Schlechte Noten für die Schulen: Sachsen sehen im Lehrermangel das größte Problem
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Zwei Schülerinnen melden sich während des Unterrichts in einem Klassenzimmer einer Grundschule. In Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt machen sich Einwohner Sorgen um den Lehrermangel.
© Quelle: David-Wolfgang Ebener
Leipzig. In Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt blicken die Einwohner äußerst skeptisch auf ihre Schulen. Das geht aus dem ifo Bildungsbaromter hervor. Anders als beim Bildungsmonitor der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, wo Sachsen regelmäßig auf Platz 1 liegt, sehen die vom ifo-Institut befragten Einwohner die Lage in der mitteldeutschen Bildungslandschaft wesentlich kritischer.
Insbesondere der Lehrermangel wird als großes Problem angesehen, gefolgt von fehlenden finanziellen Mitteln und der Trägheit des Systems. Auch der bauliche Zustand der Schulen erhält schlechte Noten.
Das Münchner Institut hat für die repräsentative Meinungsumfrage bundesweit mehr als 5500 Erwachsene befragt. Dafür wurde Deutschland in sieben Regionen unterteilt.
Am schlechtesten schneidet Nordrhein-Westfalen (NRW) ab, am besten Bayern. Nur 20 Prozent der Befragten in NRW vergeben die Note 1 oder 2 für ihre Schulen, in Baden-Württemberg sind es 30 Prozent und in Bayern sogar 41 Prozent.
Sachsen klagen am meisten von allen über fehlende Lehrer
Die Schulen in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt schneiden bei der Befragung eher unterdurchschnittlich ab. Die mitteldeutsche Region liegt auf Platz 6 von 7 Regionen. 24 Prozent der Einwohner vergeben die Note 1 oder 2. Die Note 4 oder schlechter vergeben 19 Prozent.
82 Prozent der Einwohner in den drei Ländern betrachten den Lehrkräftemangel als ernsthaftes oder sehr ernsthaftes Problem. Das ist der höchste Wert aller Regionen in Deutschland, erklärt Ludger Wößmann, Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik.
„70 Prozent sehen mangelndes Geld für die Bildung und die Trägheit des Systems bei Veränderungen als ernsthaftes Problem, 64 Prozent eine unzureichende Digitalisierung der Schulen, 63 Prozent Lernrückstände durch Corona und 55 Prozent eine unzureichende Chancengleichheit. Rund 51 Prozent beklagen nicht ausreichend sanierte Schulgebäude“, teilt das Institut mit.
89 Prozent wollen bundesweit einheitliche Abi-Prüfungen
89 Prozent der Bewohner in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt befürworten deutschlandweit einheitliche Abiturprüfungen. Aber das wollen auch in allen anderen Regionen über 80 Prozent der Befragten.
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In den meisten Regionen befürwortet eine absolute Mehrheit von 54 bis 61 Prozent auch, das Grundgesetz zu ändern, so dass bildungspolitische Entscheidungen grundsätzlich von der Bundesregierung statt den Bundesländern getroffen werden. Lediglich in Bayern und Baden-Württemberg ist die Meinung dazu eher gespalten. Laut Barometer ist Bildungspolitik für die große Mehrheit (78 Prozent) der Befragten wichtig für die persönliche Wahlentscheidung bei Landtagswahlen, ganz besonders in den östlichen Regionen. Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt geben demnach 84 Prozent der Bewohner an, dass ihre Wahlentscheidung auch von der Bildungspolitik beeinflusst wird. Sachsen und Thüringer wählen im Herbst 2024.
Größere Klassen lehnt die Mehrheit ab
Gefragt hat das ifo auch, wie dem Engpass bei Lehrkräften begegnet werden soll. Acht von zehn Befragte sind für die Nachqualifizierung von Lehrkräften in Mangelfächern. Knapp jeder Dritte plädiert für den Einsatz von Quereinsteigern. Größere Klassen werden mehrheitlich (81 Prozent) abgelehnt.
Untersucht hat das ifo auch die regionalen Unterschiede in der Wahrnehmung von Lernrückständen durch Corona. So sind im Bundeschnitt 79 Prozent der Befragten der Meinung, dass sich die Schulbildung durch die Corona-Pandemie verschlechtert hat. 61 Prozent gehen von Lernrückständen bei den Kindern durch die monatelangen Schulschließungen aus. Die Auswirkungen seien allerdings regional sehr unterschiedlich, heißt es.
So schneiden beispielsweise Viertklässler in Bayern und Sachsen 2021 in Mathematik und Deutsch signifikant besser ab als der deutschlandweite Durchschnitt. Die schlechtsten Werte erzielen Bremen und Berlin.
LVZ