Arzt beklagt „Bürokratieversagen“ beim Impfen: ein Faktencheck

Ein Arzt klebt nach einer Impfung ein Pflaster auf die Einstichstelle (Symbolbild).

Ein Arzt klebt nach einer Impfung ein Pflaster auf die Einstichstelle (Symbolbild).

Ein Kinderpsychiater aus Hannover berichtet auf Twitter von seinem Versuch, sich als Impfarzt anzumelden und wirft den Behörden in dem Zusammenhang „Bürokratieversagen“ vor. Er schreibt von Impfstoff gegen das Coronavirus, der, wie er gehört habe, „massig in Kühlschränken“ lagere und Listen, auf denen die „Karrieren als Impfärzte“ trotz großer Bereitschaft der Mediziner enden würden.

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Seine Tweets wurden inzwischen tausendfach gelikt und geteilt – doch stimmen die Aussagen auch? Die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ (HAZ) hat die Vorwürfe und Behauptungen einem Faktencheck unterzogen – und bei genauerem Hinschauen scheint sich vieles etwas anders darzustellen.

„Ich habe mich bei der Region Hannover als Impfarzt gemeldet. Daraus wurde nichts. Ein Thread über Bürokratieversagen“: Mit diesen Worten beginnt der Kinderpsychiater Oliver Dierssen aus dem niedersächsischen Gehrden nahe Hannover eine Serie von Tweets, die in dem sozialen Netzwerk in den vergangenen Tagen für viel Aufmerksamkeit sorgten.

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Ein Blick auf die Aussagen und die Recherchen der HAZ zu den Vorwürfen und Behauptungen.

Dierssen schreibt: „Die Region Hannover entwickelt sich zum Hotspot in Niedersachsen. Vom 8. bis zum 10.3. ist die Inzidenz dort von 103 auf 121 hochgeschnellt.“

Die HAZ schreibt dazu, dass es für das Hochschnellen des Wertes von 103,8 am vergangenen Montag auf 121,1 am vergangenen Mittwoch eine einfache Erklärung gebe: In der Vorwoche habe es Meldeprobleme gegeben, von Dienstag auf Mittwoch, 2. auf 3. März, seien nur sehr wenig Testergebnisse von den Laboren an die Region gemeldet worden, deshalb sei der Inzidenzwert auf einen Schlag von 103,9 auf 88,7 gesunken. Beim kräftigen Anstieg in dieser Woche handelt es sich also um einen „mathematischen Effekt“.

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Dierssen schreibt: „Die Impfzentren in Hannover arbeiten in etwa zu den regulären Ladenöffnungszeiten. Am Sonntag impft dort niemand, nachts schon gar nicht.“

Die HAZ schreibt dazu, dass sich das einzige Impfzentrum für die Region Hannover auf dem Messegelände in Hannover befinde, es habe nach Angaben der Stadt Hannover täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet, auch samstags und sonntags. Ob dort auch nachts geimpft werde, hänge nach Angaben eines Stadtsprechers von der Verfügbarkeit des Impfstoffs und auch von der Impfbereitschaft ab.

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Dierssen schreibt: „Warum wird in der Region Hannover so wenig geimpft? Liegt’s am Impfstoff? Nein, der lagert laut Medienberichten massig in den Kühlschränken.“

Laut HAZ sagte die Leiterin des Krisenstabs des Landes Niedersachsen, Claudia Schröder, am Freitag, dass Impfstoff, der ankomme, innerhalb von drei bis fünf Tagen verimpft werde. „Es liegt kein Impfstoff auf Halde, alle Dosen, die da sind, sind verplant.“

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Dierssen schreibt, nach seiner Anmeldung als Impfarzt sei ihm mitgeteilt worden, dass auf der Warteliste für Impfärzte in der Region Hannover tausend Ärztinnen und Ärzte über ihm auf der Liste stehen.

Die HAZ zitiert einen Sprecher der Stadt Hannover mit den Worten, dass maßgebliches Kriterium bei der Auswahl der Ärztinnen und Ärzte für den Impfdienst deren Verfügbarkeit sei. Die Stadt lege Wert darauf, jeweils ganze Schichten zu vergeben, um den bürokratischen Aufwand zu verringern. Mehr als zehn Schichten könne kein Arzt buchen. Derzeit gebe es einen Pool von 179 Ärzten und Ärztinnen, die die Verfügbarkeitskriterien erfüllten.

Täglich benötige die Region Hannover 20 Fachkräfte, um die Impfzeiten von 8 bis 18 Uhr abzudecken, so der Stadtsprecher weiter. Die Anzahl der eingesetzten Mediziner bemesse sich an der Menge des zur Verfügung stehenden Impfstoffs – wenn mehr Impfstoff geliefert werde, werde die Anzahl der Ärzte erhöht. Auf der Warteliste würden rund 900 Mediziner stehen.

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Im Gespräch mit der HAZ sagte Kinderpsychiater Dierssen, er wolle mit seinen Twitter-Nachrichten vor allem erreichen, dass Hausärzte endlich gegen das Coronavirus impfen könnten. Denn viele Menschen seien gar nicht in der Lage, zum Impfzentrum zu kommen. Es müsse mit dem Impfen schneller vorangehen: „Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass Deutschland so schlecht dasteht.“

Das Land hingehen betonte laut HAZ, es habe keinen Sinn, Hausärzte in ein System einzubinden, in dem es schlicht noch an Impfstoff fehle.

+++ Den kompletten Faktencheck mit weiteren Infos finden Sie auf haz.de. +++

RND/seb

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