Zwei in Plauderlaune: RTL-Jahresrückblick mit Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg und Thomas Gottschalk
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Moderationswechsel bei RTL: Der diesjährige Jahresrückblick „Menschen, Bilder, Emotionen“ wird von Thomas Gottschalk (links) und Karl-Theodor zu Guttenberg präsentiert.
© Quelle: RTL / Stefan Gregorowius / privat
Zwei eloquente Redner mit Glamourfaktor, zwei bekannte Titelseitengesichter: Am Sonntag besteigt ein prominentes Duo erstmals gemeinsam die Hauptabendbühne: KTG und TG.
Der hoch gestiegene, weich gefallene Adelsspross mit der Namenkaskade Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Buhl-Freiherr von und zu Guttenberg moderiert beim Radiotelevisionskanal aus Köln und Luxemburg den Jahresrückblick. Und da muss die Frage erlaubt sein: Was haben die beiden sich hierbei bloß gedacht? Antwort: so einiges! Und das meiste davon ist, nun ja, populistischer Natur.
Zwei bizarre PR-Karrieren, die ineinandergreifen
Als 2011 aufflog, dass er sich seinen Doktortitel erschlichen hatte, hatte sich der Cheflobbyist in eigener Sache schließlich als Blender in Sachen theoretischer Tiefe erwiesen – was wiederum perfekt zu einem Privatsender passt. Damit war RTL zwischendurch zwar Marktführer, bettelt mittlerweile aber oft vergebens um Aufmerksamkeit. Zwei bizarre PR-Karrieren, die ineinandergreifen und sich parallel zum Dreieck erweitern.
An der Seite des bayerischen Bierzeltkönigs steht nun ja ein fränkischer, der nirgends heimischer ist als im Scheinwerferlicht: Thomas Gottschalk. Nachdem die Jahre 1996 bis 2021 von Günther Jauch zusammengefasst wurden, tun dies 2022 gleich zwei privilegierte, heterosexuelle, ältere, weiße Herren. Und das ist zwar die Antithese zur Diversität moderner Konkurrenten wie Pro Sieben, aber im Zielpublikum konsensfähig, zumal mit KTG und TG zwei Dampfplauderer bei RTL aufeinandertreffen, die nachweislich jede Mehrzweckhalle rocken.
Mit Sarah Connor, Marius Müller-Westernhagen und Christian Lindner
Zumindest, sofern es gefühlsmäßig tiefer geht als soziokulturell. Dafür bürgen Jahresbilanzen wie diese nicht nur mit dem saftigen Titel „Menschen, Bilder, Emotionen“, sondern auch der Besetzung nach. Geladen sind schließlich Sarah Connor (mit Weihnachtsplatte) und Marius Müller-Westernhagen (mit Karrierebilanz), Christian Lindner (mit ministeriellem Sylt-Glamour) und Sahra Wagenknecht (mit populistischem Krawallfaktor), dazu zwei deutsche Fußballerinnen (Popp und Oberdorf) sowie drei Alltagshelden (Flüchtlingsmädchen, Lotto-Millionär, 9-Euro-Ticket-Kunde) auf Publikumsaugenhöhe.
Also knapp eine Körperlänge entfernt von den zwei Moderatoren, die – was Geld und Geltung betrifft – völlig andere Universen bewohnen als Amelie, Chico oder Ramin. Schwer zu sagen, was sich das bodenständige RTL bei dieser Besetzung gedacht hat. Und angesichts des Krankenstandes im Kölner Haupthaus auch schwer zu erfahren. Von daher liegen drei Erklärungsinterpretationen nahe: Kontinuität, Prominenz und Klauseln.
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RTL hat zu Guttenberg langfristig an sich gebunden
Was die Verträge mit Gottschalk und zu Guttenberg enthalten, bleibt natürlich streng vertraulich. Doch seit das ZDF Ersteren wieder regelmäßig auf die Wettcouch setzen will, könnte RTL geneigt sein, ihm jeden Wunsch zu erfüllen. Und weil es Letzteren langfristig an sich gebunden hat, braucht er halt einfach Screentime, wie man Sendezeit neudeutsch nennt. Deshalb sehen wir den fränkischen Freiherrn morgen nicht nur auf der Rückblickscouch, sondern tags darauf gleich noch mal in der Primetime.
Da nämlich rutscht sein Putin-Porträt „KT Guttenberg – Auf den Spuren der Macht“ von RTL+ ins lineare Programm, dicht gefolgt vom „N-TV Wirtschaftstalk“, wo der Ex-Minister noch ein Stück weiter aus dem Schattenreich amerikanischer Spindoktoren ins deutsche Rampenlicht tritt. Guttenberg, wohin das Auge reicht.
„Menschen, Bilder, Emotionen“ läuft am Sonntag, 11. Dezember, ab 20.15 Uhr bei RTL.