Moderatorin Pinar Atalay zu Hass im Netz: „Als Frau bekommt man noch mal mehr ab“

Pinar Atalay wechselte von den „Tagesthemen“ zu RTL.

Pinar Atalay wechselte von den „Tagesthemen“ zu RTL.

Moderatorin Pinar Atalay ist vor Kurzem von den „Tagesthemen“ zu RTL gewechselt. Dort moderiert sie als erste Sendung ein Wahl­triell mit den beiden Kanzler­kandidaten sowie der Kanzler­kandidatin. Außerdem steht sie für „RTL Aktuell“ vor der Kamera und ab Herbst auch für „RTL Direkt“ im Wechsel mit Jan Hofer. Im RND-Interview spricht sie über ihre neuen Aufgaben:

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Frau Atalay, Sie sind vor Kurzem mit dem Wahl­triell bei RTL gestartet und haben viel Lob bekommen. Wie erleichtert waren Sie darüber?

Das ist für eine politische Nachrichten­journalistin eine der wichtigsten Sendungen, die man moderieren kann. Dem­entsprechend war ich froh und dankbar, dass ich mit Peter Kloeppel diese spannende Aufgabe über­nehmen konnte. Obwohl wir uns nur wenige Male vorher gesehen haben, waren wir ein eingespieltes Team, und die Zuschauerinnen und Zuschauer bekamen, so zeigen es die Reaktionen, durchaus einen wichtigen Input in diesem Wahl­kampf. Ich hoffe, dass es auch vielen Leuten etwas gebracht hat für ihre Wahl­entscheidung.

Wie wichtig sind solche Sendungen in diesen hoch­politischen Zeiten und kurz vor der Bundestags­wahl?

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Sie haben ihre Wichtigkeit, weil die Menschen innerhalb von knapp zwei Stunden alle drei Kanzler­kandidat:innen sehen können und die Möglichkeit haben, zu beobachten, wie diese in der gemeinsamen Konfrontation ticken und ob sie die Inhalte ansprechend finden.

Beeinflusst das auch Ihre eigene Wahl­entscheidung? Sie waren ja noch näher dran als die Zuschauerinnen und Zuschauer.

Ich befasse mich ohnehin gefühlt 24 Stunden am Tag mit Politik. (lacht) Das ist für viele Zuschauerinnen und Zuschauer wohl nochmal anders, weil die im Zweifel nicht jeden Tag alles gucken und lesen.

Sie werden auch am Tag der Bundestags­­wahl für RTL im Einsatz sein. Was bedeutet Ihnen das?

RTL räumt das Programm frei von 12 Uhr mittags bis in die Nacht hinein. Ich finde es gerade bei einer so bedeutenden Bundestags­wahl wichtig, dass wir für die Zuschauerinnen und Zuschauer da sind. Peter Kloeppel und ich werden gemeinsam mit RTL-Politik­chef Nikolaus Blome ab 17 Uhr im Hauptstadt­studio stehen, die ersten Hoch­rechnungen und Entscheidungen begleiten und viele Interviews führen. Nach dem Triell ist dieser Wahl­tag ebenso wichtig für mich.

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Seit diesem Monat stehen Sie für „RTL Aktuell“ vor der Kamera, ab Herbst außerdem im Wechsel mit Jan Hofer für „RTL Direkt“. Den kennen Sie schon aus ARD-Zeiten. Was schätzen Sie an der Zusammen­arbeit? Und wird es bei RTL überhaupt eine Zusammen­arbeit sein?

Wir sehen uns bei RTL eigentlich gar nicht. (lacht) Das ist ein bisschen wie früher bei den „Tagesthemen“, da habe ich meine Moderations­kolleginnen und -kollegen auch selten gesehen. Wenn der eine da war, war es der andere nicht. So werden auch Jan und ich abwechselnd moderieren. Aber bei der ARD standen wir ja zusammen im Studio, und das war immer sehr nett, wie mit den anderen Kolleginnen und Kollegen auch.

Sie sind nicht die einzige Kollegin, die ARD aktuell in jüngster Zeit verlassen hat. Sehen Sie da auch strukturelle Gründe?

Es war tatsächlich Zufall, wir wussten es nicht voneinander. Bei Jan habe ich es irgend­wann mitbekommen, aber Linda und ich haben uns erst später darüber ausgetauscht.

