Publikum fürs lineare Fernsehen eine feste Bank ist, ist gerade die Entwicklung bei den Jugendlichen interessant. TV erreichte in den ersten drei Monaten dieses Jahres durchschnittlich 34,5 Prozent der ganz jungen Zielgruppe der 14- bis 19-Jährigen. Das ist immer noch mehr als vor der Pandemie (1. Quartal 2019: 33,6 Prozent) und damit entgegen dem allgemein rückläufigen Trend. Aber der Wert liegt leicht unter der Vorjahreszahl mit 34,9 Prozent.

Niederauer-Kopf spricht von einem leichten Abrieb, der derzeit zu beobachten sei. Auch die Sehdauer ging zurück, wenngleich diese Entwicklung schwächer ausfällt als in den Trendanalysen prognostiziert. „Man hat an der Stelle vielleicht sogar eine leichte Müdigkeit. Man will vielleicht nicht mehr permanent Nachrichten nutzen und schaltet gezielt ein, um sich zu informieren oder unterhalten zu lassen.“

Nachrichten: Die Deutschen holten sich viele Informationen über Corona und schalteten im Jahr 2020 häufig Nachrichtensendungen ein. Die Sehdauer der Altersgruppe ab 14 Jahren im Bereich Nachrichten kletterte um 34 Prozent im Jahresvergleich nach oben. Im März und November, in denen es viele politische Entscheidungen zu Einschränkungen gab, war die Nutzung besonders hoch. Im ersten Quartal 2021 zeigte sich, dass sich die Nutzung in der Altersgruppe bei der Reichweite wieder auf dem Niveau des ersten Quartals 2019 bewegt. Im Vergleichszeitraum 2020 lag der erste Lockdown - die Reichweite war höher.

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Aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov geht hervor, dass im April 40 Prozent der Befragten sagten, dass die Medien zu viel über das Coronavirus berichteten. Im April 2020 waren es den Angaben zufolge 35 Prozent gewesen.

Nach der Pandemie? Für die Zeit nach der Pandemie gibt Niederauer-Kopf noch keine Prognose ab. Aber einige Vermutungen: Möglicherweise könnte ein Teil der vor allem jüngeren Leute, die das Fernsehen für sich in der Pandemie wiederentdeckt hätten, auch langfristig bleiben. „Wir werden aber auch damit rechnen müssen, dass Menschen Nachholeffekte haben.“ Und sich damit womöglich wieder anderen Freizeitbeschäftigungen verstärkt zuwenden.

RND/dpa

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