Darum könnte Katja Krasavice für „DSDS“ ein Glücksfall sein
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Rapperin Katja Krasavice.
© Quelle: picture alliance/dpa/Reuters/Pool
Rapperin Katja Krasavice ist nun also Jurymitglied der 20. und letzten Runde von „Deutschland sucht den Superstar“ („DSDS“). Krasavice sitzt im Frühjahr 2023 neben Sänger Pietro Lombardi, Sängerin Leony und dem nach einem Gastspiel von Florian Silbereisen zurückgekehrten Guru der Jungstarschmähung – Dieter Bohlen.
Als wäre alles längst schon eingetütet worden – so wirkt nachgerade ihre deutschsprachige Einspielung des Modern-Talking-Oldies „You‘re My Heart, You‘re My Soul“. Im Video zur Coverversion, das im Mai erschien, heiratet Krasavice im sexy Brautkleid den Bräutigam Lombardi – und Bohlen steht als Pfarrer breit grinsend zwischen ihnen. Später im Video sitzt Krasavice mit Superdekolleté in einem pinkfarbenen Studio: „Katja sucht den Superstar“ steht groß an der Wand.
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Krasavice – von der Youtuberin zur Pornrapperin
Doch wer ist Katja Krasavice? Erst war sie Youtuberin, dann verschrieb sie sich der Musik. Alle drei Alben seit 2020 schafften den Spitzenplatz der deutschen Charts. 2021 stand sie mit vier Singles auf Platz eins. Der alte Youtube-Kanal ist geschlossen, der neue heißt „Katja Krasavice Music“. Und schon vor zwei Jahren erschienen unter dem Titel „Bitch Bibel“ früh die Memoiren der inzwischen 26-Jährigen. Die eine Aschenputtelgeschichte erzählen – von Anfängen in Armut bis zum Ruhm als Sängerin der besonderen Art.
Besonders, weil: Katja Krasavices erster Hit hieß „Doggy“ und sie feierte darin den Koitus „a tergo“. „Gib‘s mir doggy“ hieß es im Refrain und: „Du weißt genau, ich werde schwach / wenn du‘s mir von hinten machst.“ Freudige Männerstimmen dazu: „Sie will‘s doggy.“ Ein halbes Jahr später, im Frühling 2018, erschien dann der Song „Dicke Lippen“ – eine ruppige Art von Lobgesang des Oralverkehrs.
Derlei sexistisches Aufdrehen kannte man zuvor nur von männlichen Prolo-Porn-Deutschrappern, die nach Sidos berüchtigtem „Arschficksong“ (2002) einander in Frauenfeindlichkeit zu übertreffen suchten. Niederste Milieumusik, die oft krank und asozial klang, aber – überraschend – auch von Jugendlichen in höheren Bildungsschichten angenommen wurde.
Und an deren bürgerlichem Ende 2022 das vermeintlich harmlose „Layla“ von DJ Robin und Schürze steht – sexistisch, aber kommerziell kalkuliert. Das Lied über eine attraktive Bordellchefin schaffte es zum Popaufreger 2022, wobei inhaltlich alles der Vorstellung des Hörers überlassen blieb. Neun Wochen lang stand das Lied auf Platz eins der deutschen Hitparaden und wurde zum Sommerhit 2022 ausgerufen.
Der Krasavice-Sexismus wurde verschieden interpretiert
Bei der gebürtigen Tschechin Krasavice, die sich in Interviews jugendlichen Hörern gegenüber nicht als moralverantwortlich oder erzieherisch verpflichtet verstand, wurde die ungewöhnliche sexuelle Direktheit ihrer Texte unterschiedlich konnotiert. Zum einen sah man in ihr eine Sexistin und einen „Popp-Star“ (Magazin „Stern“), eine rappende Erfüllerin männlicher Sexfantasien, zum anderen aber auch eine Provokateurin, eine Verschreckerin männlicher Sexisten.
Im Titelsong des jüngsten Albums „Pussy Power“ (2021) übernimmt Krasavice erneut Gossenslang und aggressiven Tonfall der männlichen Pornrapper, qualifiziert ihre männlichen Beischlafpartner samt deren Penissen dabei aber als Sexspielzeug für Mädchen ab. Explizites als Affront – die „boss bitch“ zieht gleichauf. Oder wie Michael Pilz im Februar im Feuilleton der Tageszeitung „Die Welt“ schrieb: „Wenn Katja Krasavice antifeministisch auf die frauenfeindlichen Tiraden ihrer männlichen Kollegen antwortet, wird sie zur Feministin.“
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Katja Krasavice kann auch anders
Eine interessante, vielleicht etwas verstiegene Sichtweise für ein Erfolgsrezept. „Doggy“ belegte Platz sieben in Deutschland, Platz fünf in Österreich. „Dicke Lippen“ schaffte es bei uns auf Platz vier, in der Alpenrepublik belegte die Single 2018 sogar den Spitzenplatz. Mit „Highway“ schaffte Krasavice dann auch ihre erste Nummer eins in Deutschland. Allerdings mit ganz anderen Zeilen: In dem Popsong beschäftigte sie sich Anfang 2021 mit persönlichen Tragödien (schwere Kindheit, Krankheit der Mutter, Tod der Brüder, schlechte Erfahrungen mit einem früheren Partner).
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„Raindrops“, ein Zwiegesang mit der jetzigen „DSDS“-Kollegin Leony, handelte im Herbst desselben Jahres relativ schlagerromantisch von einem gebrochenen Herz am Ende einer Beziehung und von der Genugtuung, wenn es dem, der einen verlassen hat, auch mal schlecht geht. Zwar thematisieren Krasavice-Lieder auch heute gern noch Schlüpfriges, aber es geht eben auch anders. Der einstige „Arschficksong“-Rapper Sido kann ein Lied davon singen. Man höre nur das nette „Astronaut“, sein Duett mit Andreas Bourani.
Krasavice könnte noch einmal für „DSDS“-Quoten sorgen
„DSDS und ich – ich freu mich riesig“, hatte Krasavice auf Instagram den neuen Job bestätigt. Mit Krasavice als Jurorin könnte es für die in die Jahre und die Quotennot gekommene Sendung „DSDS“ noch einmal deutlichen Publikumszuwachs geben. So muss die Mutter der Castingshows nicht sang- und klanglos abtreten.
Und für die Rapperin und Sängerin Krasavice ist ihre Teilnahme an einer bekannten TV-Show ein großer Schritt vorwärts in den Mainstream. Gemäß ihrem Motto: „Ich bin fame – und was bist du?“
Zweifellos eine Win-win-Situation.