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Beobachten Sie denn weiterhin, was Ihre Ex-Kollegen und -Kolleginnen bei den „Tagesthemen“ machen?

Ich gucke ohnehin alles und das schon immer. (lacht) Ich habe schon immer querbeet ARD, ZDF, RTL und weitere Sender geguckt. Von daher ändert sich an meinem Seh­verhalten nichts.

RTL investiert gerade viel in den Ausbau seiner Informations- und Nachrichten­angebote. War das auch ein Grund für Ihren Wechsel von ARD zu RTL, dass sie jetzt mehr mitgestalten können?

Ich bin bei RTL auch dafür da, die journalistischen Formate mitzugestalten und weiter auszubauen. Natürlich war es für mich in der Entscheidung wichtig, dass ich verschiedene Formate moderieren kann, die journalistischer Natur sind, und eben auch prägende Sendungen wie das Triell, Themen­schwerpunkte und Spezial­sendungen, die nachrichtlich und politisch sind. Dies mit den Kolleginnen und Kollegen zu entwickeln ist eine neue Heraus­forderung.

Wie sehen Sie RTL in Sachen Nachrichten aktuell aufgestellt? Was kann noch besser werden?

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Mit „RTL Aktuell“, das ich ja auch moderiere, gibt es bereits ein erfolgreiches Flaggschiff, dass täglich Millionen Menschen sehen. Dazu wurde Fläche frei­geräumt für mehr Nachrichten. Und je mehr Nachrichten, desto besser.

Was ist Ihnen denn wichtig bei der Vermittlung der Nachrichten?

Mir ist es wichtig, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer gut und verlässlich informiert sind. Ich sehe mich da als Dienst­leisterin, die im Studio steht. Ich bin Redakteurin und für meine Moderationen verantwortlich und dann diejenige, die sie im Studio präsentiert und zum Gesicht der Sendung wird.

Bekommen Sie viel Feedback von Zuschauerinnen und Zuschauern?

Es kommen viele Mails, manchmal rufen sogar mal welche an. Manchmal ist es Kritik, aber die ist bei mir auch willkommen, wenn sie nicht unter der Gürtel­linie ist. Auch über die sozialen Medien bekomme ich viel Feed­back. Das finde ich immer gut, weil ich ja keinen direkten Draht zu den Zuschauerinnen und Zuschauern habe, sondern in das schwarze Loch – die Kamera – gucke.

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Wie gehen Sie damit um, wenn das doch unter die Gürtel­linie geht? In den sozialen Medien kommt es ja auch immer wieder zu Hass­beiträgen.

An Hass im Netz habe ich mich über die Jahre im wahrsten Sinne des Wortes gewöhnen müssen. Gerade als Frau bekommt man noch mal mehr ab. Ich reagiere da meistens nicht drauf. Wenn es irgend­etwas ist, worauf man juristisch reagieren sollte, gebe ich es weiter an das Justiziariat. Wenn es zu bunt wird, blocke ich auch mal Leute. Aber der Großteil, also etwa 90 Prozent der Reaktionen, ist positiv.

Was waren die größten Veränderungen, die Sie in den mehr als 20 Jahren im Nachrichten­geschäft miterlebt haben?

Im Kern ist das Nachrichten­geschäft sicher beständig. Es ist aber schneller geworden. Ganz früher hat man noch das Band von A nach B bringen müssen, das läuft alles schon lange digitalisiert. Man kann überall in die Welt blicken, zur Not macht man eine Skype-Schalte. Es ist schneller geworden, und trotzdem müssen wir unsere sorgsame Bericht­erstattung bewahren und uns die Zeit nehmen, alles sauber zu recherchieren.

Das ist auch schwieriger geworden, weil durch die Möglichkeiten im Netz viel mehr Falsch­nachrichten kursieren als vor 20 Jahren …

Ja, auf der anderen Seite ist das Positive, dass sich die Menschen über verschiedene Kanäle informieren können. Unsere Aufgabe als Journalistinnen und Journalisten ist es dabei, nicht über jedes Stöckchen zu springen, sondern alles doppelt zu checken. Auch die Userinnen und User können entsprechend empfindsamer damit umgehen. Sie können versuchen, Quellen nachzuvollziehen und das Gelesene oder Gesehene zu hinterfragen, denn Desinformationen nehmen zu und schaden einer Gesellschaft.

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