Netflix-Fantasyserie „The Witcher“: Geralt von Riva schwingt wieder die Schwerter

Fantasyfans scharren schon lange mit den Hufen: Ab 17. September ist Henry Cavill bei Netflix wieder als „Witcher“ Geralt von Riva unterwegs.

Fantasyfans scharren schon lange mit den Hufen: Ab 17. September ist Henry Cavill bei Netflix wieder als „Witcher“ Geralt von Riva unterwegs.

Es ist das Ende dieser drei Reisenden – eines Kaufmanns, seiner Frau und seiner Tochter. Mitten in einer Winternacht kommt ihr Gespann in ein Dorf, in dem keine Menschenseele sich rührt, kein Hund anschlägt, in der nur der Schnee leise rieselt und ein hölzerner Eimer im Wind gegen den Brunnengalgen schlägt. Etwas ist hier, das man besser nicht anrufen sollte, das ist beim Zuschauen schnell klar. Der Kaufmann aber blökt unbekümmert sein „Hallo, wo sind denn alle?“ – und das war’s dann. Etwas bricht aus den Schatten hervor, das ihn und die zwei Frauen im Handumdrehen dorthin befördert, wo alle sind. Mit diesem kleinen Horrorprolog beginnt die lang erwartete zweite Staffel von „The Witcher“.

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Wie war das Ende der ersten noch mal gleich? Wer viel schaut, der viel vergisst. Zumal, wenn zwischen zwei Staffeln einer Serie coronabedingt zwei Jahre liegen. Drum höre weg beziehungsweise überspringe die nun folgenden spoilernden Zeilen, wer sich noch durch die erste Staffel kämpfen muss. Zuvörderst ging es zuletzt um die Verteidigung der imposanten Feste Sodden und damit des Nordens gegen die anstürmenden Heerscharen von Nilfgaard.

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Eine Brücke musste gehalten werden, und die mächtige Magierin Yennefer (Anya Chalotra), einst eine verkrüppelte Bauernmagd, und ihre Kolleginnen sowie ihre Lehrmeisterin Tissaia de Vries (MyAnna Buring) machten daraus eine Art „Schlacht um Helms Klamm“ („Herr der Ringe“) mit arg viel Hokuspokus: Feuerkugeln, Boviste mit tödlichen Sporen, magische Kontrollwürmer, Telekinese. Wer hier einfacher Soldat war – auweia, Pech! Erst recht, als Tissaia Yennefer aufforderte, ihr „Chaos“ explodieren zu lassen. Brücke gesichert, Norden bewahrt – einstweilen.

Geralt von Riva (Henry Cavill), der Titelheld der Fantasyserie nach den Romanen und Geschichten des polnischen Schriftstellers Andrzej Sapkowski, war nach einem Monsterangriff die meiste Zeit dieser letzten Folge im Rehamodus. Nur um schließlich im Wald endlich auf Ciri alias Prinzessin Cirilla Fiona Elen Riannon von Cintra (Freya Allan) zu treffen, das „Kind der Vorsehung“, zu der er eine Verbindung hat, die bis in die Zeit vor ihrer Geburt zurückreicht.

Die Retter von heute sind die Sündenböcke von morgen

Und zurück geht es nun ab 17. Dezember in die Welten, wo in Burgen die Gier nach fremden Burgen reift und in Wäldern der Wahnsinn wohnt, wo Menschen sich dem stählernen Schwert der Hexer stellen müssen und Monster ihrer Silberklinge. Es ist eine klirrend kalte Welt, in der vor einigen Jahren die „Konjunktion“ stattfand, ein Berühren der Sphären von Menschen, Elfen und Monstern. Gut und Böse sind hier nicht immer klar auszumachen, jeder kocht sein politisches Süppchen und die Retter von heute sind die Sündenböcke von morgen.

So ergeht es Yennefer, die nach der Schlacht von Sodden für tot gehalten wurde und – zurückgekehrt – ob ihrer Taten als Heldin von Sodden gefeiert wird, nur um alsbald als Zauberin und Halbelfin in Misskredit zu geraten. Elfen sind im Norden Verfolgte, Opfer eines heraufziehenden Genozids. „Seit die Elfen Zuflucht in Cintra suchen, glaubt der Norden, dass wir alle Spione für Nilfgaard sind“, berichtet der furchtsame Elf Bal Yennefer in den Abwasserschächten von Oxenfurt. Solchen Herren kann und will die ihrer Magie verlustig gegangene Magierin nicht dienen. Sie begibt sich auf ihren eigenen Weg – schon der erste Schritt ist wie ein Paukenschlag.

