Nach Reichelt-Aus: Springer-Chef Mathias Döpfner äußert Bedauern für betroffene Frauen

Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner.

Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner.

Berlin. Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner hat sich nach dem Abgang des „Bild“-Chefredakteurs Julian Reichelt mit einer weiteren internen Videobotschaft an die Belegschaft gewandt und den betroffenen Frauen sein Bedauern ausgedrückt. „Ich bedauere zutiefst, was ihr alle erleben müsst – zuallererst und in besonderer Form die direkt Betroffenen des Fehlverhaltens ihres ehemaligen Chefredakteurs. Das sind die Hauptbetroffenen“, sagte der Springer-Chef in der Rede, die der Branchendienst „Medieninsider“ am Freitag im Anschluss öffentlich machte.

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Döpfner sagte demnach weiter: „Aber es geht mir auch um die vielen indirekt Betroffenen, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von 'Bild', die eigentlich nur für diese wunderbare Marke ihr Bestes geben wollen und die seit Monaten Unsicherheit und Angst, Angriffe und Beschuldigungen erleben. Ja, es ist völlig klar: Aus heutiger Sicht mit all dem, was wir heute wissen und was heute zweifelsfrei feststeht, hätten wir uns schon vor einem halben Jahr von Julian Reichelt trennen müssen. Er hat uns belogen, und wir haben uns belügen lassen. Das ist auch das, was ich mir selbst vorwerfe.“

Döpfner: Hätten wir uns schon vor einem halben Jahr von Reichelt trennen müssen

Der Medienkonzern in Berlin hatte am Montag mitgeteilt, dass er „Bild“-Chefredakteur Reichelt von seinen Aufgaben entbunden hat. Springer begründete das Ende der Zusammenarbeit mit Reichelt an der Spitze so: „Als Folge von Presserecherchen hatte das Unternehmen in den letzten Tagen neue Erkenntnisse über das aktuelle Verhalten von Julian Reichelt gewonnen. Diesen Informationen ist das Unternehmen nachgegangen. Dabei hat der Vorstand erfahren, dass Julian Reichelt auch nach Abschluss des Compliance-Verfahrens im Frühjahr 2021 Privates und Berufliches nicht klar getrennt und dem Vorstand darüber die Unwahrheit gesagt hat.“

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Im Frühjahr hatte das Medienhaus das interne Verfahren gegen Reichelt angestoßen. Nach Springer-Angaben standen im Kern der Untersuchung die Vorwürfe des Machtmissbrauchs im Zusammenhang mit einvernehmlichen Beziehungen zu Mitarbeiterinnen sowie Drogenkonsum am Arbeitsplatz. Der Konzern kam zum Schluss, dass Reichelt seinen Posten behalten sollte.

Die US-Zeitung „New York Times“ hatte am Sonntag einen Bericht über Axel Springer, Reichelt und die Unternehmenskultur veröffentlicht. Ein Investigativ-Team der Mediengruppe Ippen war über Monate auch an dem Fall dran. Ein Teil der Rechercheergebnisse erschien in einem Online-Bericht des „Spiegel“, weil sich die Ippen-Gruppe auf Einwirken des Verlegers Dirk Ippen gegen eine Erstveröffentlichung entschieden hatte. Die Begründung war, dass man genau darauf achten müsse, dass nicht der Eindruck entstehe, dass man einem Wettbewerber wirtschaftlich schaden wolle.

Döpfner über SMS: „Das war natürlich reine, schärfste Ironie“

Döpfner hatte sich bereits am Mittwoch in einer ersten internen Videobotschaft an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewandt und einen schnelleren Kulturwandel bei „Bild“ ausgesprochen. Er war auch auf eine ältere private SMS eingegangen, aus der die „New York Times“ zitiert hatte. Der 58-Jährige hatte darin den damaligen „Bild“-Chefredakteur Reichelt als letzten und einzigen Journalisten in Deutschland bezeichnet, der noch mutig gegen den „neuen DDR-Obrigkeitsstaat“ aufbegehre. Fast alle anderen seien zu „Propaganda Assistenten“ geworden.

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Döpfner sagte in der Videobotschaft vom Mittwoch dazu: „Eine private SMS ist kein Tweet, ist kein Post, ist keine öffentliche Rede. Und wenn man in einer privaten Unterhaltung aus dem Zusammenhang gerissen etwas zitiert, dann unterschlägt man Polemik, Ironie, Übertreibung.“ Er lege Wert darauf, dass das privat sei und nicht wie ein Zitat behandelt werde. „Das ist doch eine Grenzüberschreitung“, sagte der Springer-Chef.

Am Freitag ging er dann in der neueren Videobotschaft erneut auf die SMS ein. Döpfner sagte laut „Medieninsider“: „Ich bedaure obendrein, dass im Zusammenhang mit diesem Fall eine private Unterhaltung von mir per SMS quasi einen Großteil deutscher Journalisten als unkritisch bezeichnet – Stichwort Propaganda-Assistenten – oder gar die Bundesrepublik mit der DDR verglichen wird. Das war natürlich reine, schärfste Ironie.“ Die SMS hatte in der Medienbranche heftige Kritik ausgelöst, einige Medienhäuser äußerten sich dazu öffentlich.

RND/dpa

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