Deutsche Firmen sollten Schutzmasken unabhängig vom Weltmarkt produzieren. Das forderte die Politik zu Beginn der Pandemie und versprach öffentliche Aufträge. Auch Unternehmen in Sachsen stellten ihre Produktion um. Doch der Freistaat kaufte nur in China.
Mildenau/Dresden.Der Hilferuf erreichte André Lang an einem Montagnachmittag um 16.52 Uhr per E-Mail. Schon am übernächsten Tag sollte er, Chef des Vliesherstellers Norafin aus dem Erzgebirge, nach Berlin kommen, ins Wirtschaftsministerium. Es war eilig damals im April 2020, denn es ging um nichts weniger als die Bewältigung einer nationalen Aufgabe: In Deutschland sollten nach Jahrzehnten wieder medizinische Masken in großer Zahl produziert werden.
Als die Berliner Politik den Unternehmer aus Sachsen anfunkte, steckte Deutschland gerade im ersten Lockdown der Corona-Pandemie. Die globalen Lieferketten waren unterbrochen und die OP-Masken in den Krankenhäusern so knapp, dass Rentnerinnen Ohrschlaufen an Stofflappen nähten. Olaf Scholz (SPD), heute Kanzler, damals Finanzminister, hatte eine innerdeutsche Produktion von Schutzmasken angekündigt. Jens Spahn (CDU), damals Gesundheitsminister, versprach künftigen deutschen Herstellern eine Abnahmegarantie für ihre Produkte. „Wir müssen unabhängiger werden vom Weltmarkt, für die Sicherheit unserer Bürger“, sagte er. Deutschland war, so klang das, auf einer Mission.