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Konferenz in Leipzig

Sachsen ist „Kaffeeland“ – und will Interessenten mit Genussreisen locken

Mitarbeiterin Pia Hartmann von der Manufaktur Obenauf bei der Kaffeezubereitung.

Mitarbeiterin Pia Hartmann von der Manufaktur Obenauf bei der Kaffeezubereitung.

Leipzig. Dominik Puschmann ist ein Liebhaber von Kaffee. Und er ist Unternehmer. Reiseunternehmer. Weshalb ihn die Idee antreibt, Kaffee und Reisen zu verbinden. Die von ihm initiierte erste Sächsische Kaffeekonferenz in Leipzig führt Besitzer von Kaffeehäusern und Röstereien zusammen.

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Puschmanns Unternehmen hat sich auf Sachsen als Reiseziel spezialisiert, daher der Name Sachsenträume. „Genussreisen sind im Kommen. Zu Wein und Bier ist schon viel erzählt worden, aber noch nicht ausreichend zu Kaffee“, sagt der gebürtige Thüringer.

Für ihn schlummert im Kaffee ein Schatz. Sachsen könnte das erste Bundesland werden, das sich als Kaffee-Genussland präsentiert. Mit der Idee überzeugte Puschmann auch bei „Sachsen geht weiter. Innovationswettbewerb Tourismus 2022“ und landete unter den geförderten Projekten.

Sachsen hat eine reiche Kaffee-Tradition

Mit seiner Historie sei Sachsen dafür prädestiniert, meint Marcus Lehmann von der Chemnitzer Agentur Vorlautes Netzwerk. Und er zählt auf: „Die Sachsen besitzen die älteste deutsche Kaffee-Kultur, denn in Leipzig gab es mit dem Coffe Baum das erste öffentliche Kaffeehaus in Deutschland und das zweite europaweit. Die Sachsen erließen 1697 die erste deutsche Kaffeehaus-Ordnung. Zudem erfand Melitta Bentz in Dresden 1908 den Kaffee-Filter.“ Das Kaffee-Geschirr aus Meissner Porzellan darf in seiner Auflistung ebenso wenig fehlen wie die Kaffee-Kantate von Johann Sebastian Bach oder die Anekdote vom Kaffeesachsen.

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Auf der Karl-Heine-Straße hat sich die Kaffeemanufaktur etabliert.

Auf der Karl-Heine-Straße hat sich die Kaffeemanufaktur etabliert.

Maik Reinhardt von der gleichnamigen Kaffeerösterei in Burgstädt bei Chemnitz ist, wie er sagt, „angetan“ von der Idee, Kaffee und Tourismus zu verbinden. Seit 30 Jahren ist er mit seiner Firma am Markt, verkauft Kaffee, Kaffeemaschinen und Automaten aller Größen. Kritisch merkt er an: „Sachsen hat zweifelsohne einen Schatz, aber bei Weitem schätzen nicht alle guten Kaffee.“ Als Beleg für seine Aussage zitiert er aus der Umfrage einer großen Handelskette, wonach 88 Prozent aller Kunden Kaffee nur dann kaufen, wenn er im Angebot ist. „Egal welche Sorte und egal in welcher Qualität.“

Viele neue Häuser entstanden

Vielleicht schlummert darin auch Potenzial. Axel Klein vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Sachsen sieht es jedenfalls so. Mit Genussreisen zu Röstereien und Kaffeehäusern im Land könnte man vielen die reiche Welt des Kaffees näher bringen. Gerade in den letzten Jahren sei insbesondere in den großen Städten Sachsens eine ganze Reihe Einrichtungen entstanden, geführt von Kaffeesommeliers und Baristas.

Zur Geschichte des Kaffees gehört auch seine Herkunft. Daran zu erinnern, sollte bei aller Begeisterung für die touristische Idee nicht vergessen werden. Deshalb ist Wilson Tanto Ndzi zur Kaffeekonferenz aus Dresden angereist. Er stammt aus dem Hochland im Nordwesten Kameruns, genau so wie der Rohkaffee, den er seit 2017 importiert.

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Um etwas für die Menschen in seiner Heimat, der Region um Nkambé, sowie für die lokale Infrastruktur zu tun, baute Wilson Tanto Ndzi, der in Dresden Wasseringenieurwesen studiert hat, sein Importgeschäft unter dem Namen Bongabee – Cameroon Coffee Project – auf und vertreibt qualitativ hochwertigen Arabicakaffee an lokale Röstereien in Deutschland und Österreich. Und er betreibt in Dresden Löbtau das Cross River Coffee.

Spezialisiert auf die kalte Extraktion

„Im Trommelverfahren wird bei uns der Kaffee schonend geröstet. Der Kaffee ist so bekömmlicher und seine natürlichen Aromen kommen am besten zur Geltung“, sagt er. Das wird geschätzt. Denn beim Voting von Lesern der Sächsischen Zeitung zählte die Einrichtung von Wilson Tanto Ndzi zu den besten Kaffee-Orten Dresdens.

Einer, der sich in Leipzig richtig gut mit dem Bohnengetränk auskennt, ist Jens Rettig, Chef der Manufaktur Obenauf. Der gebürtige Mannheimer hat sich ebenfalls auf direkt gehandelte Spezialitätenkaffees fokussiert und unterhält persönlich Beziehungen zu Kaffeebauern insbesondere in Mexiko und Brasilien.

Die Bohne steht im Fokus in der Kaffeerösterein Obenauf im Leipziger Westen.

Die Bohne steht im Fokus in der Kaffeerösterein Obenauf im Leipziger Westen.

Im Obenauf kann man auf unterschiedlichste Art zubereiteten Kaffee genießen, wobei der Inhaber den kalt extrahierten Kaffee dem gebrühten vorzieht. „Die kalte Extraktion ist zwar wesentlich zeitaufwändiger, holt jedoch viel feinere Aromen aus den bei uns gerösteten und gemahlenen Bohnen. Zudem entzieht die geringe Temperatur den Bohnen kaum Bitterstoffe oder Säuren.“

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Eine riesige Glasscheibe im Laden erlaubt, dass man den Röstern bei der Arbeit über die Schulter schauen kann.

Wie ein Sachsen-Kaffee sein soll

Während der Konferenz wird nicht nur diskutiert, welche Stationen Kaffeeinteressierte im Freistaat unbedingt ansteuern sollten. Es kommt auch die Idee zu einem Sachsen-Kaffee auf. Wie der schmecken soll, da sind sich die Experten fast einig: „Es muss ein klassischer Kaffee sein“, sagt Tanto Ndzi. „Schokoladig und mit wenig Säureanteil.“

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„Auf jeden Fall sehr kräftig, so mögen ihn die Sachsen“, sagt Maik Reinhardt. Wobei er gleich anschließt, dass auch die Geschmäcker hierzulande „sehr verschieden sind“. Axel Klein zitiert Kardinal Talleyrand. Der soll gesagt haben: „Der Kaffee muss sein schwarz wie der Teufel, heiß wie die Hölle, rein wie ein Engel, süß wie die Liebe.“

Bei dem Thema, so Dominik Puschmann diplomatisch, „besteht noch einiges an Klärungsbedarf.“ „Klar ist aber schon, dass wir uns erneut treffen werden. Mit mehr Teilnehmern, darunter auch Baristas.“ Zusammenkommen will man beim nächsten Mal in Chemnitz. Der Chef von Sachsenträume hofft, dass er bis dahin weitere Unterstützer gefunden hat. Auch will er die Landesmarketinggesellschaft ins Boot holen. „Ohne sie wird es nicht gehen.“

LVZ

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