Spaß musste sein – Vor 25 Jahren startete „Die Wochenshow“ bei Sat.1

Sie waren die Antwort auf „RTL Samstag Nacht“: Die Comedystars (v. l.) Bastian Pastewka, Anke Engelke, Ingolf Lück und Maria Profitlich von der „Wochenshow“.

Sie waren die Antwort auf „RTL Samstag Nacht“: Die Comedystars (v. l.) Bastian Pastewka, Anke Engelke, Ingolf Lück und Maria Profitlich von der „Wochenshow“.

Es war die Geburtsstunde einer neuen Spaßgeneration und ein Karrieresprungbrett für Comedians, die noch heute ganz vorne mitmischen: Vor 25 Jahren hatte beim Privatsender Sat.1 „Die Wochenshow“ Premiere, eine Parodie auf Nachrichtensendungen mit Ingolf Lück, Anke Engelke, Bastian Pastewka und dem Schweizer Marco Rima in der Urbesetzung. In Windeseile gewann die Sketchrevue Kultstatus – dank Kunstfiguren wie dem schrillen Sexualberater Brisko Schneider („Hallo, liebe Liebenden“), gespielt von Bastian Pastewka, und Sprüchen wie „Danke, Anke!“.

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Der Witz der Neunziger war nicht feinsinnig à la Loriot

Die Sendung startete am 20. April 1996 als Antwort auf das Erfolgsformat „RTL Samstag Nacht“. Der Comedyboom der 90er Jahre war auf dem Höhepunkt: Es war die Zeit, als das Privatfernsehen den Kinderschuhen entwachsen war und bestimmte, wie und worüber die jungen Zuschauer lachten – und das war nicht mehr der feinsinnige Spaß eines Loriot, sondern eher der laute Witz. Bei RTL, Sat.1 oder Pro Sieben starteten Schlag auf Schlag immer neue Gutelauneshows wie „7 Tage, 7 Köpfe“ mit Rudi Carrell oder „TV total“ mit Stefan Raab.

„Die Wochenshow“ schlug sofort ein und entwickelte sich rasch zur Lieblingssendung junger Leute. Auf dem Höhepunkt des Erfolgs sahen bis zu sechs Millionen Zuschauer den Komikern beim Herumalbern zu.

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Ingolf Lück gab den Anchorman der fiktiven Nachrichtensendung und mimte in Sketchen den tückisch-senilen Rentner Görgens („Komm ich jetzt im Fernsehen?“), Markus Maria Profitlich spielte den drollig-doofen „Erklärbär“, Anke Engelke lümmelte sich als grenzdebiles Girlie Ricky auf dem „Popsofa“ und Bastian Pastewka fragte als dunkel geschminkter „Rosen-Inder“ mit treuherzigem Augenaufschlag: „Wolle Rose kaufen?“ Einige dieser Späße wirken aus heutiger Sicht rassistisch und anstößig.

Doch damals auf dem Höhepunkt des Comedybooms waren die Zuschauer begeistert, sie tauschten am Tag nach der Sendung bei der Arbeit oder auf dem Schulhof die neuesten Gags aus. Auch viele Kritiker lobten die Show, und Anke Engelke bekam 1999 sogar den renommierten Grimmepreis für außergewöhnliche Leistungen.

Nach sechs Jahren wurde die „Wochenshow“ wieder eingestellt

Doch die Produktionsfirma „Brainpool“ konnte den Erfolg nicht lange festhalten. Erst stieg 2000 Aushängeschild Anke Engelke aus, dann auch Bastian Pastewka und Markus Maria Profitlich. Mit Michael Kessler (er parodierte Günther Jauch oder Alfred Biolek) und Annette Frier (sie ahmte zum Beispiel Verona Pooth nach) kamen zwar neue Gesichter dazu, doch das Humorniveau wurde immer flacher – deutlich zu erkennen etwa an Scherzen über den Familiennamen des damaligen Finanzministers Hans Eichel.

Auch die Fans liefen der Show davon, zuletzt schalteten teils weniger als zwei Millionen Zuschauer ein – im Mai 2002 wurde „Die Wochenshow“ nach sechs Jahren eingestellt. Der Versuch einer Neuauflage ging 2011 in die Hose.

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Trotz des jähen Endes nach nur sechs Jahren: Viele Comedians aus der „Wochenshow“ konnten die Sendung als Startrampe für eine Karriere nutzen, die zum Teil bis heute anhält. Bastian Pastewka etwa wurde mit seiner Sitcom „Pastewka“ zum Star, in der auch seine alten Kollegen von damals wie Ingolf Lück oder Anke Engelke Gastauftritte hatten. Annette Frier („Ella Schön“) hat sich zur ernsthaften Schauspielerin gemausert, Michael Kessler ist als TV-Tausendsassa in Shows, Filmen, Serien und Dokumentationen zu sehen.

Engelke bedauerte den Auftritt als Popsternchen „Ricky“

Und Anke Engelke? Der Star aus Shows, Serien und Filmen wie „Ladykracher“, „Frau Müller muss weg!“ oder „Deutschland 89“ spielt längst in einer eignen Liga. Auf ihre Zeit in der „Wochenshow“ blickt die 55-Jährige heute mit gemischten Gefühlen zurück. Zum einen, weil sie jahrelang die einzige Frau im Ensemble war – zum anderen, weil sie als Popsternchen „Ricky“ (nach der Sängerin aus der Band „Tic Tac Toe“) dunkel geschminkt und betont naiv auftrat: „Ich würde mich nicht mehr dunkel schminken lassen“, sagt Engelke heute. Sie sei traurig, dass sie damals nicht gesehen habe, dass das nicht in Ordnung sei.

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Die Fernsehcomedy hat sich 25 Jahre nach Start der „Wochenshow“ in eine ganz andere Richtung entwickelt als auf dem Höhepunkt des Comedybooms. Heute bestimmen Spaßmacher wie Joko und Klaas, Oliver Welke in der „heute-show“, Jan Böhmermann oder Carolin Kebekus, worüber gelacht wird – und bei denen geht es oft nicht nur um Humor, sondern auch um Haltung bei relevanten Themen wie Migration, Genderdebatte oder Pflegenotstand.

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