Twitter reicht offiziell Klage gegen Elon Musk ein
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Nach dem geplatzen Deal muss sich der Unternehmer Elon Musk warscheinlich bald vor Gericht verantworten.
© Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Elon Musk hatte die Vereinbarung zum Kauf von Twitter für aufgelöst erklärt, jetzt reicht Twitter dagegen offiziell Klage an einem Gericht im US-Bundesstaat Delaware ein. Ziel ist es, Musk dazu zu zwingen, die 44 Milliarden US-Dollar teure Übernahme des Unternehmens zu vollenden. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Musk hatte die Übernahme des Kurznachrichtendiensts am Freitag nach einem langen Katz-und-Maus-Spiel abgesagt.
In der Klageschrift wird darauf hingewiesen, dass Musk einen verkäuferfreundlichen Fusionsvertrag vorgeschlagen und unterzeichnet habe. Das Unternehmen wirft ihm in der Anklage jedoch vor, dass er sich nicht an das Vertragsrecht hielt: Er glaube offenbar „dass es ihm – im Gegensatz zu jeder anderen Partei, die dem Delaware-Vertragsrecht unterliegt – freisteht, seine Meinung zu ändern, das Unternehmen zu ruinieren, seinen Betrieb zu stören, den Wert für die Aktionäre zu zerstören und zu gehen.“
Rückzug am Freitag
Musks Anwälte begründeten den Rückzieher am Freitag mit angeblich unzureichenden Informationen zur Zahl der Fake-Accounts bei dem Kurznachrichtendienst. Twitter konterte, man halte daran fest, den Verkauf zum vereinbarten Preis abzuschließen und plane, dafür vor Gericht zu gehen. Die Twitter-Aktie sackte im nachbörslichen Handel am Freitag um rund 5 Prozent ab.
Einen Tag später legten Twitters Anwälte in der Klageschrift nun nach: Musk glaube wohl, dass er es sich erlauben könne, von einem geschlossenen Vertrag einfach so zurückzutreten, das Unternehmen zu verunglimpfen, dessen Geschäft durcheinanderzubringen und Werte von Aktionären zu zerstören. „Musks Verhalten bestätigt, dass er aus dem verbindlichen Vertrag, den er unterschrieben hat, rauskommen und Twitter dabei schaden will“, heißt es in dem Dokument.
Twitter verklagt Tesla-Chef Musk nach geplatztem Deal
Twitter verklagt Tesla-Chef Elon Musk wegen des Rückzugs von der geplanten milliardenschweren Übernahme.
© Quelle: Reuters
Twitter führt Musks Vorgehen auf den Abschwung am Aktienmarkt zurück, durch den sowohl der Wert von Twitter als auch Musks Vermögen geschrumpft sei. Die Kaufvereinbarung halte aber fest, dass eine solche Entwicklung ein von Musk zu tragendes Risiko und kein Grund für einen Ausstieg sei. Das Anzweifeln der Schätzungen zur Zahl der Fake-Accounts und Forderungen nach mehr Daten dazu stellt Twitter in der Klageschrift als Versuch dar, einen Vorwand zur Aufkündigung des Deals zu schaffen. So habe Musk eingeräumt, er habe eine ausführliche Erklärung von Twitter zur Methode der Schätzung nicht gelesen. Und auch Musks wortloser Tweet mit einem Kothaufen-Emoji, mit dem er auf öffentliche Erläuterungen von Twitter-Chef Parag Agrawal reagierte, schaffte es in die Klageschrift.
US-Experten sehen Twitter rechtlich in einer besseren Position als Musk
Das Unternehmen bat um eine beschleunigte Prüfung des Falls. US-Experten sehen Twitter rechtlich zwar in einer besseren Position als Musk, warfen aber zugleich die Frage auf, ob es am Ende überhaupt möglich wäre, ihn zu einer Übernahme zu zwingen, wenn er sie nicht will.
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Musk hatte im Frühjahr von sich aus zum Kauf von Twitter angesetzt. Er betonte wiederholt, es gehe ihm dabei nicht um Geld, sondern vor allem darum, die Redefreiheit auf der Plattform zu stärken. So sagte Musk, er würde den von Twitter verbannten ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump wieder zurück auf die Plattform lassen.
Der Verwaltungsrat des Online-Dienstes sperrte sich zunächst gegen Musks Gebot von 54,20 Dollar je Aktie, akzeptierte es dann aber doch. Als nächstes sollten in den kommenden Monaten die Aktionäre über den Verkauf ihrer Anteile an Musk abstimmen. Musks Preis wäre für viele von ihnen ein guter Deal: Die Aktie ging am Dienstag nach einem Plus von über vier Prozent bei gut 34 Dollar aus dem US-Handel.
RND/lka/dpa
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