Xavier Naidoo: Der kalkulierte Rauswurf
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Xavier Naidoo
© Quelle: dpa
Hannover. Verschwörungstheorien, “Reichsbürger”-Thesen, Auftritte bei rechten Demos: Seit Jahren sorgt der Sänger Xavier Naidoo mit fragwürdigen Statements und Auftritten für Irritationen. Anhaben konnte ihm das bislang herzlich wenig: In TV-Sendungen war Naidoo weiterhin über Jahre hinweg ein gern gesehener Gast, das Label Sony Music hatte ihn erst im vergangenen Sommer neu unter Vertrag genommen. Naidoo sei schließlich ein deutscher “Ausnahmekünstler”, hieß es seinerzeit als Begründung. Auch RTL fragte Naidoo an – als Juror für die Castingshow “DSDS”.
Doch Mitte März wurde es seinen Auftraggebern und Partnern dann zu bunt. Nachdem rassistische Videos des Sängers in rechten Netzwerken aufgetaucht waren, zog zunächst der Sender RTL den Stecker: Naidoo verlor seinen Job bei “DSDS”. Seine ehemaligen Musikpartner, die Söhne Mannheims und auch der Rapper Kool Savas, kündigten an, nicht mehr mit dem Sänger zusammenarbeiten zu wollen.
Naidoo gibt Rechtspopulisten ein Interview
Seit dem Wochenende hat sich die Situation noch einmal verschärft. Ähnlich wie in den Fällen zuvor ist ein fragwürdiges Video des Sängers in den sozialen Netzwerken aufgetaucht. Xavier Naidoo hatte dem Rechtspopulisten Oliver Janich ein Interview gegeben und darin angedeutet, den Rauswurf bei “DSDS” kalkuliert zu haben.
“Ich sehe mich als Vollprofi und habe gern der Einladung Folge geleistet, bei ‘DSDS’ mitzumachen”, erklärt Naidoo zunächst in dem Video. “Denn erstens mal interessiert es mich natürlich: Wie funktioniert so eine riesige TV-Show? Warum ist die so lange erfolgreich? Außerdem habe ich Dieter Bohlen schon vor ein paar Jahren kennengelernt und verstand, versteh mich super mit ihm. Und als die Anfrage kam, auch über ihn, hab ich natürlich dann mir mal Gedanken darüber gemacht und fand das eigentlich ganz gut.”
Rauswurf bei “DSDS” war eine gezielte PR-Aktion
Im weiteren Verlauf wird dann allerdings deutlich, dass der provozierte Rauswurf offenbar eine gezielte PR-Aktion des Sängers war – und zwar für sein anstehendes “patriotisches” Album. Naidoo wörtlich: “Außerdem wusste ich, dass ich mit dem Album, das ich jetzt hier habe, auch ein Album habe, (…) wo ich danach vielleicht nicht mehr die Chance bekomme, in so einer Show mitzumachen, und deswegen habe ich die Chance wahrgenommen. Das heißt: Ich habe mir die Reichweite von RTL zunutze gemacht.” Im Gegenzug habe er seine Expertise in die Jury eingebracht.
Die restlichen Statements des Sängers in dem Interview sind nicht minder fragwürdig: Sie beinhalten das komplette Repertoire von Rechtspopulisten und “Reichsbürgern”. Unter anderem leugnet Naidoo den menschengemachten Klimawandel. Er habe zu dem Thema mal einen Film gesehen und “Nachforschungen” angestellt. “Ich bin zu dem Schluss gekommen, das CO₂ nicht der große Veränderer des Klimas ist”, so Naidoo.
Pro7 verspricht: Nie wieder Naidoo im Programm
Anschließend geht es weiter mit einem von Naidoos Lieblingsthemen: der Souveränität Deutschlands. Der aktuelle Lockdown sei “vielleicht genau die richtige Zeit dafür, sich richtig zu informieren, über die Souveränität zum Beispiel, und auch andere geschichtliche Begebenheiten sollte man sich da zu Gemüte führen”, so der Sänger. Die angeblich fehlende Souveränität des Landes ist eine beliebte Verschwörungstheorie der sogenannten “Reichsbürger”. Sie behaupten, Deutschland existiere gar nicht, stattdessen lebe die Bevölkerung in der “BRD GmbH”.
Welche Auswirkungen das neue Video auf die Karriere des Sängers haben dürfte, erklärt wohl am besten ein Tweet des Senders Pro7. Der twitterte überaus deutlich und endgültig: “Wir versprechen: Der Sänger mit dem Aluhut wird nie wieder mit seiner Musik in unseren Shows sein. Nie wieder.”
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Naidoo fehlt auf Website seiner Plattenfirma
Ob das auch Naidoos Plattenfirma Sony Music so sieht, ist bislang unklar. Eine Anfrage bei dem Label blieb bislang unbeantwortet. Auf der Künstlerwebsite der Plattenfirma wird Naidoo jedoch nicht mehr aufgeführt.