Deutlich mehr Ladendiebstähle: Kriminalität in Sachsen steigt nach Corona-Jahren an
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Ein Polizist mit Handschellen und Pistole am Gürtel: Das Innenministerium in Sachsen hat am Dienstag die neue Kriminalitätsstatistik vorgestellt. 2022 wurden im Vergleich zum Vorjahr 8,4 Prozent mehr Straftaten festgestellt.
© Quelle: Oliver Berg/dpa/Archiv
Dresden. Die Kriminalität ist im vergangenen Jahr in Sachsen zwar gestiegen. Innenminister Armin Schuster (CDU) zeigte sich bei der Vorstellung der neuen Kriminalitätsstatistik für den Freistaat dennoch zufrieden. Er führte die Entwicklung auf die wenig auffälligen Corona-Jahre 2020 und 2021 zurück. Im Vergleich zum Jahr 2019, also dem Zeitraum vor der Pandemie, seien die aktuellen Zahlen dagegen niedriger.
2022 wurden insgesamt 267.312 Straftaten registriert, ein Anstieg um 8,4 Prozent. 2021 lag die Anzahl bei 246.615 Straftaten. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie waren es knapp 279.000 gewesen. „Sachsen ist und bleibt ein sicheres Bundesland“, versicherte Schuster. Er verwies darauf, dass auch die „hohe Zahl“ an aufenthaltsrechtlichen Verstößen beim Grenzübertritt in die Gesamtstatistik einfließt. Ansonsten wäre in Sachsen 2022 lediglich ein Kriminalitätsanstieg um 4,8 Prozent zu verzeichnen gewesen.
3174 Straftaten politisch nicht zuzuordnen
Der Zuwachs an Kriminalität zeigt sich vor allem in einzelnen Bereichen. Neben der unerlaubten Einreise (plus 6614 Fälle) und dem unerlaubten Aufenthalt (plus 1993 Fälle) gab es deutlich mehr Fälle von Ladendiebstählen (plus 2911 Fälle). Die Präsidentin des Landeskriminalamtes, Sonja Penzel, führte dies ebenso auf die Pandemie zurück: Die Corona-Auflagen hätten Diebstähle verhindert.
Einen deutlichen Anstieg verzeichnet die Statistik im Bereich der politisch motivierten Kriminalität. Hier sind es vor allem Delikte, die von der Polizei keinem Phänomenbereich zugeordnet werden und die stark zugenommen haben: 3174 Delikte gab es davon 2022, ein Plus von rund 80 Prozent im Vorjahresvergleich. Es handele sich dabei „ganz überwiegend“ um Verstöße gegen das Versammlungsgesetz sowie um Taten im Zusammenhang mit Corona, dem russischen Angriffskrieg und der Energiekrise, sagte Schuster. Im Gegensatz dazu blieben die Anzahl der rechtsmotivierten Delikte (1904) und linksmotivierten Delikte (1078) gegenüber 2021 nahezu konstant.
Anstieg bei Körperverletzungen und Vergewaltigungen
Die aktuellen gesellschaftlichen Konflikte sind laut Polizeiangaben bei der Entwicklung der Gewaltkriminalität zu beobachten. Die Anzahl der Straftaten in diesem Bereich hat um 14 Prozent – von 6939 auf 7874 Fälle – zugenommen: Es gibt deutliche Zuwächse bei der gefährlichen und schweren Körperverletzung (rund 11 Prozent). Auch die Anzahl an Vergewaltigungen, sexuellen Nötigungen und schweren sexuellen Übergriffen hat in dieser Dimension zugenommen. Penzel verwies darauf, dass „die meisten Gewalttäter“ ermittelt werden konnten. Die Aufklärungsquote liegt aktuell bei 78,5 Prozent. 2021 hatte sie 81,2 Prozent betragen.
2022 wurden mehr Wohnungseinbrüche (2090 Fälle) in Sachsen begangen: ein Plus von rund sechs Prozent. Der Anteil der versuchten, aber erfolglosen Einbrüche macht davon fast die Hälfte aus (45 Prozent). Das sei ein „deutliches Zeichen dafür, dass präventive Maßnahmen – einschließlich der Förderprogramme vom Bund und Freistaat – in Fragen Einbruchschutz sehr wirksam sind“, sagte die LKA-Chefin. Zudem habe man „jeden dritten Fall“ aufklären können.
Positive Entwicklung bei Autodiebstählen
Beim Autodiebstahl hat es einen Anstieg um zwei Prozent in Sachsen gegeben, von 1443 Fälle (2021) auf 1470 (2022). Insgesamt hat sich laut Polizei allerdings die Anzahl der statistisch erfassten Diebstähle in den vergangenen zehn Jahren mehr als halbiert. 2013 waren 3344 Fälle gemeldet worden, 2014 sogar 3448. Penzel wertete den Langzeitrückgang als Erfolg der guten Zusammenarbeit mit der polnischen und tschechischen Polizei. Auch die Sonderkommission Kfz in Sachsen habe sich bewährt.
Unter den 87.215 Tatverdächtigen stellten Deutsche im vergangenen Jahr die größte Gruppe: 67.310 Personen hatten die deutsche Staatsbürgerschaft, 19.905 Personen eine andere Staatsbürgerschaft. Zuwanderer waren davon 7157 Personen. Ausländerrechtliche Verstöße – beispielsweise gegen das Aufenthaltsrecht – sind in dieser Teilstatistik nicht berücksichtigt.
LVZ