Nahverkehr

Zu wenig S-Bahnen: Linien in Leipzig werden zusammengelegt

Eine S-Bahn der Linie S3 in der City-Tunnel-Station am Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig.

Eine S-Bahn der Linie S3 in der City-Tunnel-Station am Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig.

Leipzig. "Es verkehrt abweichend nur ein Zugteil. Eine hohe Auslastung wird erwartet" – Nutzer des Mitteldeutschen S-Bahn-Netzes können diese seit Wochen und Monaten auf der Internetseite der Deutschen Bahn aufploppende Information schon auswendig aufsagen. Offenbar bekommt die Betreiberin des S-Bahn-Netzes ihre Kapazitätsprobleme wie schon in den letzten Jahren nicht in den Griff. Besonders auf den beiden Premiumstrecken S3 zwischen Leipzig und Halle sowie der S5/S5x von Leipzig über den Flughafen in die Saalestadt ist zuletzt kaum ein Tag vergangen, an dem S-Bahnen nur einteilig – also mit halber Anzahl an Plätzen oder noch weniger – unterwegs waren.

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Wie schlimm die Situation ist, zeigen Zahlen, die der Besteller des Netzes, der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL), auf LVZ-Anfrage am Freitag herausrückte. So fehlten allein am Donnerstag fast 20 Prozent der für einen ordnungsgemäßen Betrieb notwendigen Fahrzeuge. „Das führte dazu, dass allein an diesem Tag 72 Zugfahrten auf den Linien S3, S4, S5 und S5x geschwächt wurden, also nicht in der von den Aufgabenträgern bestellten Zuglänge verkehrten“, erklärte ZVNL-Sprecherin Nadine Stitterich. Derzeit habe der ZVNL keine belastbare Aussage von der DB Regio, wann sich die Situation wieder bessern wird.

Eine S-Bahn hält an der Station Neue Messe in Leipzig

Eine S-Bahn hält an der Station Neue Messe in Leipzig.

Zusammenlegung von Linien

Jetzt die nächste Stufe: „Wegen Baumaßnahmen im Verkehrsgebiet der S-Bahn Mitteldeutschland und Verlängerung der Instandhaltungsarbeiten an den Fahrzeugen kommt es ab Montag bis zum Ende des Schuljahres am 5. Juli 2019 zu geringfügigen Fahrplanänderungen. Diese Änderungen sind mit dem Aufgabenträger abgesprochen“, erklärt ein Bahn-Sprecher auf LVZ-Anfrage. Geringfügig bedeutet in diesem Fall, dass die Linien S1 und S6 ab Montag zusammengelegt werden. Die Bahn spricht von „miteinander kombiniert“. Konkret heißt dies:

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Die S6 aus Richtung Geithain/Borna fährt ab Leipzig Hbf als Linie S1 weiter in Richtung Miltitzer Allee.

Der Streckenabschnitt der S1 entfällt zwischen Leipzig Hbf und Leipzig-Stötteritz, dafür können Reisende die S2 nach Leipzig-Stötteritz oder die S4 in Richtung Wurzen nutzen.

Der Abschnitt der S6 Leipzig Hbf–Leipzig Messe entfällt. Reisende werden hier gebeten, auf die S2 Richtung Bitterfeld/Dessau/Wittenberg (hält in Leipzig Nord, Essener Straße, Leipzig Messe), die S4 in Richtung Eilenburg (hält in Leipzig Nord) sowie die S5 und S5x in Richtung Halle (hält in Leipzig Messe) ausweichen.

„Durch diese Änderung werden zusätzliche Fahrzeuge auf den stark nachgefragten S-Bahn-Linien und Streckenabschnitten – insbesondere zwischen Leipzig und Halle – frei und helfen dort, das Platzangebot sicherzustellen“, erklärt der Bahn-Sprecher.

Hintergründe teils unklar

Zu den genauen Hintergründen der Probleme hält er sich allerdings bedeckt. Nur so viel lässt er durchblicken: „Die Baumaßnahmen erschweren die planmäßige Zuführung der Fahrzeuge in die Werkstätten.“ Zusätzlich gebe es bei den Dienstleistern Lieferschwierigkeiten in der Materialbeschaffung für die Instandhaltung. „Dies führt zu verlängerten Standzeiten“, so der Sprecher, der zugleich betont: „Alle S-Bahnen konnten bisher planmäßig verkehren, allerdings teilweise nicht mit dem vorgesehenen Sitzplatzangebot.“ Wobei teilweise auf einigen Strecken ziemlich untertrieben sein dürfte.

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Etwas konkreter wird die ZVNL-Sprecherin: „Hauptgründe für die nicht komplette Verfügbarkeit sind neben der seit April begonnenen Fenster- und Fußbodensanierung vor allem der Austausch der Fahrmotoren und Radsätze.“ Nach Aussage der DB Regio AG stünden momentan aber nicht für alle Fahrzeuge entsprechende Ersatzteile zur Verfügung. Die Fahrzeugmotoren der Talent-2-Züge seien „mittlerweile an das Ende ihrer ersten Einsatzzeit gekommen und müssen daher gemäß den Vorschriften des Eisenbahnbundesamtes für regelmäßige Fahrzeugwartung getauscht werden“, so Stitterich.

Bahn muss Strafe zahlen

Die Bahn kommt als Betreiberin keineswegs mit einem blauen Auge oder einer Ermahnung davon. Für jede S-Bahn, die zu kurz ist oder die mit Graffiti umherfährt, muss sie pro Tag eine Vertragsstrafe entrichten. Bahn-Insidern zufolge sind dies mindestens 200 Euro. Dies würde nach Adam Riese bedeuten, dass allein am Donnerstag fast 15.000 Euro Vertragsstrafe aufgelaufen sind. Offiziell wollen dazu weder die Bahn noch der ZVNL mit Verweis auf das Vertragsgeheimnis Stellung beziehen.

Mehr Infos gibt es unter www.bahn.de/aktuell und www.s-bahn-mitteldeutschland.de.

Von Martin Pelzl

LVZ

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