Gegen das „Diktat des Autos“: Landesregierung lobt Leipzigs Pläne
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Stau in der Harkortstraße: Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) will die Stadt vom „Diktat des Autos“ befreien. In der Landesregierung findet er dafür Unterstützer.
© Quelle: Andre Kempner
Dresden/Leipzig. Die sächsische Landesregierung hat positiv auf die Pläne des Leipziger Rathauses reagiert, die Verkehrswende in der Stadt zu beschleunigen und den Einfluss des Autoverkehrs zu minimieren. Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) und Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) unterstützen die Pläne.
„Dass die Stadt Leipzig eine Mobilitätspolitik für alle Verkehrsteilnehmer plant und durchsetzt, finde ich richtig“, sagte Dulig auf LVZ-Anfrage. „Zu lange wurden in Deutschland, auch in Sachsen, Entscheidungen mit dem Blick durch die Windschutzscheibe getätigt. Dabei kam der ständig ansteigende Rad- und Fußverkehr stets zu kurz.“ Er könne nur begrüßen, „dass die Stadt Leipzig bei diesem Thema führend vorangeht“.
Umweltminister Günther: „Verkehr wurde einseitig gedacht“
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) hatte seine Pläne für ein Verkehrskonzept der Zukunft vergangene Woche im Stadtrat skizziert. In seiner Rede forderte er „mehr Freiheit vom Diktat des Autos, mehr Leise statt Laut“. Jung plädierte für mehr Freisitze und Grünflächen statt Parkplätzen und sprach sich für Straßen vor Schulen aus, die für den Autoverkehr gesperrt sind. Auf den Verkehrsadern der Stadt solle öfter als heute Tempo 30 gelten.
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„Weniger Individualverkehr heißt weniger Kohlendioxid, weniger Feinstaub, mehr Platz für alle. Es wird leiser, es wird sicherer“, sagte Umweltminister Günther der LVZ. „Der Blick in andere Großstädte zeigt: Der Wirtschaftsverkehr rollt weiter. Und der Einzelhandel profitiert von weniger Autos und mehr Fußgängern und Radfahrern.“ Viele Jahrzehnte lang sei der Verkehr „einseitig gedacht worden“, zugunsten des Autos. „Jetzt findet die notwendige Korrektur zu einem Miteinander aller Mobilitätsansprüche statt.“
Burkhard Jungs Stadtrat-Rede zur Verkehrswende im Video
Leipzigs Oberbürgermeister zur Verkehrswende
Wie kann der Verkehr in Leipzig in Zukunft aussehen?
© Quelle: Stadt Leipzig/LVZ
Land reagiert reserviert auf Pläne für zweiten City-Tunnel
Die Stadt Leipzig versucht seit einiger Zeit, den Verkehr neu zu gestalten. 2022 wurde auf dem westlichen Promenadenring eine separate Radspur angelegt. Das sorgte für viele Diskussionen in der Stadt. In diesem Frühjahr richtete die Stadt vor dem Hauptbahnhof – zwischen Brandenburger Straße und Kurt-Schumacher-Straße – auf dem Innenstadtring eine weitere Radspur ein.
Deutlich reservierter reagierte die Landesregierung auf Überlegungen der Kommune, einen zweiten City-Tunnel in Leipzig zu realisieren. Oberbürgermeister Jung hatte sich im Stadtrat dafür ausgesprochen.
Verkehrsminister Dulig: Stadt wird sicherlich abwägen
Ein zweiter City-Tunnel sei ein „Infrastrukturprojekt der Zukunft“, welches dem öffentlichen Nahverkehr zu Gute kommen solle, sagte Verkehrsminister Dulig. „Die Stadt wird sicherlich abwägen, inwieweit sie die finanziellen Voraussetzungen dafür schaffen kann und ob dieses Großprojekt jetzt prioritär auf der Tagesordnung steht.“ Es müsse zudem geklärt werden, „ob durch andere Maßnahmen die Mobilität innerhalb Leipzigs schnell und nachhaltig verbessert werden kann“.
Ein zweiter City-Tunnel ist seit Jahren im Gespräch. Bereits 2018 war eine Erweiterung Thema zwischen Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und der Stadtspitze. Kretschmer hatte damals deutlich gemacht, dass der Freistaat die vorbereitenden Planungs- und Untersuchungsarbeiten dafür fördern wolle: „Wir sind offen für jeden klugen Vorschlag.“ Auf Nachfrage teilte die Staatskanzlei nun mit, dass der Ministerpräsident zu seiner Zusage stehe.
LVZ