Machtmissbrauch bei Axel Springer? Ippen verhindert Berichterstattung

Verleger Dirk Ippen stoppte eine Berichterstattung über mutmaßlichen Machtmissbrauch bei Axel Springer – es soll auch um Vorwürfe gegen „BILD“-Chef Julian Reichelt gegangen sein.

Verleger Dirk Ippen stoppte eine Berichterstattung über mutmaßlichen Machtmissbrauch bei Axel Springer – es soll auch um Vorwürfe gegen „BILD“-Chef Julian Reichelt gegangen sein.

Eine aufwendige Recherche zu den Compliance-Vorwürfen gegen „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt ist kurzfristig gestoppt worden. Die Geschäftsführung der Ippen-Gruppe soll nach Aussagen von Mitarbeitern die Veröffentlichung eines Beitrags zu vermeintlichem Machtmissbrauch im Verlagshaus Axel Springer verhindert haben. Die Berichterstattung zum Umgang mit Mitarbeiterinnen insbesondere durch Reichelt und weiteren Missständen bei Axel Springer war für vergangenen Sonntag geplant gewesen.

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Das Rechercheteam von Ippen Investigativ schreibt in einem Protestbrief, man sei „schockiert von dieser Entscheidung“. Die Recherche sei redaktionell und juristisch über Monate abgestimmt worden. Die Entscheidung der Geschäftsführung und des Verlegers Dirk Ippen widerspreche „allen Regeln der unabhängigen Berichterstattung“. In der Medienkolumne der „New York Times“ war am Sonntagabend ein langer Bericht über die Vorwürfe erschienen, aufgehängt an der Übernahme des US-Nachrichtenunternehmens Politico durch Axel Springer.

Kritik an dem Vorgehen im Verlag übte auch der Deutsche Journalistenverband (DJV). Sollten die Vorwürfe zutreffen, sei das „ein massiver Eingriff in die redaktionelle Unabhängigkeit und die innere Pressefreiheit der Redaktion bei der Ippen-Gruppe“, so der Bundesvorsitzende Frank Überall.

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Ob Recherche doch noch erscheint, ist unklar

Die Mediengruppe Ippen hat sich zu den Berichten geäußert und teilt der Deutschen Presse-Agentur mit: „Als Mediengruppe, die im direkten Wettbewerb mit „Bild“ steht, müssen wir sehr genau darauf achten, dass nicht der Eindruck entsteht, wir wollten einem Wettbewerber wirtschaftlich schaden.“

Das Medienhaus ergänzt: „Daher ist die Entscheidung gefallen, jeden Eindruck zu vermeiden, wir könnten Teil eines Versuchs sein, einen solchen wirtschaftlichen Schaden anzurichten. Damit war das Thema einer Erstveröffentlichung dieser Recherchen vom Tisch.“ Auf dpa-Nachfrage äußerte sich die Mediengruppe nicht dazu, ob die Recherchen möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden.

Vorwürfe gegen Julian Reichelt gab es bereits im März

Die Vorwürfe des Machtmissbrauchs gegen den „Bild“-Chefredakteur Reichelt stehen bereits seit Anfang März im Raum. Damals berichtete der „Spiegel“, dass rund ein halbes Dutzend Mitarbeiterinnen dem Medienhaus Vorfälle aus den vergangenen Jahren angezeigt hätten. Nach der Veröffentlichung der Anschuldigungen wurde Reichelt auf eigenen Wunsch freigestellt, das Unternehmen leitete eine Compliance-Untersuchung zur Prüfung der Vorwürfe ein. Ende März kehrte Reichelt an seinen Arbeitsplatz zurück. Zur Begründung hieß es, der Vorstand des Medienkonzerns sehe es trotz bei der Untersuchung festgestellter Fehler in der Amts- und Personalführung als nicht gerechtfertigt an, Reichelt von seinem Posten abzuberufen.

RND/dpa/epd

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