Lauterbach über Lufens Video: Dass Sie das gemacht haben, finde ich großartig, aber ...
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/S4CAH52VLBBL7KVTPXPPEY5ODY.jpg)
Karl Lauterbach und die Moderatorin Marlene Lufen.
© Quelle: imago/Horst Galuschka/Jürgen Heinrich/Montage
Mehr als zehn Millionen Mal wurde inzwischen ein Video abgespielt, das „Sat.1-Frühstücksfernsehen“-Moderatorin Marlene Lufen bei Instagram veröffentlicht hat. Darin stellt sie den harten Lockdown infrage und argumentiert, dass die Politik bei Entscheidungen über Corona-Maßnahmen nur auf Infektionszahlen und Tote schauen würde, Folgen wie häusliche Gewalt und Depressionen aber völlig außer Acht ließe. Ihre Aussagen bekommen viel Beifall, auch von Prominenten, es gibt aber auch scharfe Kritik an ihrer Argumentation – darunter auch von unserem Kommentator.
Am Mittwochabend war Lufen in der RTL-Sendung „Stern TV“ zu Gast, dort traf sie auf den SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach. Und der lobte die Moderatorin zunächst einmal für ihr Video: „Dass Sie das gemacht haben, finde ich großartig. Das ist eine Diskussion, die wir führen müssen“, sagte der Bundestagsabgeordnete.
Lauterbach zu Lufen: „Da bin ich ganz anderer Meinung“
Lauterbach widersprach dann aber entschieden der Darstellung Lufens, die Politik würde nur auf die Zahl der Infektionen und Toten schauen. Experten wie der Virologe Christian Drosten oder der Chef des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler, die die Regierung bei ihren Entscheidungen maßgeblich beraten, sähen immer auch das gesamtgesellschaftliche Bild. „Und wir sehen das auch“, so Lauterbach.
Dann ging der SPD-Politiker auf Lufens Aussage ein, der Lockdown könnte rückblickend als „das Falscheste, was wir hätten machen können“, bewertet werden. „Der zentrale Punkt ist ja: Das hätten wir so nicht machen dürfen. Da bin ich ganz anderer Meinung“, betonte Lauterbach. In ein paar Jahren werde man ausrechnen können, dass durch den Lockdown ein paar Hunderttausend Menschenleben gerettet worden seien. „Und das betrifft nicht nur über 80-Jährige. Ein Drittel ist unter 80“, so der Gesundheitsexperte. Er verwies weiter auf schwere chronische Krankheiten bei infizierten Menschen im mittleren Lebensalter, die noch jahrelang unter den Folgen leiden und auch früher sterben würden.
Maren Lufen: „Was Sie sagen, ist Apokalypse“
Lufen entgegnete, das sei eine „schwierige Modellrechnung, die sehr viel Angst produziert“. Lauterbach warnte daraufhin vor gefährlichen Mutationen, die man nicht im Griff habe. „Wovor wir Angst haben, ist, dass die Mutationen selbst dann Leute infizieren, wenn man es schon hatte, oder geimpft ist, oder Medikamente bekommt.“ Lufen wiederum entgegnete: „Was Sie sagen, ist Apokalypse.“ Und wiederholte den Vorwurf, es gebe unfassbar viele Menschen, „die total leiden“.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/LOJ3MVITNNH7DHOVD2TTDZRN6E.jpg)
Das Stream-Team
Was läuft bei den Streamingdiensten? Was lohnt sich wirklich? Die besten Serien- und Filmtipps für Netflix & Co. gibt‘s jetzt im RND-Newsletter „Stream-Team“ – jeden Monat neu.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.
Lauterbach bemühte sich weiter um den Dialog mit der Sat.1-Moderatorin: „Ich finde Ihren Film gut, ich finde Ihren Ansatz gut, ich will Sie gewinnen für diese Sicht der Dinge.“ Er habe die Mutationen nicht erwähnt, um den Menschen Angst zu machen. Er müsse sie aber erwähnen, um zu erklären, warum die Regierung diese Maßnahmen, den erneuten Lockdown, ergriffen habe.
„Wir versuchen, noch vor den neuen Mutationen die Fallzahlen so stark zu senken, dass wir dann durch die Arbeit der Gesundheitsämter vieles wieder öffnen können. Wir versuchen quasi eine Flucht vor diesen gefährlichen Mutationen, und das können wir jetzt noch schaffen“, ist sich Lauterbach sicher. „Und dafür werbe ich.“
Überzeugen konnte er Lufen von seiner Sicht auf den Lockdown allerdings nicht, das wurde offensichtlich. Der Politiker versprach aber, die Bedenken an der richtigen Stelle weiterzugeben.