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Geralt zieht mit Ciri aus den kriegerischen Wirren des Kontinents in die Berge zur Feste Kaer Morhen, der Winterzuflucht der Hexer, die von seinem Mentor Vesemir (Kai Bodnia) geführt wird. Hier unterzieht sich Ciri, „weil ich mich nicht länger verloren fühlen will“, harter ritterlicher Schulung, erst zum Spott, später durchaus mit dem Respekt der durchweg männlichen Bewohner. Sie will eine andere werden – nicht mehr das Opfer der Umstände, sondern die Herrin ihres Schicksals. Und ahnt nichts von ihrer Bedeutung für den Fortbestand der Welt.

Auch ohne doppelte Zeitlinie ist die Serie kein Spaziergang

Dass nicht mehr verwirrend in zwei Zeitlinien erzählt wird, kommt der Serie gut zupass. Was nicht heißen soll, dass Zuschauen ein Spaziergang wäre für das Publikum, das mehreren parallel laufenden Geschichten folgen muss, zu den alten jede Menge neuer Charaktere einzuordnen hat und tiefer in die Politik und die Mythen des Kontinents, das Rätsel der „Konjunktion“ und die Geheimnisse der Protagonistinnen und Protagonisten eindringen darf.

Dazu gibt es ein gerüttelt Maß Action und neuerlich ziemlich beunruhigende Geschöpfe. Von der buchstäblich durchdringenden Art eines Waldschrats konnte man sich schon jüngst im Animationsfilm „The Witcher: Nightmare of the Wolf“ das Fürchten lehren lassen. Aber auch die Zahnsituation einer Bruxa, eines weiblichen Vampirs, deren Schrei selbst gestandene irische Banshees blass machen dürfte, sind überaus eindrucksvoll. Schauwerte – im Genre wichtig – gibt es so einige in „Witcher 2“.

Die zweite Staffel ist ernsthafter (und besser) als die erste

Der Humor kommt knapper, auch die in der ersten Staffel zuweilen allzu jetzige Sprache weicht einer quasi mittelalterlichen, in die sich höchstens mal ein „Fuck!“ der über alle Maßen wütenden Yennefer mischt. Manch einer wird den alten Esprit vermissen, aber die ernsthaftere, epischere Erzählweise steht den farbentsaugten „Gemälden“ der Serie gut zu Gesicht. Es gibt auch mehr Tragödie diesmal, der Tod ereilt nicht nur Nachtmahre und Nebenpersonal.

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Mehr als in der ersten Staffel wird zudem (nach den sechs zur Ansicht gewährten von insgesamt acht Episoden) deutlich, dass „The Witcher“ durchaus als Netflix’ Antwort auf „Game of Thrones“ gedacht war. Konkurrenz gibt es derzeit nur auf Amazon durch die ebenfalls gelungene Fantasyserie „Das Rad der Zeit“. Die anderen Hochkaräter des Genres – Amazons „Carnival Row“ und Skys „His Dark Materials“ – haben ihre Fortsetzungen zum Jahresende nicht vorgelegt.

Rittersporn gerät in Teufels Küche

Immerhin haut Rittersporn in die Saiten. Der verhalten wehrhafte Barde im violetten Mantel, der die Wirtshäuser mit seinem dreisten Lauten-Rock-’n’-Roll unterhält, ist zugleich der „Strandläufer“, Teil eines Widerstandsnetzwerks, das Elfen beschützt, ihnen die Flucht ermöglicht. Alles kann dieser Künstler ertragen, nur Banausen nicht, die seine Songwriterkunst herabwürdigen. Und das bringt ihn zur falschen Zeit in Teufels Küche und dort gleich mitten hinein ins Herdfeuer.

Allein wegen Henry Cavill schaut man sich das Ganze am besten im englischsprachigen Original an. Eine virilere Stimme als die des Briten hat man selten gehört. In eher mediokren DC-Comicverfilmungen war Cavill „Superman“, nun hat er seine Rolle gefunden. Der „Witcher“, dessen dritte Staffel schon am Werden ist, kann nicht alles, aber viel, und hat auch immer einen netten Kalenderspruch parat. Etwa: „Lass dein Schwert nie aus dem Auge und bleib niemals stehen.“

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Das wollen wir gern beherzigen.

„The Witcher“, zweite Staffel, acht Episoden, von Lauren Schmidt Hissrich nach den Romanen von Andrzej Sapkowski, mit Henry Cavill, Anya Chalotra, Freya Allan, Graham McTavish (ab 17. Dezember bei Netflix)

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