Gedanken zu Weihnachten

Der Glaube an die Weihnachtsidee

Der Heiland ist geboren. Ist er in diesen Zeiten auch ein Friedensengel? Die Krippendarstellung auf dem Petersplatz in Rom. Foto: Imago

Der Heiland ist geboren. Ist er in diesen Zeiten auch ein Friedensengel? Die Krippendarstellung auf dem Petersplatz in Rom. Foto: Imago

Leipzig. Kaum zu glauben, dass schon wieder Weihnachten ist. Und diese abenteuerliche Geschichte ist es schon gar nicht: Jungfrauengeburt im Stall, bewacht von Ochs und Esel, bestaunt von Hirten, besungen von Engeln. Hätte Gott seinerzeit seinen Sohn auf die Erde geschickt, um die Menschheit zu erlösen – stünden dann die Erde am Abgrund und Menschen im Krieg an diesem Weihnachtsfest im Jahr der Zeitenwende?

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Idee der Liebe zu allen Menschen

Eine Zeitenwende markiert auch das, von dem viele glauben, dass es damals in Betlehem tatsächlich geschah: Das christliche Abendland teilt die Zeit in ein Vorher und ein Nachher. Und dass sie, wenn sie denn geschah, nicht im Jahr Null geschah, diese Geburt im Stall, ist im Grunde unerheblich. Denn diese Zeitenwende war eine allmähliche, herbeigeführt durch eine Idee, die in die Welt kam und sich langsam, sehr langsam zuerst nur verbreitete. Es ist die Idee der Liebe zu den, zu allen Menschen – sie trug den Humanismus in sich, und der führte in die Aufklärung.

Lesen Sie auch

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die glaubte zunächst einmal gar nichts, hinterfragte alles und jeden. Und obschon die schönen Geschichten von Maria und Josef und dem Jesuskind in seiner Krippe den Buchstaben nach ihren Nachfragen nicht standhielten, hielt sie an Weihnachten fest. Ja mit der Aufklärung und der Industrialisierung wurde das Weihnachtsfest erst allmählich, was es heute ist: das wichtigste Familienfest im Jahreskreis.

Mensch neigt zur Besserwisserei

Dafür spielt es kaum eine Rolle, wie viele tatsächlich glauben, was ihnen da in der Kirche vorgelesen oder vorgespielt wird. Denn der Glaube im Sinne der Religion ist ein anderer, er ist eher Gewissheit, die sich nicht erschüttern lässt von Wissenschaft und Logik. Und weil der Mensch in seiner Gewissheit zur Besserwisserei neigt, ist im Namen der Idee, die um die Zeitenwende herum entstand, auch Leid in die Welt gebracht worden. Doch macht dies die Idee nicht schlechter.

Heute verfestigt sich der Eindruck, die voraufklärerische Form des Glaubens sei wieder auf dem Vormarsch: In der Überzeugung, es besser zu wissen, glauben immer mehr immer weniger von dem, was doch eigentlich gewiss ist, und ziehen sich zurück auf Verschwörungstheorien, die sie mit quasireligiöser Glaubensgewissheit vertreten. Gegen diese Form von Glauben ist kein Kraut gewachsen, ihre Ablehnung stärkt im Gegenteil noch das Zusammengehörigkeitsgefühl sich verfolgt Wähnender.

Jeder einzelne Mensch verdient den Respekt

Vor rund 2000 Jahren wurden die, die fest an die neue Idee glaubten, tatsächlich verfolgt. Aber die Idee war gut. Sie ist gut. Und statt ausschließlich darauf zu blicken, was Kirchen in ihrem Namen angerichtet haben, lohnt es sich, wenigstens einmal im Jahr der alten Geschichte zuzuhören, um hinter ihren Buchstaben diese Botschaft zu erkennen: Gott hat sich den Menschen gleich gemacht, folglich sind die Menschen wie Gott, und jede und jeder einzelne verdient den Respekt, die Achtung, die Liebe, mit der wir Gott begegnen sollten, wenn es ihn gibt.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Glauben Sie also, was Sie wollen. Aber wenn wir alle uns alle Jahre wieder auf diese Idee hinter dem Glauben besännen, es wäre viel gewonnen für Mensch und Erde.

Mehr aus Sachsen

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken