Auschwitz-Befreiung

Sachsen gedenkt Opfer des Nationalsozialismus

Renate Aris (vorne links), letzte Holocaust-Überlebende der Stadt Chemnitz, und Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident des Landes Sachsen, bei einer Gedenkstunde im Park der Opfer des Faschismus. Der international begangene Holocaust-Gedenktag am 27. Januar erinnert an die Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz 1945.

Renate Aris (vorne links), letzte Holocaust-Überlebende der Stadt Chemnitz, und Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident des Landes Sachsen, bei einer Gedenkstunde im Park der Opfer des Faschismus. Der international begangene Holocaust-Gedenktag am 27. Januar erinnert an die Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz 1945.

Chemnitz. Als Kind durfte sie keine Schule besuchen, ab sechs musste sie gut sichtbar einen aufgenähten Judenstern tragen. „Jedes Jahr mussten wir neue Erniedrigungen ertragen“, erinnert Renate Aris, eine der letzten Holocaust-Überlebenden Sachsens, an die Entrechtung der Juden im Nationalsozialismus. Selbst als weite Teile Dresdens nach Bombenangriffen in Schutt und Asche lagen, hätten die Nazis noch nach Juden gesucht, um sie ins Konzentrationslager zu bringen. Überlebt habe sie das versteckt bei einem Bekannten. „Auch solche Menschen gab es, aber viel zu wenige.“

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Am Mahnmal im Park der Opfer des Faschismus in Chemnitz haben am Freitag zahlreiche Menschen, darunter viele Schüler, der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Ihnen erzählte Aris ihre Geschichte. Sie erinnerte daran, dass außer sechs Millionen Juden auch Angehörige anderer Gruppen ermordet wurden, wie Sinti und Roma oder behinderte Menschen. Und es sei ein Verbrechen, dass es nun wieder Krieg in Europa gebe. Sie wünsche sich Frieden in Deutschland, Europa und der Welt, sagte die 87-Jährige.

Kretschmer: „Wir müssen uns der Geschichte gegenwärtig sein“

So wurde am Freitag auch an die Schicksale von Menschen erinnert, die von Nationalsozialisten ermordet wurden, weil sie psychisch krank oder behindert waren. „Wir müssen uns der Geschichte gegenwärtig sein, müssen wissen, was gewesen ist“, mahnte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bei einer Gedenkfeier auf dem Gelände des Rehabilitationszentrums für Blinde in Chemnitz. Radikaler Populismus, der verschiedene Menschengruppen gegeneinander ausgespielt habe, sei damals eine wesentliche Ursache dafür gewesen, dass es zu solchen Verbrechen kommen konnte. Es gelte, dem frühzeitig aus der Mitte der Gesellschaft heraus Paroli zu bieten.

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1940 und 1941 wurden in der Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein etwa 13 720 vorwiegend psychisch kranke und geistig behinderte Menschen ermordet - die sogenannte Aktion T4. Auch aus der Landeserziehungsanstalt Chemnitz wurden den Angaben nach nachweislich 232 ehemalige Patienten bis zum Sommer 1941 dort ermordet. Seit 2007 erinnert ein von den Künstlern Gregor-Torsten Kozik und Frank Maibier gestalteter Gedenkort auf dem Gelände des Förderzentrums an diese Opfer.

Warnung vor neuem Antisemitismus

Der Gedenktag konfrontiere mit einem der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte, sagte Landtagspräsident Matthias Rößler bei der Gedenkfeier im Park der Opfer des Faschismus. „Er lässt uns in den Abgrund des Bösen blicken: Der Geringschätzung menschlichen Lebens und seiner millionenfachen willkürlichen Vernichtung.“ Zugleich warnte er vor neuem Antisemitismus. „An die teils offenen, teils versteckten Provokationen, an Angriffe und Gewalt dürfen wir uns aber nicht gewöhnen“, mahnte er. Juden müssten in Sachsen sicher sein. „Denn nur so können wir beweisen, dass wir aus der Geschichte gelernt haben.“

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