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Hörer genervt: Erste Radiosender spielen seltener „Last Christmas“

Das britische Popduo Wham! bescherte der Welt einen unvergesslichen Weihnachtshit.

Das britische Popduo Wham! bescherte der Welt einen unvergesslichen Weihnachtshit.

Hannover. Könnte das tatsächlich das Ende eines absoluten Weihnachtsklassikers sein? Nach 35 Jahren „Last Christmas“ in Dauerschleife setzen die ersten Radiosender inzwischen auf eine geringere Dosis des Wham-Klassikers. Das ergab eine Umfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) bei verschiedenen Radiostationen in Deutschland.

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„Wir haben im vergangenen Jahr zum ersten Mal erlebt, dass Hörer verhaltener reagiert haben und der Song nicht mehr so beliebt war wie früher“, bestätigt Henrike Frey, leitende Musikredakteurin beim Sender Antenne Niedersachsen in Hannover. Man habe den Song daraufhin seltener gespielt, erklärt sie.

Auch Roel Oosthout, Programmchef des hessischen Privatsenders FFH, stellt das fest: „Klar ist, dass ‚Last Christmas‘ im Vergleich zu anderen weihnachtlichen Popsongs stärker polarisiert – und das hat die letzten Jahre weiter zugenommen.“ Weil der Song so einprägsam sei, falle er jedes Mal auf, wenn er im Radio laufe. „Natürlich gibt es dann auch Beschwerden.“

Für die Musikplanung im Sender bedeute das „handle with care“, so Oosthout – also: ein behutsamer Einsatz des Stücks. Der Song laufe inzwischen nicht mehr so häufig, wie das früher mal der Fall war. Das habe aber auch mit dem inzwischen sehr fortgeschrittenen Alter des Stücks zu tun, nicht nur mit seinem „Nervfaktor“.

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Nicht überall sind die Hörer „Last Christmas“ leid

Doch nicht in allen Teilen des Landes machen Musikredakteure diese Feststellung. Beim Radioprogramm des MDR Sachsen-Anhalt wird „‚Last Christmas‘ unverändert zu den Vorjahren gespielt", bestätigt der Leiter der Musikredaktion Tobias Kluge. Allerdings läuft beim Sender nicht nur das Original, sondern auch die unzähligen Coverversionen des Stücks. Spezielle Hörerbeschwerden zu „Last Christmas“ gebe es kaum, so Kluge. Vielmehr beschwerten sich die Hörer im Allgemeinen über „zu viele englischsprachige Weihnachtssongs“.

Ähnliches bestätigen auch die Musikredakteure des Schwestersenders MDR Sachsen. Auch hier erfreut sich „Last Christmas“ weiter großer Beliebtheit.

Auch in Nordrhein-Westfalen ist man „Last Christmas“ offenbar noch nicht satt. Bei WDR 2 und WDR 4 laufe der Song weiterhin unverändert in der Rotation, erklärt ein WDR-Sprecher. Bei Hörerinnen und Hörern rufe der Song vor allem eine Emotion hervor: „Große Vorfreude auf Weihnachten.“ Bei Radio NRW, dem Mantelprogramm der privaten NRW-Lokalradios, sei im vergangenen Jahr keine einzige Beschwerde über den Song eingegangen, erklärt Musikchef Robbie Gierer.

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Bei den Radiowellen des NDR könne man nicht feststellen, dass der Song inzwischen "verbrannt" sei, heißt es auf Anfrage. Hier läuft "Last Christmas" sogar im Jugendradio bei N-Joy - und stößt dort keineswegs auf Ablehnung. Nur bei der NDR 1 Welle Nord laufe der Song nicht mehr so häufig wie bisher. Das gelte allerdings für sämtliche Weihnachtssongs, deren Anteil in der Musikrotation nur sehr klein sei.

„Jetzt entdecken die Jüngeren den Song“

Eine generelle Abkehr vom Weihnachtsklassiker plane man aber auch bei Radio FFH in Hessen nicht: „Der Song gehört noch immer zu den beliebtesten Weihnachtssongs, nicht nur im Radio“, weiß Roel Oosthout. „Auch bei Spotify oder Youtube sind die Abrufzahlen gigantisch, was darauf schließen lässt, dass auch die Jüngeren den Song für sich entdeckt haben.“ Auch für den Sender zähle der Song noch immer zum „Pflichtprogramm“ in der Weihnachtszeit.

Auch Henrike Frey von Antenne Niedersachsen weiß: „‚Last Christmas‘ gehört seit vielen Jahren zu den absoluten Weihnachtsklassikern, der in der Weihnachtszeit nicht im Programm fehlen darf.“ Solange die Befürworter des Songs überwiegen, wolle man den Song auch weiterhin spielen.

Zuletzt hatte der Song nicht bei Radiohörern, sondern vor allem im Einzelhandel für Unmut gesorgt. Die Gewerkschaft Verdi warnte, dass das immer gleiche Weihnachtsgedudel von „Last Christmas“ und Co. bei Verkäuferinnen und Verkäufern eine Gefahr für die Gesundheit darstelle. Hoher Blutdruck, Stress und ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten könnten die Folge sein.

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