Braunkohle-Gegner drohen mit Blockade von Tagebau bei Leipzig
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Ziel des Protests: Der Tagebau Vereinigtes Schleenhain bei Leipzig.
© Quelle: dpa-Zentralbild
Pödelwitz/Leipzig. Camps mit Hunderten Klimaschützern, Kraftwerksblockaden, Tagebaubesetzungen – das sind Bilder, die man bisher nur aus dem Rheinland und der Lausitz kennt. In zwei Wochen könnte es auch in Süden von Leipzig so aussehen. Klimaschützer wollen dann in Pödelwitz im Landkreis Leipzig direkt am Tagebau zelten, sich dort zum 1. Klimacamp Leipziger Land treffen. Und eine bisher vor allem in Nordrhein-Westfalen aktive Gruppe ruft im Internet jetzt dazu auf, parallel den Mibrag-Tagebau Vereinigtes Schleenhain zu blockieren.
Bis zu 1000 Teilnehmer bei Klimacamp erwartet
Bis zu 1000 Teilnehmer aus ganz Deutschland werden zu dem Klimacamp erwartet, das vom 28. Juli bis 5. August neun Tage lang in dem von der Braunkohle bedrohten Dorf Pödelwitz direkt neben dem Tagebau stattfinden soll. Tagsüber gibt es Vorträge, Workshops und Kurse, abends Podiumsdiskussion und Konzerte, gezeltet wird auf einer Wiese direkt neben dem Mibrag-Gelände. "Wir freuen uns auf spannende Auseinandersetzungen", sagte Klimacamp-Sprecher Florian Teller. Die, so fügte er hinzu, sollten aber nur verbal erfolgen. Mit dem Aufruf zur Blockade des benachbarten Tagebaus habe man nichts zu tun.
Aktivisten wollen mit Sitzblockade Mibrag schaden
Während die Veranstalter des Klimacamps sich betont friedlich geben, schlägt eine andere Aktivistengruppe jetzt schärfere Töne an. „Vom 3. bis 5. August werden wir den Betrieb der Braunkohleinfrastruktur stören“, heißt in einem im Internet verbreiteten Aufruf der Initiative „Kohle ersetzen!“. Damit fällt die Aktion genau auf die letzten drei Tages des Klimacamps. Mit einer Sitzblockade vor der Zufahrt zum Tagebau solle gezielt „in die Betriebsabläufe der Mibrag“ eingegriffen werden. Mehrere Hundert Aktivisten aus dem gesamten Bundesgebiet würden erwartet, sagte der Sprecher der Initiative, Arvid Jasper. Viele davon dürften Blockade-Erfahrungen mitbringen: Mit einer ähnlichen Aktion hatte „Kohle ersetzen!“ vor knapp einem Jahr schon das Braunkohlekraftwerk Neurath in Nordrhein-Westfalen ins Visier genommen. 200 Aktivisten blockierten sechs Stunden lang die Zufahrten, bis die Polizei einschritt.
Sprecher: „Wir werden die Blockade nicht räumen“
Das könnte nun auch in Pödelwitz drohen. „Wir wollen zivilen Ungehorsam üben und gezielt gewissen Regeln brechen“, kündigte Sprecher Jasper an. „Wenn die Polizei uns auffordert, die Blockade zu räumen, werden wir dem nicht nachkommen.“ Ausschreitungen solle es aber nicht geben. „Es ist ein wichtiger Grundsatz, dass es gewaltfrei abläuft“, betonte Jasper. „Das wird darauf hinauslaufen, dass die Leute sich wegtragen lassen.“
Polizei fordert Unterstützung an
Die Polizei bereitet sich bereits auf einen Großeinsatz vor. „Es wird ein Einsatz sein, welchen die Polizeidirektion nicht aus eigener Kraft bewältigen kann und deshalb auf die Unterstützung der sächsischen Bereitschaftspolizei angewiesen ist“, sagte ein Polizeisprecher. „Kräfte anderer Bundesländer sind bislang nicht vorgesehen.“ Auf Einzelheiten wollte er aus taktischen Gründen noch nicht eingehen. „Unsere Beamten vor Ort werden deeskalierend und kommunikativ Einfluss nehmen.“ Illegale Aktionen würden aber nicht geduldet. „Besetzungen von Förderanlagen oder Blockieren von Zufahrten werden notfalls durch unmittelbaren Zwang beendet.“
Von Frank Johannsen