Netflix-Serie „Elfen“ – Albtraum vor Weihnachten

So süß: Kee-Koo tauft Josefine den kleinen Elf, den sie aufgelesen hat. Dessen Verwandtschaft ist stinksauer, kein bisschen niedlich und äußerst gewaltaffin.

So süß: Kee-Koo tauft Josefine den kleinen Elf, den sie aufgelesen hat. Dessen Verwandtschaft ist stinksauer, kein bisschen niedlich und äußerst gewaltaffin.

Alle sind gut drauf, Mutter, Vater, Bruder und Schwester. Auf der Insel weit, weit weg wollen sie endlich abspannen, Weihnachten feiern, so still und friedlich wie möglich. Doch etwas ist seltsam an dem dänischen Eiland. Ein gewaltiger Zaun trennt ein Waldgebiet ab. Riesige Zäune auf Inseln sind kein gutes Zeichen, das weiß der geneigte Film- und Serienfan spätestens seit Ernest B. Schoedsacks und Merian C. Coopers „King Kong und die weiße Frau“ (1933). Man bleibt da besser diesseits und schraubt die eigene Neugier herunter. Die Einheimischen in der neuen Netflixserie „Elfen“ sind unwirsch genug. Sie wedeln schon mal mit dem Gewehr, wenn Fremde dem Zaun zu nahe kommen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Der Winter ist schon mal keiner. Verregnet ist es, die Straßen sind bucklige Matschpisten. Ein Schlag gegen die Stoßstange ist dann aber kein Loch in der Fahrbahn gewesen. Und die schwarze Flüssigkeit an der Stoßstange rechts vorne ist weder Teer noch Öl – wie zunächst vermutet. Es ist das Blut eines Elfen, den die junge Josefine im Gras verborgen findet. Sie schleppt das kleine Wesen mit dem spitzen Schädel und den riesigen Kulleraugen heimlich in eine Scheune ihres Feriengehöfts. Sie füttert und sie verarztet ihn, sie nennt ihn Kee-ko. Spricht sich zwar wie King Kong ohne „ng“, ist aber viel kleiner und so knuffig wie „E. T.“ oder der Baby-Yoda aus dem „Mandalorian“.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Manchmal opfern die Insulaner den Elfen, die überhaupt nichts mit jenen Elfen zu tun haben, die in „Der Polarexpress“ (2004) in den Spielzeugfabriken des Weihnachtsmannes arbeiten, eine Kuh oder zwei. Auch das sieht beunruhigend aus – wie eine Mahlzeit für den T. Rex in „Jurassic Park“ (1993). Damit besänftigen sie die Nachbarn in der Wildnis, wenn diese hungrig sind oder wütend. Dieses Mal sind die Elfen rasend vor Wut, denn sie vermissen Kee-Ko. Sie töten neben der Kuh auch gleich den Kuhjungen, der sie brachte – eine Art Kriegsbeilausgrabung. Friedliche Weihnachten ist keine Option mehr. Gott sei Dank ist der Zaun elektrifiziert. Wie wir aber wissen, bleibt der Stromkreislauf in solchen Filmen nicht ewig geschlossen.

„Elfen“ ist einer von den Weihnachtsfilmen, in denen das Fest verheert wird

„Elfen“ spielt im Advent, aber wie „Gremlins“ und „Krampus“ ist es ein Film, in dem Weihnachten verheert wird durch den Angriff von unheimlichen Wesen. Der gestörte Einklang mit der Natur wirkt sich tödlich aus, die erwachsenen Elfen haben Zähne und Klauen, sie sind wie lebende Bäume und bewegen sich ruckartig wie Vögel oder Velociraptoren. Man sieht sie ein paar Mal, aber meist erkennt man nur schemenhafte Häupter oder Körper. Das mag dem Budget geschuldet sein, wirkt sich aber nicht negativ aus. Weniger ist mehr. Sind die Monster gut ausgeleuchtet, verlieren sie nicht selten viel von ihrem Schrecken.

Schade ist, dass Drehbuchautor Stefan Jaworski es so gar nicht schafft, seinem Personal schlüssige Reaktionen auf den Einbruch von so etwas Unfasslichem wie einem Elfen-Habitat unterzujubeln. Außerdem hält Regisseur Roni Ezra („Panser“) das Spannungslevel viel zu niedrig für eine Kriegsgeschichte mit Monstern.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Familie aus der Stadt ist nicht sympathischer als die eigenbrödlerischen Insulaner, alle werden zudem von Schauspielern verkörpert, die schon mal was von ihrem Metier gehört haben mögen, die diesbezüglich aber reichlich Understatement pflegen. Das mindert ihr Identifikationspotenzial enorm. Nicht nur, dass man nicht so richtig um sie bangt.

Hand aufs Herz: Man ist für die Elfen.

„Elfen“, sechs Episoden, Regie: Roni Ezra, mit Sonja Stehen, Vivelill Søgaard Holm, Rasmus Hammerich (bei Netflix)

Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken