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ZDF-Sportreporterin Claudia Neumann: „Wir wollen keine Exoten mehr sein“

Die ZDF-Sportreporterin Claudia Neumann.

Die ZDF-Sportreporterin Claudia Neumann.

Berlin. ZDF-Sportreporterin Claudia Neumann möchte nicht, dass eine Frau ein Finale einer Fußball-EM oder -WM im Fernsehen nur deshalb kommentieren sollte, weil sie eine Frau ist. „Keine Frau, die den Anspruch hat, in einem großen Konzert zu singen, will übervorteilt werden“, sagte die 57-Jährige im Interview des Magazins „journalist“ und betonte: „Wir wollen keine Exoten mehr sein.“

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Es müsse selbstverständlich werden, „dass ein EM-Finale genauso von einer Frau kommentiert werden kann, wenn sie qualifiziert ist und die Kriterien des Leistungsprinzips nicht ausgehebelt werden“, fügte sie hinzu. „Solange wir das als Exotik begreifen, bekommt das Thema eine Aufmerksamkeit, die es gar nicht verdient.“

So habe sie sich auch für ihren Kollegen Oliver Schmidt gefreut, dass dieser das EM-Finale in diesem Jahr für das ZDF kommentieren durfte. „Oliver Schmidt hat die ganze Europameisterschaft über eine bessere Performance abgeliefert“, meinte Neumann. „Ich halte diese "Erste Frau kommentiert Finale"-Diskussion auch nicht für zielführend.“

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Neumann ignoriert Hass in sozialen Medien

Der Live-Kommentar sei noch eine letzte Männerdomäne, räumte sie ein. Das liege aber auch daran, „dass es in dem Bereich weniger interessierte Frauen gibt, einige sich sicher auch nicht eingeladen fühlen angesichts der Erfahrungen, die ich mache“.

Neumann ist seit 1999 beim ZDF als Sportreporterin. Seit 2008 kommentiert sie Fußballspiele live, seit 2016 auch Spiele der Männer. Immer wieder sieht sie sich Angriffen in den sozialen Medien ausgesetzt. „Wir haben im Moment schlicht keinen Hebel für den Hass im Netz, und wir werden die Debatte durch noch mehr Öffentlichkeit nicht stoppen“, meinte sie.

Sie selbst sei in keinem sozialen Netzwerk aktiv. „Das Bashing findet also auf Fremdkanälen statt, deshalb fällt es mir relativ leicht, das zu ignorieren“, sagte Neumann. Ganz wichtig für sie sei, „dass ich mir bewusst mache, dass es nichts Persönliches ist. Ich stehe hier nur stellvertretend für die Frau, die einige an der Stelle nicht haben wollen.“

RND/dpa

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