Landeselternrat beklagt zum Teil massiven Unterrichtsausfall an Sachsens Schulen
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In Sachsen fallen derzeit zahlreiche Schulstunden aus. (Symbolbild)
© Quelle: Sebastian Kahnert
Dresden. Der Landeselternrat beklagt einen zum Teil massiven Ausfall von Unterricht an Sachsens Schulen. „Je nach konkreter Situation an der Schule fallen bei einzelnen Klassen bestimmte Fächer über Wochen und Monate komplett aus“, berichtete Thomas Brewig vom Vorstand des Landeselternrats mit Verweis auf entsprechende Meldungen aus Elternkreisen. Diese Ausfallstunden seien durch Krankheit oder Schwangerschaft, aber auch durch den Renteneintritt von Lehrern oder nicht besetzte Stellen verursacht.
Das Kultusministerium in Dresden teilte auf Anfrage mit, dass es nicht über aktuelle Zahlen zum Unterrichtsausfall verfüge. „Diese Statistik wird halbjährlich erfasst und erst zu Beginn des zweiten Schulhalbjahres zusammengestellt und veröffentlicht“, so ein Sprecher. Im vergangenen Schuljahr sei aufgrund der coronabedingten Schulschließungen keine Erhebung durchgeführt worden.
Einzelne Schulen mit wöchentlich sechs Ausfallstunden pro Klasse
Den Landeselternrat erreichen von Schulen im Chemnitzer Raum, aber auch aus einigen anderen Kreisen Informationen zu langfristigen und zum Teil massiven Unterrichtsausfällen, wie Brewig weiter sagte. Zum Teil müssten Schulleitungen die Stundentafel kürzen, um eine Minimalversorgung für bestimmte Klassenstufen sicherzustellen. So würden statt vorgesehener vier Mathestunden nur zwei unterrichtet. „Von einzelnen Schulen wurde mir von bis zu sechs Stunden Ausfall pro Woche pro Klasse berichtet.“
Im Ministerium wird nach Angaben des Sprechers nicht erfasst, wie viele Lehrkräfte derzeit krankgeschrieben seien. Zahlen gibt es aber dazu, wie viele Lehrkräfte sich mit Attest oder wegen Schwangerschaft vom Präsenzunterricht befreit haben. „Derzeit sind dies 186 Lehrkräfte.“ Es werde versucht, den Unterrichtsausfall durch Abordnungen, Vertretungen oder durch externe Kräfte wie etwa Lehrer in Rente zu kompensieren.
„Vertretungspool“ schon am ersten Schultag ausgeschöpft
Uschi Kruse, die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, nannte ebenfalls „einen Vertretungspool“, aus dem geschöpft werden soll, wenn Unterrichtsausfall kompensiert werden muss. „Allerdings ist der schon am ersten Schultag ausgeschöpft gewesen“, sagte sie. Langzeitbeobachtungen haben ihren Angaben zufolge ergeben, dass eine Schülerin oder ein Schüler, die in Sachsen zehn Jahre lang zur Schule gehen, insgesamt ein halbes Jahr gar keinen Unterricht bekommen.
Und dabei ist die Dunkelziffer des tatsächlichen Stundenausfalls wohl sehr hoch. Die Hilferufe einzelner Schulen würden in vielen Fällen nur die besonders gravierenden Fälle darstellen, so Brewig. „Dabei sollte man beachten, dass die meisten Elternvertreter davor zurückschrecken, ihre Schule in ein schlechtes Licht zu setzen und die Schulleitungen die Situation unter dem Deckel halten.“
Von RND/dpa
LVZ