Trendwende in Sachsen: Mehr Jugendliche beginnen eine Ausbildung
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In Sachsen wollen viele Jugendliche wollen Kfz-Mechatroniker werden – der Beruf ist bei jungen Männern am beliebtesten. Im September wurden in den Handwerksbetrieben 949 neue Ausbildungen begonnen. Insgesamt haben sich mehr junge Frauen und Männer für eine Lehre entscheiden als im vergangenen Jahr.
© Quelle: Hendrik Schmidt/dpa
Leipzig. In Sachsen setzen deutlich mehr Jugendliche auf eine Ausbildung als noch vor Jahresfrist. Allein bei den Industrie- und Handelskammern (IHK) stieg die Zahl der abgeschlossenen Lehrverträge um 7,2 Prozent auf 10 700. Auch das Handwerk verzeichnet ein Plus: Hier haben sachsenweit im September mehr als 4900 junge Frauen und Männer eine Ausbildung begonnen. Das sind 3 Prozent mehr als 2022. Dabei ragen die Region Leipzig (plus 6 Prozent) und insbesondere Nordsachsen (plus 18 Prozent) heraus.
Damit setzt offenbar eine Trendwende auf dem Ausbildungsmarkt ein; auch wenn mancherorts die Einstellungszahlen aus den Vor-Corona-Jahren noch nicht wieder erreicht wurden. Insgesamt waren 21 500 Lehrstellen angeboten worden – ein neuer Rekord für Sachsen!
„Chance auf Übernahme besser als je zuvor“
„Aktuell erreicht die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen neue Spitzenwerte. Das belegt, dass die Unternehmen händeringend Nachwuchskräfte suchen und hierbei auf die Ausbildung setzen“, schildert Frank Vollgold, der Sprecher der Bundesagentur für Arbeit in Sachsen.
Auch Fabian Magerl, der Hauptgeschäftsführer der IHK Leipzig, sagt: „Eine Berufsausbildung zum Facharbeiter ist ein probates Mittel zur Behebung des Fachkräftemangels. Das haben viele Unternehmen erkannt und stellen deshalb in großem Umfang Ausbildungsplätze zur Verfügung.“ Die Chancen auf eine Übernahme und Weiterentwicklung im Lehrbetrieb seien „in der heutigen Zeit besser als je zuvor“, so Magerl.
Die beliebtesten Lehrberufe der Bewerberinnen und Bewerber
1. Verkäufer/in (1596 Ausbildungsbewerber/innen)
2. Kfz-Mechatroniker (930)
3. Kaufmann/-frau, Einzelhandel (874)
4. Kaufmann/-frau, Büromanagement (658)
5. Fachlagerist/in (570)
6. Tischler/in (434)
7. Fachinformatiker (424)
8. Mechatroniker/in (397)
9. Medizinische/r Fachangestellte/r (319)
10. Friseur/in (308)
Frauenanteil in Handwerksberufen steigt
Der Frauenanteil unter den neuen Auszubildenden in Handwerksberufen liegt bei rund einem Viertel – auch hier zeigt die Tendenz nach oben. Ähnlich ist die Entwicklung im Bereich der drei Industrie- und Handelskammern: Die Zahl weiblicher Lehrlinge ist um 25 Prozent gestiegen. Unter den einzelnen Sparten verzeichnen die Metallberufe (plus 30 Prozent) und Elektroberufe (plus 52 Prozent) die höchsten Anstiege im Vergleich zum Jahr 2022.
Am beliebtesten sind nach wie vor Ausbildungen im Verkauf sowie zum Kfz-Mechatroniker. Im Handwerksbereich folgen Elektroniker und Anlagenmechaniker für Sanitär/Heizung/Klima. Aber auch Tischler, Maler/Lackierer und Köche haben Zulauf, während das Interesse, Friseurin oder Friseur zu werden, sinkt. Insgesamt werden mehr als 300 Lehrberufe angeboten.
Das sind die beliebtesten Berufe von jungen Frauen und Männern
Die beliebtesten Ausbildungsberufe bei jungen Frauen
1. Verkäuferin 959 (Ausbildungsbewerberinnen)
2. Kauffrau im Einzelhandel (461)
3. Kauffrau für Büromanagement (444)
4. Medizinische Fachangestellte (299)
5. Friseurin (215)
6. Verwaltungsfachangestellte, Kommunales (181)
7. Zahnmedizinische Fachangestellte (169)
8. Hauswirtschafterin (150)
9. Tiermedizinische Fachangestellte (140)
10. Immobilienkauffrau (125)
Die beliebtesten Ausbildungsberufe bei jungen Männern
1. Kfz-Mechatroniker/Pkw (852 Ausbildungsbewerber)
2. Verkäufer (637)
3. Fachlagerist (499)
4. Kaufmann im Einzelhandel (413)
5. Mechatroniker (377)
6. Fachinformatiker/Anwendungsentwicklung (375)
7. Tischler 352
8. Fachkraft Lagerlogistik (253)
9. Fachinformatiker/Systemintegration (250)
10. Koch 220
Hunderte Lehrstellen in Sachsen sind unbesetzt – Einstieg noch möglich
„Die Zahlen unterstreichen, dass das Handwerk trotz der angespannten konjunkturellen Lage voll auf die Ausbildung setzt“, sagt Andreas Brzezinski, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden. Auch Kurzentschlossene haben demnach noch gute Aussichten, eine Lehrstelle zu finden: „Manche Betriebe sind weiterhin auf der Suche. Das Handwerk freut sich immer über Auszubildende, auch außerhalb der regulären Starttermine.“
Denn trotz der positiven Bilanz sind noch viele Lehrstellen unbesetzt. Allein im IHK-Bereich gibt es in Sachsen noch rund 1000 freie Plätze. Auch in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Leipzig sind noch mehr als 300 Jobs zu haben, bei der Handwerkskammer Dresden fast 400. Laut Arbeitsagentur bestehen zudem gute Chancen als Fleischer und Fleischverkäufer, Beton- und Stahlbetonbauer, Konstruktions- oder Werkzeugmechaniker sowie als Speditionskauffrau/-mann.
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Mehr als die Hälfte der Betriebe konnte Stellen nicht besetzen
Auch die aktuelle IHK-Ausbildungsumfrage macht deutlich: Die Besetzung von Ausbildungsplätzen bleibt weiterhin schwierig. So gingen bei nahezu jedem zweiten Unternehmen gar keine Bewerbungen auf angebotene Stellen ein. Mehr als die Hälfte der Betriebe (59 Prozent) konnte Plätze aufgrund mangelnder Eignung der Bewerberinnen und Bewerber nicht besetzen. „Dieser Anteil ist nach wie vor auf einem hohen Niveau“, mahnen die Kammern.
LVZ