Waldbrände in Sachsen: Wie ist ein besserer Schutz möglich?
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Im Sommer 2022 brannten Teile der Sächsischen Schweiz. Auch an der berühmten Bastei versuchten bis zu 200 Einsatzkräfte, das Feuer zu stoppen und zu löschen.
© Quelle: Daniel Förster
Dresden. Sachsen bereitet sich auf eine zunehmende Waldbrandgefahr vor. In den nächsten drei Monaten solle alles getan werden, „um besser in die neue Saison zu gehen“, sagte Innenminister Armin Schuster (CDU) am Dienstag in Dresden. Neue Technik sei zwar schon bestellt worden, doch könnten beispielsweise Tanklaster im Sommer noch nicht zur Verfügung stehen. Auch deshalb soll ein „Bündel an Maßnahmen“ für einen verstärkten Brandschutz und im Notfall auch für eine schnellere Hilfe sorgen.
Im vergangenen Jahr verbrannten mehr als 1000 Hektar Wald
Im vergangenen Jahr hatten 215 Feuer in Sachsen mehr als 1000 Hektar Wald vernichtet– so viel wie sehr lange nicht. Die größten Brände waren in der Sächsischen Schweiz sowie in der Dübener und Gohrischer Heide. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 waren 3,2 Hektar den Flammen zum Opfer gefallen.
Allein in der Sächsischen Schweiz wurden 113 Hektar Wald zerstört, das sind etwa zwei Prozent des Nationalparks. Aufgrund des häufig unzugänglichen Geländes hatten Brand- und Katastrophenschützer kritisiert, dass die Löscharbeiten behindert worden seien: So mussten nicht selten zunächst Schneisen in das Dickicht geschnitten werden, was zu Verzögerungen geführt hatte.
Experten: Totholz kaum für Ausbreitung verantwortlich
Diesen Punkt kritisiert auch die Expertenkommission, die am Dienstag ihren 115-seitigen Bericht vorgelegt hat. Unter Leitung von Professor Hermann Schröder, der unter anderem bei der bundesweiten Innenministerkonferenz den Bevölkerungsschutz geleitet hatte, wurden sechs Monate lang die Ursachen, die Einsätze und etwaige Mängel bei den Waldbränden des vergangenen Jahres untersucht. Die unabhängige Kommission war von der Staatskanzlei beauftragt worden und hat im Wesentlichen ehrenamtlich gearbeitet.
„Es ging darum, wie man sich auf solche Situationen einstellen kann“, erklärte Schröder und betonte, dass keine größeren Versäumnisse ausgemacht wurden. Eine entscheidende Feststellung ist: Das viel diskutierte Totholz hat die Brände nicht entscheidend angefacht – allerdings das Löschen in vielen Fällen behindert. Aufgrund von Dürrejahren und Borkenkäfer-Schäden wird das Totholz noch zunehmen. Deshalb müsse, so Schröder, der Waldumbau vorangetrieben werden, da Laubmischwälder nicht ganz so leicht wie Nadelbäume zu entfachen sind und viel weniger Totholz abwerfen.
Kommission gibt rund hundert Empfehlungen
Die insgesamt acht Fachleute geben in ihrem Abschlussbericht immerhin rund hundert Empfehlungen. Dazu gehören Überwachungen mit Drohnen, eine verbesserte Ausbildung und Konzentration auf spezialisierte Feuerwehren sowie eine für Waldbrände tatsächlich geeignete Ausrüstung. Leichtere Schutzkleidung, wendige Technik – so lautet das Credo. „Das werden wir tun, das kann ich zusagen“, kündigte Schuster an und sprach von einem Programm für mehrere Jahre. Bis Ende 2024 stehen für den Waldbrandschutz bereits zehn Millionen Euro im Haushalt zur Verfügung, danach weitere 20 Millionen Euro.
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Totholz soll an Wegen und Ortsrändern weggeräumt werden
In den kommenden Monaten sollen zunächst einige schnell umsetzbare Ratschläge der Kommission ausgeführt werden. Dazu gehört unter anderem, die Rettungs- und Waldwege frei zu halten: Das betrifft vor allem die Beräumung von Totholz – also zumeist umgestürzte Bäume, aber auch abgestorbenes Astwerk – entlang der Wege.
Auch Orte sollen an den Waldrändern auf diese Weise besser geschützt werden: Das heißt, dass beispielsweise Bäume ausgedünnt und auch abgestorbene Gehölze entfernt werden müssten. Die Expertenkommission hält zudem Eingriffe auch in der Kernzone des Nationalparks Sächsische Schweiz für möglich. So könnte der absolute Schutzstatus in Maßen gelockert werden, um Ortschaften schützen zu können. Zudem soll der Neubau von Zisternen für eine ausreichende und nahe Versorgung mit Löschwasser sorgen.