Sabine Heinrich über Häme für Frauen im TV: „Ich kann nicht erwarten, dass alle mich mögen“
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Die Moderatorin Sabine Heinrich.
© Quelle: Henning Kaiser/dpa
Bis auf einen Talk mit Jürgen von der Lippe und mehrere WDR-Shows stand Sabine Heinrich, die 2001 beim Hörfunksender 1 Live mit der Vormittagssendung „1 Live mit Frau Heinrich“ begann, stets leicht abseits vom Rampenlicht. 15 Jahre lang leitete die Journalistin die Sendung, bevor sie im März 2016 ihr Ausscheiden verkündete. Heinrich moderierte in der Folge Echoverleihungen und ESC-Vorentscheide und ist seit 2011 Außenreporterin bei „Zimmer frei“. Ab dem heutigen Samstag bekommt die 1976 in Unna geborene Journalistin nun das denkbar größte TV‑Projekt derzeit – sie moderiert die ZDF-Samstagabendshow „Das große Deutschland-Quiz“. Start ist am Samstag, 10. Juli, um 19.25 Uhr. Am 7. August gibt es die erste Langversion um 20.15 Uhr.
Warum denkt man beim „Großen Deutschland-Quiz“ so schnell an eine Weizenbierwerbung?
Tun Sie das? An welche?
Deutschland ist schön, seine Landschaften typisch, die Bauwerke weltberühmt – ein Reklameklassiker, der in den Neunzigern diesen leicht bräsigen Wohlfühlpatriotismus transportierte. Droht uns auch beim „Deutschland-Quiz“ Heimatkunde ohne Ecken und Kanten?
Puh (überlegt lange), das muss ich erst mal sacken lassen. Aber ja, wir machen eine Unterhaltungssendung am Samstagabend, gucken uns dabei verschiedene Regionen in ihrer Vielfalt an, und keine Sorge: Bei uns können auch raue Ecken schön sein; das sage ich schon deshalb, weil ich aus dem Ruhrgebiet komme, wo wenig Hochglanz, aber vieles ansehnlich ist.
Und was wird die Sendung davon zeigen?
Weil Schönheit Geschmackssache ist, kann ich das schwer sagen. Aber wenn wir beide nach Bottrop fahren auf die Halde und dann aufs Tetraeder steigen, dann haben wir einen super Blick aufs Ruhrgebiet. Vielleicht finden Sie das furchtbar, aber mir hüpft dort vor industrieromantischem Glück das Herz. Ob schön oder hässlich: Ich möchte den Zuschauern Dinge an Deutschland zeigen, die nicht jeder erwartet. Wir machen ja keinen verfilmten Reiseführer.
Sondern?
Vier Rategäste, die für jede Himmelsrichtung antreten und Fragen gestellt kriegen, bei denen man zu Hause mitraten kann. Das war besonders mir als Quizfan, der auf dem Sofa unbedingt gewinnen will, wichtig. Es geht aber auch darum, die Menschen dazu zu inspirieren, sich ihr Land genauer anzusehen.
Auch, um in einem Land, das gespalten wirkt, wieder mehr Verständnis füreinander zu entwickeln?
Wenn das, was Sie Wohlfühlpatriotismus nennen, getrennte Menschen zusammenbringt – das wäre ein Traum für mich! Gerade angesichts der vergangenen anderthalb Jahre, wo man zwar die eigene Region erkunden durfte, aber ansonsten nicht reisen.
Empfinden Sie sich in der neuen Show als Rolemodel, als Vorbild?
Ich würde mich selbst nicht als Rolemodel bezeichnen, aber wer weiß – vielleicht bin ich es doch für die ein oder andere Kollegin. Ich komme aus einer Zeit, als Frauen in der Primetime bestenfalls den Verkehrsfunk verlesen haben. Als sie dann ans Mikro durften, haben weiter Männer die lustigen Sprüche gemacht, wir waren brav. Es bewegt sich zwar was, aber an dieser Rollenaufteilung darf sich gern noch mehr ändern.
Aus der Sportberichterstattung hört man oft, wie viel Hass und Häme Frauen am Mikro dort ausgesetzt sind. Kennen Sie das auch?
Klar kenne ich das, aber ich will das Problem anderer mit mir nicht zu meinem Problem machen.
Sind Sie abgehärtet oder ernüchtert?
Weder noch. Aber mit 44 Jahren habe ich genügend Lebenserfahrung, um sachliche von unsachlicher Kritik zu trennen. Ich stelle mich freiwillig auf eine so große Bühne wie die des ZDF am Samstagabend; da kann ich nicht erwarten, dass alle mich mögen.
Warum gibt es sie eigentlich erst in der Kurzversion am Vorabend und zum Schluss erst um 20.15 Uhr – sind die ersten drei Folgen Testballons?
Nein, denn ich sehe 19.25 Uhr nicht als Testballon, sondern als sehr gute Sendezeit. Ich empfinde die schnelle frühere Version sogar ganz charmant.
Zumal Jauch und Gottschalk auch um die Zeit begonnen haben.
Na, so was! Sehen Sie!