Après-Ski, Adé: Ischgl-Wirt verschiebt Wiedereröffnung
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Wirt Bernhard Zangerl muss die geplante Wiedereröffnung des Kitzlochs verschieben.
© Quelle: Getty Images
Ischgl. Hochgestellte Stühle, leere Tresen, ausgeschaltete Musikboxen: Dieses Bild prägte die letzten eineinhalb Jahre das Kitzloch. In der Aprés-Ski-Bar im österreichischen Ischgl, einem bis dahin beliebten Wintersportort, wurde im März vergangenen Jahres bei einem Mitarbeiter die erste Corona-Infektion festgestellt. Es folgten viele weitere Erkrankungen, zum Teil auch tödliche. Heute gilt Ischgl als der erste Corona-Hotspot Europas – und der Bar wurde eine Mitschuld daran gegeben.
Nach eineinhalb tristen Jahren der Schließung wollte Wirt Bernhard Zangerl nun aber einen Neustart wagen – und am Samstag die Wiedereröffnung des Kitzlochs feiern. Doch die dramatische Corona-Lage in Österreich macht ihm einen Strich durch die Rechnung: An diesem Freitagvormittag verkündete Bundeskanzler Alexander Schallenberg einen Lockdown für ganz Österreich ab Montag, nachdem am Donnerstag bereits die besonders hart getroffenen Bundesländer Salzburg und Oberösterreich einen solchen angekündigt hatten.
Maximal 20 Tage sollen Gastronomie, die meisten Geschäfte und auch Schulen schließen, nach zehn Tagen werde die Lage neu bewertet. Das Land leidet unter einer massiven vierten Corona-Welle. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner liegt laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) bei 990,7 (Stand: 18.11.). In fünf von neun Bundesländern liegt die Inzidenz sogar bei über 1000.
Zangerl sagt geplante Aprés-Ski-Sause vorerst ab
Zangerl sagt seine geplante Aprés-Ski-Sause deshalb ab – auch wenn sie am Samstag theoretisch gesehen noch möglich wäre, weil der Lockdown erst am Montag startet. „Schweren Herzens müssen wir euch leider mitteilen, dass wir unser Kitz is back - Opening aufgrund der aktuellen Lage verschieben werden“, heißt es auf der Facebook-Seite des „Kitzloch“. „Wir sind natürlich traurig über die Verkündung, hoffen aber auf den 13.12., dass wir da dann wieder öffnen dürfen“, sagt Zangerl dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) am Freitag. Das wäre der erste Tag nach dem 20-tägigen Lockdown.
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Nur etwa eine Woche zuvor hatte er noch berichtet, am Sonntag nach der Eröffnungsfeier noch einen Ruhetag einlegen zu wollen, bevor es dann richtig losgehe: „Ab Montag ist dann durchgehend geöffnet bis zum 1. Mai“, gab er sich da noch optimistisch. Daraus wird nun nichts. Während Zangerl aber hofft, direkt nach dem Lockdown und damit noch vor Weihnachten öffnen zu dürfen, setzt die Wintersportbranche auf ein Durchstarten erst in der zweiten Saisonhälfte ab Mitte Januar, wie Susanne Kraus-Winkler vom Fachverband Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) am Freitag sagte.
Schadensersatzklagen gegen den Staat Österreich nach Ausbruch in Ischgl
Schon vor Verkündung des Lockdowns hatte der Skiort Ischgl sich Mühe gegeben, ein sicheres Wintersporterlebnis zu bieten. Das Image sollte nicht noch mehr beschädigt werden: Wegen der massenhaften Corona-Infektionen in Ischgl im März 2020 laufen aktuell zahlreiche Schadensersatzklagen gegen den Staat Österreich. Der Vorwurf: Politiker und Behörden sollen aus wirtschaftlichen Interessen zu lasch auf die Infektionen reagiert haben. Erst spät wurde die Skisaison letztes Jahr im März beendet, die Abreise erfolgte chaotisch, auch das Kitzloch blieb noch einige Tage auf, nachdem der Mitarbeiter positiv getestet wurde. Zunächst mal wurde nur das Personal ausgetauscht.
Damit so was nicht noch mal passiert, wurde bereits am vergangenen Dienstag bekannt gegeben, dass zum da noch geplanten Start der diesjährigen Wintersaison am 25. November auf das traditionelle Eröffnungskonzert verzichtet werde, für das der Auftritt eines Poptrios sowie der italienischen Popsängerin Alice („Per Elisa“) geplant waren. Zudem wurde ein Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen erlassen. Abendliche Sperren der Parkplätze sollten dazu führen, dass Busse spätestens um 19.30 Uhr den Ort wieder verlassen. Eine Verordnung verbot außerdem den Ausschank von Alkohol sowie das Grillen oder partyähnliche Zusammenkünfte bei den Parkplätzen. Der Ort wolle sich zum Saisonstart nun ganz auf das Skifahren konzentrieren. Doch auch das fällt jetzt flach: Auch für Geimpfte und Genesene fällt dank Lockdowns der Winterurlaub womöglich bis einschließlich 12. Dezember flach.
Kitzloch-Wirt hoffte auf Effektivität der 2G-Regelung
„Der schlimmste Fall wäre, wenn man die Saison wieder frühzeitig beenden müsste“, hatte Kitzloch-Wirt Zangerl dem RND noch vor einer Woche gesagt. Nun wurde sein Alptraum bereits Realität, bevor die Bar überhaupt wieder öffnen konnte. Er hatte die bereits zuvor beschlossenen 2G-Regeln gutgeheißen, weil er sich davon mehr Sicherheit erhoffte und damit eine laufende Saison. Doch 2G reichte nicht aus, um die vierte Welle in dem Land zu brechen.
mit dpa