Umweltminister: Klimakrise ist in Sachsen angekommen – Geld für Dürreschutz nötig
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Ohne künstliche Bewässerung hätten viele Landwirte in den anhaltenden trockenen Sommern hohe Ernteverluste. Hier Ackerflächen rund um Wurzen. Foto: Thomas Kube
© Quelle: Thomas Kube
Dresden. Die Klimakrise hat nach Ansicht von Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) Sachsen bereits mit voller Wucht erreicht. „Seit 2018 haben wir mehrere Dürrejahre in Folge erlebt, mit Tiefstständen beim Grundwasser, trockengefallenen Flüssen und Bächen, Noternten in der Landwirtschaft und historischen Waldschäden. Trauriger Höhepunkt waren die Waldbrände im vergangenen Sommer“, sagte Günther der Deutschen Presse-Agentur in Dresden.
Die Prognosen sehen nicht besser aus: „Solche Ereignisse werden wir zukünftig häufiger sehen. Darauf bereiten wir uns bereits vor, aber wir müssen noch eine Schippe drauflegen“, betonte Günther. Das sei eine gemeinsame Aufgabe des Freistaats, der Kommunen und Versorger. Aber auch der Bund sei gefragt, etwa wenn es um die Folgen des Braunkohlebergbaus für den Wasserhaushalt gehe. Nach der Sommerpause werde das sächsische Kabinett seine Wasserstrategie vorstellen.
Günther: „Steigender Wasserbedarf in der Industrie“
Günther zufolge besteht das erklärte Ziel darin, dass Wasser auch fortan „mit derselben Selbstverständlichkeit aus dem Hahn kommt wie heute“. „Dafür müssen wir aber investieren. Sachsen hat seit dem Hochwasser 2002 rund 3,5 Milliarden Euro in den Hochwasserschutz investiert. Das war absolut richtig und notwendig.“ Jetzt müsse das Land zusätzlich massiv Geld in die Bewältigung von Dürren stecken. „Das ist neu.“ Die Klimakrise bringe beides: häufigere Dürren und Hochwasser.
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„Wir rechnen mit einem steigenden Wasserbedarf in der Industrie“, sagte Günther und nannte als Stichworte die Halbleiterherstellung und die Wasserstoff-Produktion. „Diese Industrien brauchen wir, da müssen wir die Wasserversorgung zwingend sicherstellen.“ Wo immer möglich sollte Brauchwasser statt Trinkwasser genutzt werden und eine Kreislaufnutzung erfolgen. Man brauche mehr Wassereffizienz. Darum sei es auch bei seiner Reise nach Israel im Juni gegangen.
Flüsse sollen renaturiert werden
„Wir waren im größten israelischen Klärwerk. Das macht aus 100 Prozent Abwasser 100 Prozent wieder verwendbares Wasser. Wir werden in Sachsen künftig weniger Wasserangebot haben, insbesondere in der Lausitz. Gleichzeitig haben wir einen steigenden Wasserbedarf durch die Industrie, die in den Braunkohlerevieren neu entstehen muss. Das ist eine riesige Herausforderung. Und da können wir von Israel lernen“, stellte der Minister klar.
Günther hält auch die Renaturierung von Gewässern für notwendig. Es gehe darum, das Schwammverhalten der Landschaft zu verbessern. Darunter versteht man die Fähigkeit der Landschaft, bei Starkregen viel Wasser aufzunehmen und für Dürrezeiten zu speichern. „Die Anpassung an die Folgen der Klimakrise schafft aber auch einen volkswirtschaftlichen Mehrwert: Wenn wir Gewässer renaturieren, hat das einen Nutzen für die Artenvielfalt, und es hat auch positive Effekte für die Naherholung.“
Nach den Worten von Günther spielt der private Verbrauch dagegen keine „Riesenrolle“. Der private Pro-Kopf-Wasserverbrauch liege unter dem bundesdeutschen Schnitt. „Die Sächsinnen und Sachsen sind sparsam.“ Dennoch würden Klimaschutz und Anpassung an die Folgen der Klimakrise viel Geld kosten, sagte er. Aber es nicht zu tun, werde ein Vielfaches kosten.
LVZ