Im Prozess gegen Lina E. sollte endlich der Mann aussagen, der die Ermittlungen gegen die mutmaßlichen Linksextremisten geleitetet hat. Doch erst gab es stundenlang Streit. Über die schwierige Rolle der Polizei in diesem Verfahren.
Dresden.Bis vor einem Gericht ein Urteil fällt, sind Mutmaßlichkeiten dort nichts Besonders. Im Prozess gegen Lina E. vor dem Oberlandesgericht Dresden haben sie am Mittwoch nun aber doch überhandgenommen. Das geschah, als Herr B. in den Zeugenstand trat. Herr B. ist - nach allem, was das Gericht weiß - Polizist beim Landeskriminalamt (LKA) Sachsen und Leiter der Ermittlungen gegen die mutmaßlich linksextreme Gruppe um Lina E. Gegen jene aber ist das Verfahren verfahren, inzwischen so sehr, dass es auch über vermeintliche Tatsachen keine Einigkeit mehr gibt. „Ich habe Zweifel an seiner Identität“, sagte eine der Verteidigerinnen in dem Prozess über Herrn B. Sie kenne den Ermittler aus früheren Verhandlungen und habe ihn nicht wiedererkannt. Der Mann, der da im Zeugenstand sitze, habe sich ja ganz offensichtlich verkleidet: der Bart sei falsch, die Brille, die Nase und seinen Vornamen wolle er auch nicht offen sagen. Dabei sei, so alle Anwältinnen und Anwälte in gemeinsamem Vortrag, derlei Maskerade nur verdeckten Ermittlerinnen und Observationsbeamten erlaubt. Der mutmaßliche Herr B. müsse sich „entverkleiden“, sonst könne man hier nicht weitermachen – B. suggeriere ungerechtfertigt eine Gefahr für seine Person, kriminalisiere die Öffentlichkeit. „Im Moment sieht Herr B. aus wie Heinz-Rudolf Kunze“, sagte ein Anwalt.
Viel Misstrauen im Prozess