Reif für die Serie: „Mordkommission Königswinkel“
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Neues Team: Julia Bachleitner (Lavinia Wilson) ermittelt in Füssen in einem Mordfall. Unterstützt wird sie von Thomas Stark (Vladimir Burlakov, r.) und Rainer Kessler (Frederic Linkemann).
© Quelle: Foto: ZDF
Mainz. Der Sendetermin ist schon eine Überraschung: Mitten im mit Wiederholungen vollgestopften Sommerloch zeigt das ZDF als Premiere den Krimi „Mordkommission Königswinkel – Liebe bis über den Tod“ (Regie: Thomas Nennstiel). Eine Produktion, die verdächtig nach dem Pilotfilm zu einer neuen Serie aussieht. Er endet sogar mit einem Fortsetzungen versprechenden Cliffhanger fehlt am Schluss nicht. Und auch das Personal hat alles, was ein ordentlicher Mehrteiler benötigt. Gleichzeitig hält sich der Sender jedoch merkwürdig bedeckt. So heißt es in den begleitenden Presseunterlagen lediglich, eine Fortsetzung sei „angedacht“. Man wird ja sehen. Und es wäre tatsächlich schade, wenn die gut entwickelte Geschichte nicht in einer weiteren Folge zu Ende erzählt wird.
Wer gute Musik mag, kann kein Mörder sein
Schauplatz des mörderischen Treibens ist der Königswinkel, die Region um Füssen. Dort arbeitet Julia Bachleitner (Lavinia Wilson) als Hauptkommissarin für die Mordkommission. Und hat für das eigentlich beschaulich-unmörderische Allgäu alle Hände voll zu tun. Auch polizeiintern. Ihr neuer Kollege, Thomas Stark (Vladimir Burlakov), ist nämlich auf ihrer Dienststelle ein alter Bekannter.
Er hat vorher ihre Abteilung geleitet, soll dann aber einen V-Mann der Polizei, der auf die lokale Mafia angesetzt war, absichtlich getötet haben. Dafür wurde er dann auch vor Gericht zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, ist aber plötzlich wieder auf freiem Fuß. Dank seines umtriebigen Anwalts (Cornelius Obonya), der nachgewiesen hat, dass bei den Ermittlungen die entscheidenden DNA-Spuren manipuliert worden sind. Außerdem hat Stark einen so guten Musikgeschmack, dass er für geübte Krimiseher sowieso nichts als Mörder in Frage kommt.
Die Heldin erhält einen Beschattungsauftrag
Dennoch bleiben seine alten neuen Kollegen misstrauisch, als er seinen Dienst wieder antritt. Schließlich sagt man ihm sogar Kontakte zur italienischen Mafia nach. Insbesondere zu Francesco Danesi (Peter Schorn), einem Restaurantbesitzer und Schulfreund. Und so bekommt Bachleitner von ihren Vorgesetzten heimlich den Auftrag, Stark genau zu beobachten.
Auch bei ihrem neusten Fall: Ein Lokaljournalist ist ermordet worden. Stark und Bachleitner ermitteln also gemeinsam. Dabei kommt heraus, dass der Tote vorher intensiv über die Mafia recherchiert hat. Und das Morden im schönen Alpenvorland nimmt kein Ende, als kurz darauf auch noch die Ehefrau des Journalisten aufgefunden wird. Auch hier führt eine Spur vermeintlich zur “ehrenwerten Familie“.
Überraschende Wendungen, unverhoffte Auflösung
Dass die international operierende Gangsterorganisation ausgerechnet in diesem schönen und hier entsprechend beschaulich fotografierten Landstrich so aktiv sein soll, wirkt zwar auf den ersten Blick arg überzogen. Aber es dient der Spannung, da nimmt man so etwas gern in Kauf. Und tatsächlich war die Mafia im Allgäu schon Gegenstand seriöser Medienberichterstattung. Kein Hirngespinst des Drehbuchautors Jürgen Werner also.
Der Film punktet durch überraschende Wendungen und die unerwartete Auflösung des Falls. Darüber hinaus ist das Ermittlerteam interessant zusammengesetzt. So passt beispielsweise Bachleitner in ihrem großstädtischen Chic eigentlich nicht in ein Provinz-Kommissariat, aber als Frau des scheinbar allmächtigen Landrats machen ihre durchweg eleganten Auftritte durchaus Sinn. Stark dagegen überzeugt als zwiespältige Figur, der man alles zutraut. Gleichzeitig ist er aber auch ein tragischer Charakter mit durchaus sympathischen Zügen.
Und die nicht zu übersehenden Spannungen, die zwischen diesen beiden Ermittlern herrschen, sind durchweg reizvoll. Die einzige Augenzeugin können sie auch nicht befragen: Sie ist eine Kuh. Muh! Blöde Sache.
Von Ernst Corinth / RND