Hilfe für Wohnungslose

Wie sich Sachsens Obdachlosen-Unterkünfte auf den Corona-Winter vorbereiten

In der Ökumenischen Kontaktstube für wohnungslose Menschen „Leipziger Oase“ sitzen Männer, die ein warmes Mittagessen bekommen haben.

In der Ökumenischen Kontaktstube für wohnungslose Menschen „Leipziger Oase“ sitzen Männer, die ein warmes Mittagessen bekommen haben.

Dresden. Eine wärmendes Dach über dem Kopf, eine warme Mahlzeit: Die Aufenthaltsräume und Notunterkünfte der Kommunen und Wohlfahrtsverbände sind auch unter Corona-Bedingungen auf den Empfang von wohnungslosen Menschen während der kalten Jahreszeit vorbereitet. In Dresden etwa haben die ökumenischen Nachtcafés eröffnet. Anfang November wurden in der Dreikönigskirche in der Äußeren Neustadt die ersten neun Gäste diese Saison begrüßt. „Das läuft jetzt langsam an“, sagte der Chef der Dresdner Stadtmission, Thomas Slesazeck, bei einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Allerdings beklagen einige Anbieter, dass durch die Abstandsregeln etwa in Aufenthaltsräumen für Wohnungslose viele Plätze ungenutzt bleiben.

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Zweite Corona-Saison – mit eingespielten Abläufen

Es ist die nunmehr 26. Saison der Dresdner Nachtcafés. Bis zum 31. März 2022 bieten sieben kirchliche Einrichtungen Wohnungslosen ein Abendessen, eine Möglichkeit sich zu waschen und einen warmen Übernachtungsplatz. Im Wechsel öffnet täglich eine andere Kirche oder ein Gemeindehaus die Tür. Slesazeck zufolge sind an jedem Abend zwischen 12 bis 25 Übernachtungsplätze verfügbar - je nach Möglichkeit der gerade gastgebenden Gemeinde. Dank der Test- und Hygienevorkehrungen seien das ähnlich viele wie im vergangenen Winter. Es gilt die 3G-Regel. Wer nicht gegen das Corona-Virus geimpft oder genesen ist, kann getestet werden und auch eine Maske gibt es gratis. Die Abstimmung der Hygiene-Pläne mit dem Gesundheitsamt habe reibungslos funktioniert. Da hätten sich die Abläufe eingespielt, sagte Slesazeck.

Es sind aber nicht nur Wohnungslose, die den Weg zum Nachtcafé finden, wie Slesazeck berichtete. Bisweilen kämen auch Fernfahrer oder EU-Ausländer, die sich in der Stadt aufhielten und möglicherweise gerade einer prekären Beschäftigung nachgingen, die ein Dach für die Nacht suchten.

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Das Leben auf der Straße ist hart. Kommunen und soziale Einrichtungen halten Angebote für Menschen ohne Obdach vor - auch unter Corona-Bedingungen.

Das Leben auf der Straße ist hart. Kommunen und soziale Einrichtungen halten Angebote für Menschen ohne Obdach vor - auch unter Corona-Bedingungen.

Mit 361 Plätzen in Übergangswohnheimen, Gewährleistungswohnungen und Notunterkünften ist die Kapazität der Stadt jedoch deutlich größer. Die Auslastung schwankte im vergangenen Winter, in der Zeit von Oktober 2020 bis März 2021, monatlich zwischen 80 und 83 Prozent.

Chemnitz: Zahl der Obdachlosen ist nicht bekannt

In dem von der Stadt betriebenen „Wohnprojekt Eins“ in Chemnitz lebten den Angaben zufolge Stand Ende September 34 Menschen ohne eigene Wohnung. 29 von ihnen nutzten das Nachtquartier, 10 kämen nur zum Schlafen. Aktuell stehen in dem Projekt 64 Plätze zur Verfügung.

Wie viele Menschen in Chemnitz obdachlos sind, ist nicht bekannt. Tagsüber können sie sich im unter anderem im Tagestreff „Haltestelle“ der Diakonie aufwärmen, etwas essen oder dort ihre Post in Empfang nehmen. Wegen der Abstandsregeln können sich den Räumen aber statt der sonst 20 bis 30 Menschen nur 8 bis 10 gleichzeitig aufhalten. Im vergangenen Winter seien deswegen vom Sozialamt zusätzlich Räume angemietet worden, sagte der Leiter der Chemnitzer Diakonie-Wohnungsnotfallhilfe, Alfred Mucha.

Bis zu 100 Menschen täglich in der „Leipziger Oase“

In der „Leipziger Oase“ finden wohnungslose Menschen tagsüber eine Wärmestube und bei schlechtem Wetter ein schützendes Dach. Sie können sich waschen, in einer Wäschekammer die Kleidung erneuern oder ergänzen, die Post abholen oder erhalten eine warme Mahlzeit. Täglich kommen etwa 80 bis 100 Menschen. Doch auch dort müssen wegen der Corona-Pandemie Abstände eingehalten werden und so können im Aufenthaltsraum statt der sonst üblichen 35 Sitzplätze jetzt nur 14 angeboten werden. Wer keinen Platz findet, muss warten. Rund 150 Schlafsäcke seien für den Winter an Wohnungslose verteilt worden, sagte der Leiter der „Oase“, Benjamin Müller. Die Menschen wirkten im zweitem Corona-Winter „noch zerrütteter als sonst“. In den vergangenen fünf bis sechs Jahren sei die Zahl der Hilfe suchenden Wohnungslosen immer mehr gestiegen. Unter ihnen seien auch viele Frauen. Ihr Anteil liege bei etwa 20 Prozent.

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Wie viele wohnungslose Menschen es in Sachsen gibt, ist nicht bekannt. Bei der Wohnungsnotfallhilfe der Diakonie Sachsen ist laut einem Bericht die Zahl der Ratsuchenden von 2015 bis 2020 von 2722 auf 3178 gestiegen. Von denen seien mindestens 1051 schon wohnungslos, weitere 507 seien akut von Wohnungslosigkeit bedroht.



Von RND/dpa

LVZ

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